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Zielfisch Dorsch: Vibrations-Alarm

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Zielfisch Dorsch: Vibrations-Alarm

Wie gut beißen Dorsche auf Cycaden & Co.? Dustin Schöne und Jan Josefiak haben es ausprobiert.

Yeah, Doppeldrill! Beim Dorschangeln zwar keine Sensation, aber schon schön, wenn man ausschließlich auf Köder setzt, mit denen man zuvor noch nie auf Dorsch gefischt hat. Unser Experiment scheint zu funktionieren. Aber der Reihe nach…

Am 10. und 11. Mai 2007 sind Dustin und ich zu Gast beim Team Bodden-Angeln in Schaprode auf Rügen. Gemeinsam mit Mathias Fuhrmann wollen wir Köder testen, die in den Boxen vieler Meeresangler ein Schattendasein führen – wenn sie überhaupt dort anzutreffen sind. Die Rede ist von Vibrationsködern. Drei Typen haben wir dabei, natürlich in zahllosen Farben, Formen und Gewichten: Cycaden (auch Blattpilker genannt), Vertikalpilker und Vertikalwobbler. Allen Modellen ist gemein, dass sie vertikal aufgehängt sind. Die Öse befindet sich also am Rücken, nicht am Kopf wie beim klassischen Pilker oder einem aufgezogenen Gummifisch. Infolge dieser speziellen Aufhängung entfalten die Köder ihr charakteristisches Spiel: Unter Zug vibrieren, flattern, schwingen oder schaukeln sie hin und her, je nach Köderform und Führungsweise von hochfrequent bis langsam und ausladend. Dabei geben sie ordentlich Druckwellen ab, was ja immer eine gute Voraussetzung fürs erfolgreiche Dorschangeln ist.

Doch damit sich die Dorsche als freiwillige Ködertester auf unsere Kandidaten stürzen können, müssen wir erstmal zu ihnen hinauskommen. Ob das klappt, ist bei unserer Ankunft am Abend vor dem ersten Angeltag etwas fraglich. Denn Sturm peitscht über das Dach der Pension „Haus am Wind“, in der wir bei Heike und Detlef Gögge untergebracht sind. Und leider verheißt die Wettervorhersage auch für den nächsten Tag alles andere als Ententeich.

 

Druck-Macher: Mac Fish Blinker-Cycade, Cykada von Marek Pokutycki, Seawaver Nordic und Rattlin‘ Rapala (v.l.).

 

Um 5.00 Uhr klingelt uns der Wecker aus dem Schlaf. Wir wanken müde in den Frühstücksraum. Fragend schauen wir Mathias an. Er nickt. Wir können also rausfahren – sehr gut! Schnell runter zum Hafen, Gerät ins Boot, und los geht‘s. Mathias vermutet die Dorsche in Tiefen zwischen acht und elf Metern. In seinem GPS hat er jede Menge Hotspots verzeichnet. Um herauszufinden, wo genau die Dorsche sich heute herumtreiben, schleppen wir zunächst mit Schwimmwobblern. Zum Einsatz kommen Deep Tail Dancer von Rapala, die bis zu elf Meter tief tauchen, wenn man ihnen genug Leine lässt. Gerade als wir darüber philosophieren, ob die Ostseeleoparden nun besonders darauf stehen, dass man den Wobbler mit der Tauchschaufel immer wieder über den Grund schrabben lässt, steigt der erste Kollege ein und kurz darauf Leopard 2: Gleich zu Beginn ein Doppeldrill, wenn das kein gutes Omen ist!

 

Zeit für Cycaden

Jetzt können wir sicher sein, dass wir uns in der guten Gesellschaft hungriger Dorsche befinden. Zeit für Cycaden! Die fürs Meeresangeln tauglichen Blattpilker bestehen meistens aus einer leicht sichelförmigen, dünnwandigen Metallplatte, die im Kopfbereich durch ein ovales Gewicht beschwert ist und sich zum Schwanz hin verjüngt. Entlang des Rückens befinden sich mehrere Bohrungen zur Aufhängung in den Karabiner. Je weiter hinten man den Blattpilker einhängt, desto ausladender flattert er. Wir entscheiden uns für gemäßigte Vibrationen. Bei den Cycaden gibt es übrigens beinahe mehr Schreibweisen als Hersteller. Heute starten wir mit leichten Cycadas der schwer aussprechbaren Marke Marek Pokutycki. Bei acht bis elf Metern Tiefe und mäßiger Drift reichen 25 Gramm völlig aus. Als Farbe wählen wir zunächst Silber-Blau, da der Hering noch in Küstennähe steht, und die klassische Ostsee-Farbkombination Gelb-Rot.

 

Good Vibrations: Mathias Fuhrmann und Jan Josefiak (v.l.) präsentieren zwei Dorsche, die auf Cycaden bissen.

 

Gleich beim ersten Wurf findet das Heringsimitat einen dankbaren Abnehmer, der sich allerdings durch beherzte Sprünge als Hornhecht zu erkennen gibt. Aber zum Glück lassen auch die Dorsche nicht lange auf sich warten. Der erste Leopard schnappt sich meinen Hering, und wenige Sekunden später scheppert es auch bei Mathias, der gerade die grelle Variante fischt. Doppeldrill reloaded!

 

Zur Führungsweise: Wir jiggen die Cycaden wie einen Gummifisch am Bleikopf. Nach dem Auswerfen lassen wir den Blattpilker bis zum Grund durchsacken, heben ihn dann 50 Zentimeter bis einen Meter an, lassen ihn wieder kontrolliert an straffer Schnur hinabtrudeln, heben ihn erneut vom Grund ab und so weiter. Dabei variieren wir so lange die Zuggeschwindigkeit, bis wir den Eindruck gewinnen, dass die Dorsche heute besonders auf kräftiges Anrucken stehen. Die Bisse kommen zu jeder Phase, bevorzugt aber beim Anlupfen, also in dem Moment, in dem die Cycade ins Vibrieren gerät. Anfangs fischen wir teils in der Andrift und teils in der Abdrift. Der Vorteil beim Fischen in der Andrift ist natürlich, dass man mehr Fläche machen kann: Man feuert den Köder weit hinaus und jiggt ihn zügig wieder heran, da man mit dem Boot auf ihn zutreibt. Für die weiten Würfe, die beim Fischen in der Andrift wichtig sind, eignen sich die Cycaden aufgrund ihrer aerodynamischen Form hervorragend. Dennoch erweist sich das Fischen schräg in der Abdrift letztlich als erfolgreicher. Der Grund ist vermutlich, dass dabei auch während des Absinkens durch die Bootsdrift Zug auf den Köder ausgeübt wird, so dass er auch in dieser Phase leicht flattert.

Gegen 14 Uhr ändert sich plötzlich das Wetter. Innerhalb kürzester Zeit frischt der Wind erheblich auf: Konnten wir bis jetzt noch bei 2 bis 3 Windstärken fischen, fegen nun Böen bis Stärke 7 über die See! Da fackelt Mathias nicht lange: Sofort wird der Rückzug angetreten, denn Sicherheit geht vor. Mit 75 PS brettern wir über das aufgeschäumte Wasser. Wehe dem, der jetzt kein rauwassertaugliches und ausreichend motorisiertes Boot hat…

 

Vertikal unterm Boot

Am zweiten Tag wollen wir unser Glück weiter draußen versuchen, in tieferem Wasser. Mathias hat uns von ein paar Hotspots erzählt, die wir unbedingt kennenlernen möchten.

Nach etwa einer Stunde Fahrt sind wir an der ersten viel versprechenden Stelle angekommen. 30 Meter Tiefe zeigt das Echolot an – da müssen schwerere Kaliber ans Band als gestern. Hier draußen haben wir kaum noch Wind, Strömung auch nicht, also auch kaum Drift. Nicht gerade ideale Bedingungen zum Dorschangeln – aber ideale Bedingungen für den Einsatz der Vibrationsköder, denen man auch bei wenig Drift noch viel Leben einhauchen kann.

Wir beginnen mit Vertikalpilkern des Modells Seawaver Nordic von Volker Dapoz. Die Bauweise ähnelt jener der Cycaden: Der bauchige Körper ist leicht sichelförmig geschwungen. Allerdings ist der Seawaver voluminöser, sein Gewicht ist über den ganzen Körper verteilt, auch wenn es sich wie bei den Cycaden im Kopfbereich konzentriert. Die Rückenpartie, in deren vorderem Teil sich die Öse für den Karabiner befindet, ist über die gesamte Körperachse hinweg deutlich schmaler als der gewichtige Bauch. Diese Konstruktion sorgt dafür, dass der Köder unter Zug zu flattern beginnt. Heute sind keine weiten Würfe nötig: Wir lassen den Vertikalpilker direkt am Boot hinunter oder befördern ihn mit einem leichten Pendelwurf ein paar Meter seitlich hinaus. Nach dem Absinken heben wir ihn so zügig an, dass wir gerade das Vibrieren des Köders im Blank spüren. Behutsam senken wir ihn dann an straffer Leine wieder auf den Grund hinab. Teilweise lassen wir den Seawaver auch kurz über dem Boden stehen und bringen ihn nur mit ganz leichten Lupfern zum Schaukeln. Unter den aktuellen Bedingungen kommen wir mit Gewichten von 75 bis 100 Gramm am besten klar. Wegen der großen Tiefe und der entsprechend geringen Sichtigkeit setzen wir vorwiegend auf grelle Farbtöne (Orange-Gelb).

Was soll ich sagen? Der zweite Tag beginnt tatsächlich exakt wie der erste: Wieder gibt sich zunächst einer der unvermeidlichen Bonsai-Marline die Ehre. Kaltschnäuzig pfeift sich der geschnabelte Silberpfeil 75 Gramm Blei hinter die Kiemen. Dann: Doppeldrill! Nachdem sich ein Dorsch meinen Seawaver gepackt hat und ich ihn gerade auf halber Strecke nach oben gepumpt habe, vermeldet auch Mathias Fisch. Mehrfach wiederholen wir die Drift, und mehrfach wiederholen sich die Doppelschläge. So macht Meeresangeln Spaß, zumal die Dorsche heute auch noch größer sind als gestern!

 

Aufgerüttelt: In 30 Metern Tiefe hat sich ein Ostseeleopard den Seawaver gepackt.

 

Nachdem die Vertikalpilker ihre Fängigkeit eindrücklich bewiesen haben, wollen wir wissen, ob schwere Cycaden gleichermaßen funktionieren. Also bringen wir die Mac Fish Blinker-Cycade von Stollenwerk an den Start – und bleiben fast für den Rest des Tages dabei, weil uns auch dieser Vibrationsköder buchstäblich einen Dorsch nach dem anderen beschert. Auch hier fischen wir heute hauptsächlich Modelle in 75 und 105 Gramm in grellen Farben (Tiger-Neon und Firetiger). Die Köderführung ist die gleiche wie bei den Seawavern.

 

Abenteuerliche Konstruktion

Obwohl es gerade so gut beißt, gehen wir schließlich noch unser Vertikalwobbler-Experiment an. Wir wollen die Dorsche mit einem altbewährten Radaubruder bekannt machen, dem Rattlin‘ Rapala. Vielleicht sagen die akustischen Reize des Rasselköders den Leoparden besonders zu? Die Schwierigkeit besteht natürlich darin, den Köder auf Tiefe zu bringen. In der größten Version wiegt er gerade einmal 22 Gramm und hat zudem ein viel niedrigeres spezifisches Gewicht als die Vibrationsköder aus Metall. Irgendwie müssen wir ihn also zusätzlich beschweren. Durch eine Bebleiung an seinem Körper würde er sein Spiel verlieren; eine Montage am Seitenarm ist uns zu umständlich. Also knüpfen wir einfach einen Karabiner direkt auf das Fluorocarbon-Vorfach, und zwar per Palomarknoten, der sich Dank des jüngsten Drop-Shot-Hypes zunehmender Bekanntheit erfreut. Etwa 80 Zentimeter unterhalb des Köders montieren wir ein Grundblei von 100 Gramm. Damit sich unser Kandidat nicht in der Schnur verfängt, entfernen wir den Bauchdrilling und ersetzen den Schwanzdrilling durch einen Einzelhaken. Gespannt lassen wir die abenteuerliche Konstruktion zu den Ködertestern hinab. Und – wie hätte es heute auch anders kommen können – auch auf den Rattlin‘ Rapala an der Drop-Shot- oder Beifänger- Montage steigen die Dorsche fröhlich ein. Allerdings müssen wir feststellen, dass der Vertikalwobbler die 30 Meter lange Reise in die Tiefe doch gelegentlich dazu nutzt, sich trickreich zu verheddern. Das System ist also eher eine Notlösung für Tage, an denen sich die Dorsche weniger beißfreudig zeigen und vielleicht der akustische Zusatzreiz den fangentscheidenden Impuls gibt.

Unser Fazit: An zwei Testtagen konnten wir eine Menge ordentlicher Dorsche klarmachen, etliche kleinere Kollegen gingen wieder zurück in ihr Element. Sicher haben wir das erfreuliche Ergebnis zum Teil der guten Laune der Leoparden und natürlich auch der hervorragenden Revierkenntnis von Mathias zu verdanken. Es hat sich aber doch ganz klar gezeigt, dass Dorsche Köder mit eingebautem Vibrationsalarm durchaus zu schätzen wissen!

Geräte-Check

Die Rute sollte schnell und straff sein, damit man dem Köder auch auf Distanz zackige Anlupfer verpassen kann, und damit der Anhieb sicher durchkommt. Als Rolle kommt nur ein hochwertiges Modell in Frage, das sowohl dem Salzwasser als auch den teilweise hohen Köder- und Fischgewichten dauerhaft standhält. Ein kurzer abendlicher Abwasch von Rute & Rolle kann übrigens nie schaden. An die geflochtene Hauptschnur mit 10 bis 15 Kilogramm Tragkraft wird ein Vorfach aus etwa einem Meter 0,35er bis 0,45er Fluorocarbon geknotet, als Schock-Absorber und als Schutz vor Abrieb.

Jan Josefiak hatte zwei Kombis mit an Bord:

Ruten: Für Köder bis 40 Gramm eine Shimano Diaflash 2,70 Meter MH (15 bis 40 Gramm WG). Für Köder bis 100 Gramm eine Shimano Diaflash 2,70 Meter XH (50 bis 100 Gramm WG).

Rollen: 2.500er und 4.000er Twin Power.

Schnur: 0,14er und 0,17er Spiderwire Stealth.

Infos zum Revier: unter www.bodden-angeln.de, Tel. 0177/ 3392272.

Köder-Check

Die Cycadas von Marek Pokutycki sind in zwölf Farbvarianten in den Gewichten 5, 14, 25, 80 und 110 Gramm erhältlich (130 und 150 Gramm sollen in diesem Jahr folgen). Vertrieb: www.kruse-leutner.de. Die Mac Fish Blinker-Cycade gibt es in fünf Dekors und elf Größen zwischen 2,5 und 290 Gramm. Vertrieb: www.cebbra.de. Der Seawaver Nordic ist in vier Farben in 50, 75, 100, 130, 170, 230 und 300 Gramm auf dem Markt. Vertrieb: www.balzer.de. Den Rattlin‘ Rapala gibt es in acht Designs in den Versionen 11, 16 und 22 Gramm. Vertrieb: www.thinkbig-online.de

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