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Zielfisch Dorsch: Ab in den Norden!

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Dorsche
Sie leben hoch: Christian (links) und Mathias stemmen zwei Dorsche von 31 und 33 Pfund.

Welcher Angler träumt nicht davon, in einem jungfräulichen Revier zu fischen? Markus Heine hat’s erlebt und genossen!

Traumhafte Kulisse: Eingebettet zwischen hohen Bergen liegen die Unterkünfte nah am Wasser.

Es war wahrlich nicht immer leicht mit meinem Kollegen Christian. Oft verzweifelte er förmlich, konnte es einfach nicht verstehen. Aber versetzen Sie sich mal in seine Lage: Sie sind verrückter Meeresangler, waren schon unzählige Male in den schönsten Revieren Norwegens, hatten aber nie das Glück, einen 30-pfündigen Dorsch zu fangen. Nicht, dass Christian ein Rekordjäger wäre. Nein, aber dennoch träumt er schon lange von solch einem Fisch. Dabei werden seine Träume stets aufs Neue genährt, denn des Öfteren landen Fangmeldungen kapitaler Dorsche auf seinem Schreibtisch. Hier ein 42-Pfünder, dort 30-Pünder in Serie – man könnte glauben, in Norwegen würden die kapitalen Fische nur so ins Boot springen. Weit gefehlt! Vielmehr haben Christian und ich während der letzten Jahre eines gelernt: Auch in Norwegen gehören 30-Pfünder zur absoluten Ausnahme. Man sollte sich vielmehr schon als Glückspilz fühlen, wenn man einen „echten“ Zehn-Kilo-Dorsch fangen kann.

 

 

Wir sind mal wieder im hohen Norden Norwegens unterwegs. Zur Verstärkung haben wir Mathias Fuhrmann mitgenommen, dem hier oben schon tolle Fänge gelangen. „Hier ist ja die ganze Prominenz versammelt“, schwärmt Mathias und zeigt auf die vor uns liegen-den Inseln, die trotz des diesigen Wetters deutlich zu erkennen sind. „Sørøya, Arnøy und Vannøy. Und nicht zu vergessen: Fugløy.“ Zwar ist unser Testrevier, die Region rund um die Insel Loppa, laut Reiseveranstalter bisher kaum beangelt worden, doch wenn Mathias vor den in Sichtweite gelegenen Inseln schon 40-pfündige Dorsche landen konnte, muss es auch hier rappeln – so zumindest unsere Theorie!

>> Das war wohl ’n Butt! <<

Zugebissen: Auch Steinbeißer wie dieser 9-Pfünder von Christian fühlen sich im hohen Norden wohl.

„Wenn es dieses Mal nicht klappt, dann klappt‘s nie!“ liegen mir Christians Worte der letzten Wochen noch in den Ohren, als wir bei leichtem Nieselregen hinausfahren. Unseren ersten Stopp machen wir an einem langgezogenen Plateau vor der Insel Silda. Knapp 40 Meter ist es hier tief. Zwar sieht der Platz auf dem Echolot verheißungsvoll aus, ergiebig ist er allerdings nicht. Ich blicke zu Christian hinüber und hüte mich, unseren mäßigen, nun ja, doch eher schlechten Einstieg ironisch zu kommentieren. Doch schließlich kann ich mich nicht mehr zurückhalten: „Echt ‘nen Traumrevier – vor allem landschaftlich!“ Zu weiteren Frotzeleien kommt es nicht, denn Christian fängt wenig später einen mittleren Steinbeißer, und Mathias zieht mit einem etwa achtpfündigen Dorsch nach.

„Hier riecht es nicht nur nach Butt, hier stinkt‘s danach!“ Die flache Sandbank, die sich über hunderte Meter nordwestlich von Silda erstreckt, begeistert Mathias. Als hätten die großen Plattfische sein Lob für ihr Zuhause gehört, bekommt Christian aus heiterem Himmel einen Hammerbiss – vielleicht den Biss seines Lebens, wer weiß! Er führt seinen gro-ßen Shad im Mittelwasser, als seine Rute plötzlich zum Wasser gerissen wird, und ein großer Fisch ruckweise Schnur von der Multi zerrt. So plötzlich, wie es angefangen hat, so plötzlich erschlafft die Geflochtene auch wieder. Schockiert starrt uns Christian an. „Was war das?“ „Das war wohl ‘nen Butt“, kommentiert Routinier Mathias in seiner gewohnt trockenen Art den kurzen Drill. Er muss es wissen, schließlich hat er schon etliche Platte gelandet…

Die nächsten beiden Tage verlaufen eher schleppend. Starker Wind verhindert, dass wir auf die offene See vor Loppa hinausfahren können, dorthin, wo wir nach intensivem Seekartenstudium die besten Plätze vermuten. Dennoch gibt es einen gewichtigen Lichtblick: Völlig unerwartet fange ich einen 24-pfündigen Dorsch im Fjordbereich.

Meinem schönen Fang folgt ein Ausfalltag: Sturm! Am nächsten Morgen preschen wir wieder über den Fjord. „Vielleicht kommen wir heute weiter raus“, spekuliert Mathias, denn der Wind hat merklich nachgelassen. Er sollte Recht behalten: Nach dem Regen der letzten Tage blinzelt sogar ab und zu die Sonne durch die lichter werdende Wolkendecke.

An einem 30 Meter tiefen Plateau westlich von Loppa lassen wir unsere Köder hinab. Wir vermuten, dass das auflaufende Wasser an diesem Platz viel Nahrung den Berg hinaufspült, was den Räubern nicht entgehen dürfte. Die Fische scheinen an dieser Stelle wirklich wie gestapelt zu stehen. Dorsch auf Dorsch hieven wir über die Reling. Das Durchschnittsgewicht ist enorm und liegt bei knapp zehn Pfund.

Kraftakt: Hammerharte Drills darf man auf offener See erwarten. Da kommt selbst Mathias ins Schwitzen.

Mathias und ich haben das Glück, jeweils einen guten 20-Pfünder zu landen. Christian freut sich mit uns und fängt selbst Fische bis etwa 15 Pfund. Am Ende des Tages fallen wir todmüde in unsere Betten. Zufrieden, so ein gutes Angeln erlebt zu haben, vor allem aber geschafft vom anstrengenden Fischen auf offener See.

Auch am nächsten Tag spielt das Wetter wieder mit. Eine gute Stunde brauchen wir, bis wir ein verheißungsvolles, nordwestlich von Loppa gelegenes Plateau erreichen. Während Christian noch montiert, trudeln Mathias‘ und mein Giant Jighead, große Gummifische am schweren Bleikopf, schon zum Grund. Es ist unfassbar: Beide Ruten krümmen sich wenig später, das Pumpen beginnt! „Jaaaaa!“ freue ich mich, als ich einen 27-pfündigen Dorsch per Kiemendeckelgriff landen kann. Mein erster Fisch des Tages. Beim ersten Wurf. Unvorstellbar. Mathias stemmt kurz darauf einen knapp 13 Kilo schweren Dorsch in die Höhe – ein famoser Start in diesen Tag!

 

 

Danach passiert eine Weile gar nichts mehr. Christian lässt den Gummifisch unermüdlich über den Grund hüpfen, hält ihn zwischendurch immer wieder still, stets bereit für die Attacke! Allerdings packen sich nur „halbstarke“ Zehnpfünder den Köder. Mathias zaubert dagegen regelmäßig größere Dorsche aus dem Nordmeer.

Am nächsten Vormittag versuchen wir es gezielt auf Heilbutt. Mathias weiht uns in die Geheimnisse dieser Angelei ein. Sein großer Gummifisch sackt zunächst bis zum Grund ab, dann kurbelt er ihn sechs bis zehn Umdrehungen wieder hoch und lässt ihn verharren. „Die Wellen und die Drift tun genug für das Spiel des Shads“, erläutert er seine Taktik. „Jetzt heißt es abwarten!“

Auf Ansage: Ganz gezielt überlistete Christian diesen 14-pfündigen Heilbutt.

Etwa eine halbe Stunde lang halten wir die Bootstuten ruhig über die Reling, als Christian seinen Köder langsam einholt und prompt einen guten Biss bekommt. Sofort sausen einige Meter Schnur von der Multi, und ich muss an den ersten Tag denken, als mein Kollege diesen Hammerbiss bekam. Ganz so stark zerrt dieser Fisch jedoch nicht, dennoch ist seine erste Flucht kurz und heftig. Wir freuen uns tierisch, als ein guter Platter langsam zur Oberfläche gleitet. „Tatsächlich: Butt!“ ruft Christian und lacht nach der Landung über beide Backen, als er den 14-pfündigen Fisch in Händen hält. „Du hast wohl hellseherische Fähigkeiten, Mathias!“ Nach so kurzer Zeit gezielt einen Heilbutt zu fangen, das haben wir so auch noch nicht erlebt. Nach einer Weile wechseln wir die Stelle und steuern ein weiter draußen gelegenes Plateau an. Das Wetter spielt mit, so dass wir uns bis zum Mündungsbereich des Kvaenangenfjords vorwagen. Unsere Köder taumeln 80 Meter weit hinab. Noch ahnen wir nicht, was uns in den nächsten beiden Stunden erwartet.

>> Der Dorsch hat sicher über 30 Pfund <<

Mathias bekommt den ersten Biss, nicht am Grund, sondern etwa 20 Meter darüber. Ein strammer Dorsch landet kurze Zeit später an Bord, darf aber gleich wieder weiterschwimmen. Bald jubelt auch Christian: „Endlich!“ sagt er freudestrahlend und präsentiert einen 24-Pfünder. Mich wundert es gar nicht, dass sich Mathias während des Fotoshootings mit einem 25-pfündigen Fisch dazugesellt.

Dickkopf: Diesen Dorsch fing Markus auf einen großen Gummifisch.

„Man muss sich das mal vorstellen: Solche Dorsche von über 20 Pfund sind der absolute Traum!“ Meine Kollegen nicken nur zustimmend, denn sie ha-ben wieder alle Hände voll zu tun. „Der könnte über 30 Pfund haben!“ schätzt Mathias. „Glaube ich nicht!“ antwortet Christian, beginnt aber zu zweifeln, als er seinen Fisch misst. „118 Zentimeter! Vielleicht doch?“

„Der hat ganz sicher über 30 Pfund“, sagt Mathias auf einmal und hievt einen riesigen Dorsch ins Boot. Klar, wer sonst soll hier die Bestmarken setzen! Ein Teufelskerl, unser Angelfreund! Kurz darauf strahlt er mit Christian um die Wette, als die beiden ihre Prachtfänge in die Kamera halten. Obwohl wir sicherlich noch viele große Dorsche fangen könnten, beenden wir das Angeln. Man muss schließlich auch wissen, wann Schluss ist.

Im Hafen wiegen wir die Fische. Die Waage räumt jegliche Zweifel aus dem Weg: Christian hat wirklich seinen ersten 30-pfündigen Dorsch gefangen! „15,6 Kilo!“ lese ich von der
Skala ab. Mathias‘ Fisch wiegt sogar noch zwei Pfund mehr. Wir liegen uns in den Armen und sind uns einig: Nordnorwegens Prominenz ist gewachsen. Neben Arnøy, Vannøy, Sørøya und Fugløy wird künftig auch Loppa zu den berühmten Zielen im hohen Norden gehören.

Fangplätze

1. Dorsch:

• 30-m-Berg nordöstlich von Silda (70°22,092 N, 21°50,670 O).

• 56-m-Bergkamm nördlich von Silda(70°24, 966 N, 21°43,305 O).

• 48-m-Berg zwischen Silda und Loppa (70°25, 350 N, 21°35,881 O).

• 36-m-Berg nördlich von Loppa (70°23,556 N, 21°25.786 O).

• 36-m-Berg nordwestlich von Loppa (70°24, 405 N, 21°22,175 O).

• 20-m-Berg nordwestlich von Loppa (70°23, 320 N, 21°19,995 O).

• 26-m-Berg westlich von Loppa (70°18,487 N, 21°14,300 O).

• 40-m-Berg westlich von Loppa mitten im tiefen Wasser (70°19,039 N, 21°07,046 O).

• Großes Plateau Eingang Kvaenangenfjord (54-m-Berg: 70°15,767 N, 21°01,122 O; 38-
m-Berg: 70°14,973 N, 21°01,105 O; 34-m-Berg: 70°14,523 N, 20°58,201 O).

2. Heilbutt:

• Kalvesund südlich von Loppa (70°19,186 N, 21°24,113 O).

 

Reise-Check

Goldstück: Dieser farbenfrohe Dorsch bringt es auf knapp 30 Pfund.

Veranstalter: DIN-TUR Büro-West, Berliner Str. 55, 27751 Delmenhorst, Tel. 04221/6890586, E-Mail: info@din-tur.de, Internet: www.dintur.de

Lage: Sør-Tverrfjord in der Loppa-Kommune liegt einsam und in unberührter Natur oberhalb des Kvaenangen-Fjords in der Nähe Oksfjords.

Anreise: Per Flugzeug nach Alta, dann mit Leihwagen/Bus und Fähre nach Sør-Tverrfjord.

Unterkunft/Boote: Gut ausgestattete Appartements bzw. ein Ferienhaus. Es stehen neue, 19 bis 22 Fuß lange und mit mind. 50 PS motorisierte Kvearnø-Boote zur Verfügung. Dicht bei der Unterkunft liegt ein gut sortierter Supermarkt.

Überraschung: Direkt am Ferienhaus liegt ein Lachsfluss, aus dem dieser etwa 90 Zentimeter lange Salm stammt.

Fischarten: Vor allem Dorsch, Heilbutt und Steinbeißer. Nah bei der Unterkunft liegt auch ein Lachsfluss.

Gerät: Zum Dorschangeln 2,10 bis 2,40 m lange, etwa 20 lb schwere Bootsruten, für Heilbutt Ausführungen von 30 lb. Köder: 23 cm lange Gummifische, z.B. am Giant Jighead, und bis zu 400 g schwere Pilker.

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