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Zielfisch Brassen: Brassenspaß

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Zielfisch Brassen: Brassenspaß

Lesen Sie, warum Matze Koch im März zum Matchangler wird.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir damals im dichten Schilf des großen Sees saßen. Bewaffnet mit 1,80 Meter langen Wurfruten, bestückten wir die 7er Goldhaken hinter dem 30er Sargblei mit quirligen Würmern. Am helllichten Tag taten wir das, denn unser Zielfisch war der Barsch. Fisch auf Fisch landete in unseren Eimern. Aalglöckchen meldeten zuverlässig, wenn sich wieder einer der gierigen Stachelritter gehakt hatte. Nur manchmal rappelte es deutlich heftiger, so dass die Glocke ins Wasser zu fallen drohte. Und wenn wir auch das Ziel hatten, Barschfilets mit nach Hause zu bringen, so fühle ich noch heute die Begeisterung in mir, wenn zwischendurch ein fünf Pfund schwerer Brassen an der Leine hing. Was für ein Drillerlebnis! Jedes Mal sahen wir respektvoll zu, wenn die Fische am Ufer auftauchten, und ebenso respektvolle Blicke begleiteten die allgegenwärtigen Beifänge, wenn sie zurück in ihr Element glitten.

Im März nicht ungewöhnlich: Matze mit Matchrute und Brassen.

In einem Monat im Jahr erwacht diese frühere Leidenschaft bei mir erneut, im März. Für meine Lieblinge, die Karpfen, ist es dann nämlich noch zu kalt, um sie effektiv zu beangeln. Und meine anderen Schätzchen, die Hechte, haben Schonzeit. Also hoffe ich auf dicke Brassen. Mit der Matchrute spürt man jeden Flossenschlag der kräftigen Friedfische. Lediglich der Druck in der Hand kann etwas sanfter ausfallen als beim Raubfischdrill. Ich versichere Ihnen aber, dass das keinerlei Einfluss auf die Freude beim Fang hat.

Wie bei allen Angelmethoden ist es auch beim Ansitz auf Brassen für mich von Bedeutung, alles möglichst einfach zu halten. Denn wenn auch Stippprofis ihre Gründe für ihre kleinen Geheimnisse und Spezialmethoden haben, so wird auch hier vieles unnötig verkompliziert. Jedenfalls aus der Sicht des Allrounders. Das beginnt beim Futter.

Es ist angerichtet

Über die Zusammensetzung des Stippfutters lässt sich eine ganze Doktorarbeit schreiben. Ein echter Stippprofi braucht für alle Zutaten nicht weniger Platz als ein Karpfenangler für seine Dreitagesausrüstung. Ich dagegen mache es mir ganz einfach. Ein normales Fertigfutter bildet die Grundmasse, welche ich nach meinen Wünschen etwas aufpeppe. Dafür benötige ich lediglich eine Tüte Paniermehl, grobes Hanfmehl, Lebensmittelfarbe in Pulverform, Maden und deren Puppen.

Beste Köder: An frischen und verpuppten Maden schwimmt kein Brassen vorbei.

Wichtig ist, dass das Fertigfutter keinen Hanf enthält. Ich bin nämlich der Meinung, dass man mit diesem Zusatz sehr vorsichtig umgehen sollte, da man damit allzu schnell einen abschreckenden Effekt erzielen kann. Ich vertraue bei diesem Geschmacksverfeinerer nur meiner Nase. Der Hanf darf durchaus geröstet sein, dann muss man aber noch etwas umsichtiger vorgehen. Faustregel: Niemals darf der Zusatz zehn Prozent des gesamten Futters übersteigen. Meist kommt man mit einer Zugabe von fünf Prozent oder weniger klar. Stellen Sie sich den Hanf als Gewürz vor. Ein überpfeffertes Pfeffersteak möchten Sie ja auch nicht verspeisen.

Das Trockenfutter wird zuerst komplett fertig vermengt. Niemals gibt man erst Wasser zu und dann weitere Zusätze, denn eine wirklich homogene Masse erhält man nur dann, wenn man die Zusätze im trockenen Zustand besonders gleichmäßig vermischt. Dazu gehört auch der Farbstoff. Fertigfuttersorten sind meist nicht gefärbt. Insbesondere in der noch kalten Zeit ist es aber von elementarer Bedeutung, die Futterfarbe in etwa der des Bodens anzupassen. Warum auch immer, üben starke Kontraste jetzt eine Scheuchwirkung auf die noch trägen Weißfische aus. Ich bevorzuge braunes Futter. Damit komme ich an fast allen Gewässertypen klar. Außerdem bringt diese Farbe einen weiteren Vorteil mit sich. Man muss nicht unbedingt Farbstoff verwenden, denn auch Kakaopulver erfüllt diesen Zweck. Dem Schleckermaul Brassen ist das nur recht.

Das Futter muss nicht nur die richtige Konsistenz, sondern auch die richtige Füllung haben.

Der größte Fehler, den Anfänger oder Gelegenheitsstipper machen, ist es, der Konsistenz des Futters zu wenig Beachtung zu schenken. Keineswegs darf man mit einem Riesenschwall Wasser probieren, auf Anhieb die korrekte Mischung zu finden. Das geht hundertprozentig in die Hose. Besser tastet man sich nur schlückchenweise heran, mischt immer wieder gründlich durch und zermalmt kleine Klümpchen. Lässt sich die Masse mit der Hand kräftig zu einem Ballen formen, den man leicht wieder zerdrücken kann, hat man ein wichtiges Stadium erreicht. Für die Feederrute wäre die Mischung nämlich jetzt schon fertig. Dieser recht trockene „Pappzustand“ garantiert zum einen, dass das Futter nicht schon beim Wurf aus dem Körbchen fliegt. Zum anderen löst es sich am Gewässergrund aus dem Behälter, wenn man ihn eine Vorfachlänge über Grund schleift. So liegt der Haken exakt in der gezogenen Futterspur.

In diesem Zustand ist das Futter jetzt aber auch bereit für eine Zutat, die mein Nachnamensvetter, der englische Meisterstipper Paul Cook, als „Brassendynamit“ bezeichnet: Madenpuppen. Nicht nur als Hakenköder, sondern besonders als Futterzusatz sind Caster, so ihre gängige Bezeichnung, Gold wert. Sicher nicht jedermanns Sache, aber ich zerdrücke sie händeweise und mische sie gleichmäßig unters Futter. Erst danach darf die Masse weiter angefeuchtet werden. Beim Posenfischen ist das nötig, denn man braucht festere Futterballen, die man über 20 Meter weit werfen kann, und die erst am Gewässergrund zerbrechen. Die Bälle, mit denen ich einen Futterplatz anlege, haben die Größe von Zitronen. Für apfelsinengroße Kugeln ist es noch zu früh. Nach entsprechenden Bissen kann jederzeit mit walnussgroßen Stücken nachgefüttert werden.

Matzes Frau Moni drillt einen guten Brassen. An der feinen Matchrute ein Heidenspaß.

Hebendes Verfahren

An der Matchrute fischt man eine leichte Posenmontage. Auch daraus macht so mancher eine Wissenschaft, besonders im Hinblick auf die Anordnung der Bleischrote. Wichtig sind dafür aber nur zwei Hauptaspekte: Wie sensibel ist die Bissanzeige, und wie lässt sich das ganze verhedderungsfrei werfen? Idea-le Wurfeigenschaften erreicht man mit einer gleichmäßigen Anordnung der Schrote. Damit die Fische möglichst wenig Widerstand bei der Köderaufnahme spüren, ist es logisch, nach unten hin immer leichter zu werden. Das letzte Bleischrot, meist ist es bei mir das einzige auf dem Vorfach, dient dazu, die Montage am Platz zu halten und muss den Gegebenheiten angepasst werden. Bei Strömung oder starkem Wind sollte es entsprechend schwerer ausfallen. Dieses letzte Schrot ist auch das entscheidende, denn es zeigt den so genannten Hebebiss an, wie er bei Brassen besonders häufig vorkommt. Der entsteht aus der Angewohnheit der Weißfische heraus, ihre Nahrung vom Grund aufzuheben. Sie stehen zunächst Kopf, um dann in die Waagerechte zu gehen. Dabei lupft der Brassen das Schrotblei an, und die Pose steigt wie ein Spargel ein Stück weit aus dem Wasser und legt sich, je nach Austarierung, sogar flach auf die Oberfläche. „Plattschmeißer“ heißt das bei uns.

Typisch Brassen: Beim Biss steigt die schlanke Wagglerantenne aus dem Wasser. Man spricht auch vom Hebebiss.

Früher habe ich eigentlich nur mit Posen gefischt, die lange Antennen hatten und dann komplett aus dem Wasser schauten. Diese Modelle sind jedoch sehr windanfällig, und ihr ständiges Gewippe lässt uns zarte Bisse verpassen und nervt auch etwas. Viel besser verhält sich ein Waggler, dessen „Bauch“ weit unter der Oberfläche liegt. Diese Verlegung des Schwerpunkts sorgt dafür, dass die Pose ausgesprochen stabil im Wasser steht. Hohe Wellen gehen im gleichmäßigen Rhythmus über die kleine Spitze hinweg, die zuverlässig aus dem Wasser schaut. Sobald dieser Rhythmus unterbrochen wird, ist es Zeit für den Anschlag.

Bleien Sie Ihren Waggler als Faustregel so aus, dass er einen Zentimeter aus dem Wasser ragt, wenn kein Bleischrot auf dem Grund liegt. Regulieren Sie mit dem Stopper die Tiefe jetzt so, dass das letzte Blei aufliegt. Jetzt schaut die Pose etwa zwei Zentimeter aus dem Wasser und zeigt so zuverlässig sowohl Hebebisse als auch Abtaucher an.

Eine weiche Matchrute federt nicht nur die Fluchten eines solchen Brassens gut ab, sondern wird auch noch mit halbstarken Karpfen fertig.

Rute: 3,90 bis 4,15 Meter lange Matchrute mit butterweicher Aktion wie die Greys G-Tec Powerfloat, die auch die Fluchten von überraschend gehakten Karpfen abfedert.

Rolle: 1000er bis 2500er Stationärrollen wie die Shimano Aero GT 1010.

Schnur: 0,22er Monofil – für Meisterstipper zwar eher ein „Ankertau“, aber sicher ist sicher.

Haken: 10er bis 16er Gamakatsu-Vorfachhaken.

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