Gerade im Winter kommt es öfter auf jeden Meter an, wenn wir die weit draußen stehenden Räuber erreichen wollen. Welcher Gummifisch am besten fliegt, hat Birger Domeyer ermittelt.
Zum Fressen kommen die Zander eigentlich fast immer dicht ans Ufer und sind für den Spinnangler gut erreichbar. Und dann gibt es diese eisigen Wintertage, an denen die Räuber tatenlos weit draußen im tieferen Wasser verharren und gar nicht daran denken, sich vor der Dunkelheit auch nur einen Meter Richtung Ufer zu bewegen. Wer jetzt nicht auf die Dämmerung warten möchte, muss seinen Köder zu den Zandern bringen.
Aber welcher Gummifisch lässt sich nun am besten werfen? Wir haben 15 gängige Zandershads einem Weitwurftest unterzogen und dabei ein paar interessante Details herausgefunden. Denn ob ein Gummifisch gut fliegt oder nicht, ist ihm auf den ersten Blick schwer anzusehen. Perfekte Flugeigenschaften sind nicht allein vom flatternden Schwanzteller abhängig. Genauso wichtig scheint eine stabile Fluglage zu sein, die den Gummifisch entweder zum Weitenjäger oder zum wirbelnden Propeller macht.
Voll durchgezogen: Im Winter stehen die Zander schon mal weit draußen. Jetzt braucht man einen Shad, der besonders weit fliegt.
Gewicht entscheidet nicht
Unter unseren 15 Testgummis sind natürlich verschiedene Formen und Größen vertreten, wie sie üblicherweise zum Zanderangeln verwendet werden. Die Gummikörper sind zwischen 9,5 und 15 Zentimeter lang und fünf bis elf Gramm schwer. Hier die simple Wahrheit zuerst: Weder die Länge noch das Gewicht der Gummis haben in diesem Rahmen einen entscheidenden Einfluss auf das Flugverhalten. Einer der leichtesten Köder, der Daiwa Tournament D‘Fin, hat es mit seinen fünf Gramm Gummigewicht auf Platz 2 der Weitenjäger gebracht, während der fast doppelt so schwere Flappin‘ Shad mit neun Gramm Gewicht und 13 Zentimetern Länge knapp dahinter auf Platz vier rangiert.
Interessanter wird es allerdings bei der Größe des Schwanztellers. Ich habe von allen Action-Shads die Fläche des Schwanztellers berechnet und ins Verhältnis zur Wurfweite gesetzt. Das Ergebnis: Es ist eine klare Tendenz erkennbar. Je kleiner die Fläche des Schwanztellers wird, desto weiter fliegt der Gummi. Der geringere Luftwiderstand scheint hier das Maß der Dinge zu sein. So hat der Shaker von Lunker City einen fast fünf mal so großen Schwanzteller wie der Illex Nitro Shad, entsprechend groß sind die Wurfweiten-Unterschiede von bis zu 29 Prozent zwischen dem weitesten und dem kürzesten Wurf dieser zwei Shads.
Ein paar Gummis brechen jedoch aus diesem Schema aus. Jörg‘s Original Kauli von Balzer hat zum Beispiel einen recht kleinen Schwanzteller mit 164 Quadratmillimetern, fliegt aber im Schnitt nur 56,1 Meter weit, was ihm den drittletzten Platz einbringt. Einen fast gleicht großen Schwanzteller hat der D‘Fin von Daiwa, der jedoch im Schnitt 62,14 Meter weit fliegt und damit Platz zwei bekleidet. Hier kommt die Schwanzteller-Theorie an ihre Grenzen, und der zweite entscheidende Faktor für gutes Flugverhalten kommt zum Tragen: die Körperform.
Sie entscheidet, ob der Gummifisch stabil in der Luft liegt oder zum Flattern neigt. Ganz offensichtlich kann man sich hier ein Beispiel an der Natur nehmen. Eine Forelle etwa hat ihren ovalen, torpedoförmigen Körper nicht ohne Grund. Er ist möglichst strömungsgünstig und erlaubt es der Forelle, sich kraftsparend im Fluss aufzuhalten. Das kann man auch auf die Gummifisch-Form übertragen. Je näher diese am ovalen Querschnitt ist, desto stabiler liegt der Shad in der Luft und fliegt entsprechend weit. Wird die Körperform abgeflacht oder eckig, neigt der Köder zum Flattern und rotiert teilweise auch in der Luft. Das kostet natürlich Weite. So ist der Kauli eher flach geformt und hat eine scharfe, gerade Kante am Rücken. Der Daiwa D´Fin dagegen ist im Profil oval und weist abgerundete Kanten auf, die den Shad trotz gleich großem Schwanzteller deutlich stabiler fliegen lassen.
Bedenkt man diese zwei Faktoren, wird klar, warum der Shaker auf dem letzten Platz rangiert. Er hat eine sehr abgeflachte Körperform und den größten Schwanzteller aller Shads. Beides bremst den Gummi im Flug, weil er teilweise anfängt, extrem zu rotieren, grundsätzlich aber auch den hohen Widerstand des Schwanztellers besitzt. Ein sehr fängiger Köder, keine Frage! Aber ein Weitenjäger ist er leider nicht. Der Nitro Shad dagegen liegt nicht umsonst auf Platz eins. Der Körper ist oval, abgerundet und der Schwanzteller sehr klein – perfekte Voraussetzungen für einen Weitenjäger.
Die Körperform des D‘ Fin (li.) ist deutlich runder gestaltet als die des Kaulis (re.), welche eher flach und eckig ausfällt. Trotz gleicher Schwanztellergröße fliegt deshalb der D‘ Fin deutlich weiter.
Aktion kostet Weite
Ebenso interessant, aber etwas schwieriger zu berechnen, sind die Shads ohne Schaufelschwanz. Für sie gelten die gleichen Regeln bei der Körperform, wie auch für die Action-Shads: Je mehr die Form abgerundet, torpedoförmig und oval ist, desto stabiler liegt der Köder in der Luft. Dazu kann man den Turbotail, Sappy Shad und Flappin‘ Shad zählen, die allesamt ruhig fliegen und nicht zum Rotieren neigen. Der Luftwiderstand der Twisterschwänze vom Turbotail und Sappy-Shad sind allerdings recht groß, was letztlich Wurfweite kostet und beide Köder nur ins Mittelfeld bringt.
Der Flappin‘ Shad dagegen hat zwar einen großen Paddelschwanz, der jedoch horizontal angebracht ist und nicht senkrecht absteht, wie es bei den Action-Shads der Fall ist. Dadurch bietet der große Schwanzteller kaum Luftwiderstand. In Kombination mit einem ovalen Körperdurchschnitt bringt er es durchschnittlich auf 59,92 Meter und damit Platz vier des Weitenvergleichs.
Der Ripple Minnow hat zwar durch den wenig Luftwiderstand bringenden V-Schwanz gute Voraussetzungen, allerdings das gleiche Problem wie fast alle No-Action-Shads: Die Körperform ist im Querschnitt zu flach gestaltet. Sie bringt den Köder in der Luft manchmal zum Rotieren, die Würfe falle sehr variabel aus. Das macht ihn zu einem unkonstant fliegenden Köder. Es gelingen durchaus weite Würfe, aber auch genauso viele, in denen der Shad die Blei-Ente mimt (siehe Grafik „Wurf-Variabilität“). Schaut man sich die Ergebnisse dieses Weitentests grob an, scheinen die meisten Shads etwa im selben Weitenbereich zu liegen. Zwischen 55 und 59 Meter schaffen die Gummis im Durchschnitt, was im Angel-Alltag keine großen Auswirkungen auf das Fangergebnis haben sollte und jeden Shad zu einem geeigneten Zanderköder macht.
Schaut man sich jedoch die Extreme an, werden die Unterschiede deutlicher. So liegen zwischen dem besten Wurf des Nitro-Shads mit 71,5 und dem kürzesten des Shakers mit 50,7 Metern (mit Stinger) fast 21 Meter. Und die können manchmal durchaus den Unterschied machen, nämlich wenn es um den weit draußen lauernden Zander geht.
Die Geräteauswahl
Um den Wurftest praxisnah zu halten, haben wir übliches Zander-Gerät verwendet, bestehend aus einer Sportex Air Spin in 2,70 m mit 60 g WG, einer Daiwa Luvias 2510 PE-H, bespult mit einer Stroft GTP Typ S mit 6 kg Tragkraft und einem 0,35 mm starken, 1,20 m langen Monofilvorfach. Als Bleikopf kam ein 14 Gramm schwerer Rundkopf-Jig in der Größe 3/0 zum Einsatz.