Dieser Zander wagte ein Tänzchen mit dem Autor: An Buhnenköpfen legt Manfred Lüer nach Feierabend gern einen kurzen, aber intentensiven Zander-Twist auf die Steine. |
Rauch-Glitter macht die Raubritter munter: Diese unauffällige Farbe ist top, wird aber in puncto Fängigkeit von vielen Anglern unterschätzt. |
Sie wollen Zander auf die Schnelle? Wo ist das Problem? Legen Sie doch nach Feierabend einen kurzweiligen Twister-Tanz aufs “Parkett”.
By Manfred Lüer
Machen Sie mal halt auf Ihrer alltäglichen Feierabendroute, oder legen Sie nach Dienstschluss einen kleinen Umweg ans Fischwasser ein. Zum kurzweiligen, weil kurzzeitigen Zander-Twist. Es dauert wirklich höchstens ein, zwei Stündchen. Das elendlange und nervende “Beharken” einer Stelle mit immer den gleichen Ködern bringt gewöhnlich nichts.
Versuchen Sie es besonders an solchen Plätzen, deren Güte nicht sofort ins Auge fällt: zum Beispiel dort, wo vielleicht die Strömung nur unregelmäßig verläuft, Wirbel an der Oberfläche entstehen oder eine seichte Landzunge in den Fluss ragt. Weil hier nicht so viel geangelt wird, sind Ihre Fangaussichten umso besser.
Das Fangwettter erwischen
Natürlich muß das Wetter mitspielen. Jetzt im Herbst ist eine stabile Hochdrucklage mit leicht gekräuselten Wellen und konstantem Wasserstand von Vorteil. Weht es dazu noch aus West oder Südwest heißt es “Ran an die Räuber”. Bei nasser nebliger Witterung mit spiegelglatter Oberfläche oder windgepeitschter Landschaft fahren Sie besser gleich weiter nach Hause. Ist dort dann auch gemütlicher.
Plötzliche Wetterwechsel und starke Luftdruckschwankungen schlagen den Kammschuppern übrigens auf den Appetit. Die Beißlaune tendiert naturgemäß gegen Null.
Wenn die glasäugigen Räuber aber Hunger haben sind Mehrfachfänge in kurzer Zeit drin. Der erste Biss lässt meist nicht lange auf sich warten. Ab dann lohnt es sich mehr Zeit zu investieren und Stellen konzentriert abzufischen.
Fängiges Repertoire
Ein kleines aber fängiges Grundrepertoire reicht für die “rasche Zander-Nummer”: drei verschiedene Gummi-Köder in fünf unterschiedlichen Farben und vier Größen dazu ein paar Bleiköpfe ein Klappkescher und eine Spinnrute – das ist alles um auf die Schnelle erfolgreich am Strom zu sein.
Mein erstes Angebot zum Twist mit Zander ist ein 17 Zentimeter langer Gummifisch in Feuergelb der fängigsten Farbe am Sieben-Gramm-Kopf 6/0er Haken. Denn die fettesten Räuber vergeuden keine Energie um kleinen Beutefischen nachzustellen. Sie sind zudem scheu und werden allzu schnell vergrämt. Also halte ich mich nicht lange mit der Vorspeise auf und serviere ihnen gleich zu Anfang die attraktivsten Haupt-Happen.
Wenn nichts geht am Fuß der Steinpackung wo oft die besten Exemplare Kleinfische jagen “sattele” ich auf einen 14- Gramm-Jig um und werfe den feuergelben 17er Shad weiter hinaus Richtung Fahrrinne oder Strömungskante.
Das Anpassen des Bleigewichtes an die jeweilige Angelstelle und die Verhältnisse dort ist ungemein wichtig. Denn erst das kurze stetige Auftreffen des Bleikopfes auf Grund ruft beim Heranzupfen die regelmäßigen kleinen Erschütterungen hervor die dem Zander Appetit machen. Aber dieser Zickzackkurs am Grund gelingt nur bei einer exakten Bebleiung. Ein zu leichter Köder wird von der Strömung ruck zuck weggetragen; ein zu schwerer schleift schnell über den Boden und führt zu Hängern.
Gefühl und Konzentration
Natürlich muß man hellwach sein. Denn das ständige “Auftreffen und kurze Anheben am Boden” erfordert neben Konzentration auch Ködergefühl. Eine zu weiche Rute beeinträchtigt durch das permanente Nachschwingen das Spiel des Beute-Imitats. Deshalb greife ich am liebsten zu einem etwas steiferen Modell mit Spitzenaktion und Dyneema: Es vermittelt durch die geringe Dehnung einen traumhaft direkten Draht zum Gummihappen.
Hat schließlich trotz Kopfwechsels immer noch nichts gebissen wechsle ich die Farbe. Rauch/Glitter ist meine zweite Wahl dann kommt Gelb mit rotem Rücken. Zehn 15 Würfe pro Köder reichen dabei locker aus. Versagt auch der 17er Kunstfisch biete ich – als etwas kleinere Happen – zehn Zentimeter lange Weichplastikimitate am sieben bzw. 14 Gramm schweren Jighead an.
Auch dieser Köder muß dran glauben wenn er nicht den Zander lockt. Dann erhält der Einfach-Twister seine Chance – und zwar weiter draußen. Eingesetzt wird er am 20-Gramm-Jighead. So fliegt der Einzelschwanz höllisch weit und erreicht auch ganz entfernt und tief stehende Kammschupper in der Fahrrinne oder an der Kante. Denn aufgrund seines schlanken Körpers bietet der Happen dem Strömungsdruck weniger Angriffsfläche und hebt nicht so leicht vom Boden ab wo er deshalb effektiv geführt werden kann. Was die Farbgebung angeht lege ich bei weißen Twistern auf zusätzlichen Kontrast durch einen Rot-Ton wert.
Geheimwaffe Gummiwurm
Wenn dies alles nichts hilft wurme ich die Zander mit einem langen glibbrigen Weichplastikimitat. Für die Montage gibt es spezielle Haken mit weitem Bogen. Deren Spitze wird im Inneren des Gummiwurms versteckt und tritt erst beim kräftigen Anhieb aus dem Körper heraus und bohrt sich ins Fischmaul. Prima zum Angeln über schwierigem Terrain wie zum Beispiel der Steinpackung!
Vorzugsweise serviere ich diesen weichen Schlängler mit einem vorgeschalteten Schrotblei vier bis acht Gramm – je nach Strömungsverhältnissen über Grund und zupfe ihn langsam in relativ großen Zügen heran. Gummiwürmer im Naturdesign fangen besser als solche in grellem Gelb oder Rot. Wahrscheinlich deshalb weil sie ihrem lebenden Vorbild dem Tauwurm am ähnlichsten sind.
Animiert selbst dieser Top-Köder im Nahbereich keinen Biss ist Schluss mit dem Twist und ich packe nach ein zwei Stunden meine Sachen ein. Dann bleibt noch genügend Zeit zum Einkaufen. Das war für den Stopp am Strom verschoben worden. Doch ich komme wieder keine Frage.
Ausrüstung für den Twist am Strom
Foto: Verfasser