ANZEIGE

WCC 2016 in Tschechien

2776


Jan Hubka fing diesen 23 Kilo schweren Spiegelkarpfen 2015 im Novomlýnská.
Jan Hubka fing diesen 23 Kilo schweren Spiegelkarpfen 2015 im Novomlýnská.
a
b
c
d
e
f
g
h
i
j

Tschechien wird vom 9. bis 17. September 2016 Gastgeber der World Carp Classic 2016 sein. Die Veranstaltung wird am See Novomlýnská stattfinden, einem der besten, aber auch schwierigsten Karpfengewässer des Landes.

Feind Nummer 1 der Karpfenangler: Die Zebra-Muschel, sie gedeiht am See überall.

Der Novomlýnská-See ist der viertgrößte Stausee der Tschechischen Republik. Er ist als eines der härtesten Karpfengewässer Europas berüchtigt. Das 1.600 Hektar große Gewässer liegt zu Füßen der Pálava-Hügel und ist das größte Angelgewässer im östlichen Landesteil Moravia. Es gibt also genügend Platz für die 110 Teams, die zur WCC 2016 antreten werden. Der Stausee liegt im südlichsten Teil von Süd-Moravia zwischen den Städten Brünn (Brno) und Břeclav. Diese Gegend ist bekannt für das wärmste Klima des gesamten Landes.

Wegen Zebra-Muscheln und Bivvy-Verbot wird von den Einheimischen meistens von umgebauten Booten aus gefischt.

Der Novomlýnská ist Teil einer Kette aus drei Seen, die den 235 Kilometer langen Fluss Dyje aufstauen. Der ober See heißt Musovska, der mittlere Vestonicka und der untere Novomlynska. Die Stauseen wurden zwischen 1975 und 1988 angelegt. Sie dienen in erster Linie dem Hochwasserschutz und der Energieerzeugung, aber auch als Erholungsgebiet und Angelgewässer. Der Novomlýnská ist nicht nur der größte der drei Seen, er ist auch der tiefste. Seine Maximaltiefe liegt bei acht Metern. Durch die geringe Tiefe ist der See sehr produktiv, alle Fischarten wachsen hervorragend ab.

Messerscharfe Muscheln überall

Der Novomlýnská-See ist äußerst windanfällig, plötzliche Stürme im Sommer sind keine Seltenheit.

Die Fische besitzen reichlich Versteck-Möglichkeiten am Grund des Sees. Vor der Flutung des Stausees befanden sich Wälder, Weingärten und auch Dörfer im Staubereich. Die Baumwurzeln und Ruinen am Grund des Sees sind heute bei Anglern bekannt und berüchtigt. Durch das sehr starke Muschel-Vorkommen ist der See eine Herausforderung für Karpfenangler. Die einheimischen Muschelarten sorgten immer schon für Probleme, die aber zu meistern waren, denn sie lebten nur am Grund.

František Mrkvička mit einem 20,2-Kilo-Schuppi aus dem September 2015.

Die invasive Dreikant- oder Zebra-Muschel (Dreissena polymorpha) hat die ganze Fischerei verändert. Diese Muschelart lebt überall, auf Baumstümpfen, versunkenen Bäumen und auf Steinen. Sie gefährdet auch den Betrieb des Stausees, lebt sie doch auch in den technischen Anlagen zur Wasserkraftgewinnung. Die Schalen sind äußerst scharf, deshalb ist es kaum möglich, einen Karpfen vom Ufer aus zu drillen. Schock-Leader aus Stahldraht sind an diesem See keine Seltenheit, die größten Fische werden in der Regel vom Boot aus gelandet. In Süd-Moravia darf vom Boot aus auf Karpfen gefischt werden.

Angelzelte außerhalb von Campingplätzen werden von den örtlichen Behörden nicht geduldet. Deshalb fischen die meisten Karpfenangler notgedrungen vom Boot aus und bringen sich bei den bis zu einen Meter hohen Wellen manchmal auch in Lebensgefahr. Bei den WCC 2016 wird es zeitlich befristete Ausnahmeregelungen geben: Nachtangeln und auch Bootsangeln werden erlaubt sein.

Stürme ohne Vorwarnung

Der See liegt ungeschützt im Wind. Die Karpfen werden bei diesem Wetter aber regelrecht beißwütig.

Die Nähe der Palava-Hügel und fehlender Windschatten sorgen dafür, dass sich Stürme ohne Vorwarnung auf dem Gewässer austoben können. Aufgrund rascher Wetterwechsel ist Bootsangeln dort sehr riskant. Die Einheimischen würden sagen, dass nur Verrückte so etwas wagen.

An windigen und stürmischen Tagen, die im Sommer und im September die Regel sind, beißen die Karpfen aber deutlich besser, als bei Windstille. Bei wenig Wind kann es zu einer Blaualgen-Blüte kommen, die zu Sauerstoffmangel führt. Die Karpfen stellen dann das Fressen komplett ein. Man muss also hoffen, dass beim WCC 2016 etwas Wind weht.

Kapitale auf Ansage

Tomáš Blažek fing diesen 28-Kilo-Schuppi im vergangenen Jahr.

Der Novomlýnská-See und der Fluss Labe sind die besten Karpfengewässer in Tschechien. Der Durchschnittskarpfen, meist ein Schuppenkarpfen, ist im Novomlýnská-See zwischen 7 und 11 Kilo schwer.

Neben den Karpfen schwimmen im See eine große Armee von Brassen, schwere Graskarpfen und auch Welse. Letztere werden zweifellos einige WCC-Teilnehmer in Schwierigkeiten bringen. Schuppenkarpfen über 20 Kilo sind keine Ausnahme. Mit etwas Basiswissen ist diese Fischgröße durchaus innerhalb einer Woche zu überlisten. Spiegelkarpfen sind ziemlich selten, es wurden aber vermehrt Spiegler in den letzten Jahren eingesetzt.

Es bestehen Gerüchte, dass im Novomlýnská-See schon Karpfen über 30 Kilo gefangen wurden, diese Fänge wurden aber nie mit aussagekräftigen Fotos bewiesen. Wirklich riesige Karpfen sind in diesem Gewässer selten, weil trotz Schutzmaßnahmen immer noch Karpfen entnommen und oft in Privatgewässer umgesetzt werden.

Der schwerste Schuppenkarpfen ist wahrscheinlich der 28 Kilo schwere Fisch (113 cm) von Tomáš Blažek aus dem Jahr 2015. Den größten Spiegelkarpfen von 23 Kilo landete Jan Hubka im gleichen Jahr. Das vergangene Jahr war überhaupt eines der besten Karpfenjahre am Gewässer. Viele Angler vor Ort glauben, dass 2016 der erste 30-Kilo-Karpfen gefangen werden wird. Gute Voraussetzungen für die WCC 2016! Die Veranstaltung wird zeigen, welches Potential im Gewässer schlummert. Sicher gibt es da so manches Geheimnis, das es zu lüften gilt. Aber auch abgesehen vom Karpfenbestand ist der See eine Reise wert. Die kulturreiche Region bietet zahlreiche Erholungsmöglichkeiten, die Bevölkerung ist sehr freundlich, zudem wird an den Hängen des Sees Wein angebaut.

Radek Filip und Petr Šurek

Bilder: Radek Filip, Petr Šurek, Radek Holub, Milan Rozsypal

ANZEIGE
Abo Fisch&Fang