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Tümpel bekommen einen Stöpsel

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Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten: Muldenmoor im Pöllwitzer Wald. Bild: Jörn Krüger/Bundesforst
Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten: Muldenmoor im Pöllwitzer Wald. Bild: Jörn Krüger/Bundesforst

Wer bei Mooren nur an eine große, offene und neblige Landschaft denkt, der irrt. Moore können auch sehr kleinflächig in Waldgebieten vorkommen – so wie auf der Naturerbefläche Pöllwitzer Wald östlich von Zeulenroda-Triebes.

Über einen großen Teil des insgesamt knapp 1.900 Hektar großen ehemaligen Truppenübungsplatzes verteilt sind etwa 100 sogenannte Muldenmoore in die Landschaft gestreut. Sie werden über Gräben entwässert und sind daher stark beeinträchtigt. Die gemeinnützige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), das DBU Naturerbe, möchte das ändern. Die Flächeneigentümerin hat ein Unternehmen beauftragt, das in den Wintermonaten an über 80 Stellen Grabenplomben setzen wird, um die Entwässerung der Muldenmoore zu stoppen und den Lebensraum zu schützen.

Moorschutz ist Klimaschutz

„Moorlebensräume brauchen Wasser. Als DBU Naturerbe leisten wir auf unseren 66 Flächen in zehn Bundesländern sowohl einen Beitrag zum Natur- als auch zum Klimaschutz. Auf vielen Flächen setzen wir Wiedervernässungsmaßnahmen ähnlich wie hier im Pöllwitzer Wald um und flankieren damit die Pläne des Bundes zum natürlichen Klimaschutz“, betont Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe. Intakte Ökosysteme seien natürliche Klimaschützer. Gut wasserversorgte Moore speichern Kohlenstoff, indem abgestorbene Pflanzenreste im Boden unter Luftabschluss konserviert werden und Torf bilden. „Ein Torfkörper wird sich nur erholen, wenn das Grabensystem dem Moor nicht weiter ganzjährig das Wasser abzieht. Was seinerzeit für die Nutzung durch Militär und Forstwirtschaft vorteilhaft war, führte dazu, dass die Torfkörper nicht mehr wassergesättigt waren und in Verbindung mit Luftsauerstoff klimawirksame Gase wie Kohlenstoffdioxid freigesetzt wurden. Mit der Wiedervernässung schlagen wir nun den umgekehrten Weg ein“, so Belting.

Wasser in der Landschaft halten

Tobias Leikauf, zuständig für die Feuchtgebietsplanung der DBU-Naturerbefläche Pöllwitzer Wald, freut sich über den Maßnahmenstart: „Den Muldenmooren wurde mit den Entwässerungsgräben quasi der Stöpsel gezogen. Den setzen wir nun jeweils wieder ein, indem wir die Gräben mit anstehendem Bodenmaterial verschließen und dadurch wieder Wasser in der Landschaft halten und den natürlichen Wasserhaushalt möglichst stabilisieren. Das hilft bei der Entwicklung und Regeneration von Sumpf- und Moorbiotopen oder auch Quell- und Bruchwäldern im Pöllwitzer Wald.“ Mit der Wiedervernässung der Muldenmoore schütze das DBU Naturerbe den Lebensraum für spezialisierte und stark gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie den Rundblättrigen Sonnentau, verschiedene Libellen-Arten oder die Kreuzotter. Das Vorhaben wird als ENL-Projekt über europäische ELER-Mittel sowie über das Land Thüringen finanziell gefördert.

Bagger setzt Grabenplomben

In den kommenden Wochen wird ein Bagger im Pöllwitzer Wald mit vor Ort gewonnenem Bodenmaterial Entwässerungsgräben verschließen. „Ziel ist es, dass die verschlossenen Gräben das Wasser bis in den Sommer hinein zurückhalten. Dann dürften die Moor- und Feuchtlebensräume über das Jahr gesehen hoffentlich ausreichend mit Wasser versorgt sein“, so Leikauf. Bis zum Frühling soll die Umsetzung abgeschlossen sein. Leikauf rechnet mit keinen größeren Beeinträchtigungen für Besucherinnen und Besuchern der Naturerbefläche.

-Pressemitteilung DBU-

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