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Tiefseebergbau bedroht die Meere

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Ein „Gorgonenhaupt“ aus den „Selligrunnen“, einem geschützten Kaltwasserkorallenriff im Trondheimsfjord, Norwegen. Solche und ähnliche Arten wären durch Tiefseebergbau massiv bedroht. Bild: Erling Svensen/WWF

Zum Tag der Ozeane am 8. Juni warnte der WWF vor Umweltschäden durch den möglichen Start des Tiefseebergbaus.

Auf der Jahrestagung der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) im Juli soll darüber entschieden werden, wie mit einem potenziellen Antrag auf den Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee umgegangen wird. Bislang fehlt es aber sowohl an einem Regelwerk als auch ganz grundlegend an wissenschaftlich-fundierten Belegen dafür, dass ein Abbau von mineralischen Ressourcen in der Tiefsee ohne Schäden für die Meeresumwelt durchgeführt werden kann.

Tim Packeiser, Meeresschutzexperte beim WWF Deutschland, mahnt, dass eine Genehmigung von Tiefseebergbau die gerade beschlossenen internationalen Naturschutzabkommen untergraben würde. „Mit dem Abkommen zum Schutz der Hohen See und dem Weltnaturabkommen hat sich die Staatengemeinschaft in den letzten Monaten Meilensteine zum Schutz unserer Lebensgrundlagen erarbeitet. Vor allem soll ein Drittel der Ozeane unter effektiven Schutz gestellt werden. Es ist absurd, zur gleichen Zeit darüber nachzudenken, sensible und noch größtenteils unerforschte Lebensräume in der Tiefsee großflächig zu zerstören.“

Effektiver Schutz der Meere

Zahlreiche Staaten hatten sich bereits im Rahmen der vorausgegangenen Frühjahrssitzung der ISA dafür ausgesprochen, weiterhin keine Tiefseebergbauanträge zu genehmigen, sofern noch kein Regelwerk vorhanden ist, welches den effektiven Schutz der Meeresumwelt gewährleistet. Auch immer mehr globale Wirtschaftsakteure unterstützen die Forderung nach einem Moratorium. Neben unter anderem BMW Group, Samsung SDI, Google, Volkswagen, Volvo Group, Philips, Scania, Renault Group, Patagonia und Breitling schließen sich zunehmend auch Finanzinstitute wie die Triodos Bank oder Storebrand an.

„Das Bewusstsein für die immensen Risiken des Tiefseebergbaus wächst. Immer mehr potenzielle Abnehmer der Rohstoffe aus der Tiefsee positionieren sich gegen die vermeidbare Zerstörung. Jetzt ist der Moment, um Verantwortung und Weitsicht über kurzfristige wirtschaftliche Interessen zu stellen. Wir brauchen keinen Tiefseebergbau, sondern müssen Ressourcen verantwortungsvoller nutzen und Kreislaufwirtschaft fördern“, drängt Tim Packeiser.

Noch Tausende unbekannte Arten

Die Tiefsee beherbergt eine Vielzahl sensibler Ökosysteme und eine außerordentliche Artenvielfalt. Mit jeder Expedition entdecken Forscher dort neue Arten. Allein in der Clarion-Clipperton Zone im Pazifik, die im Fokus für Tiefseebergbauvorhaben steht, wurden in den letzten Jahren über 5.000 zuvor unbekannte Spezies beschrieben. Darüber hinaus ist die Tiefsee die größte Kohlenstoffsenke auf dem Planeten und für die Bewältigung der Klimakrise unabdingbar.

Regelwerk für Tiefseebergbau gefordert

Bisher ist der kommerzielle Abbau von mineralischen Rohstoffen wie Kobalt, Lithium oder Nickel in Tausenden Metern Wassertiefe noch nicht erlaubt. Allerdings hat der pazifische Inselstaat Nauru nach dem Seerechtrechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (SRÜ) 2021 die sogenannte „Zwei-Jahres-Regel“ ausgelöst. Diese besagt, dass die ISA innerhalb von zwei Jahren Vorschriften erlassen muss, wenn ein Land Tiefseebergbau betreiben will. Sonst dürfte der Staat Nauru wohl auch ohne Regelwerk mit dem Tiefseebergbau beginnen. Die Jahrestagung der Internationalen Meeresbodenbehörde, die für die Ausarbeitung des Regelwerks zuständig ist, findet vom 10. bis 21. Juli 2023 statt. Neben Deutschland sprechen sich bereits Chile, Costa Rica, Ecuador, die föderierten Staaten von Mikronesien, Fidschi, Frankreich, Neuseeland, Palau, Panama, Samoa, Spanien, Vanuatu und Finnland für ein Moratorium, eine vorsorgliche Pause oder ein Verbot von kommerziellen Tiefseebergbauaktivitäten aus.

-Pressemitteilung WWF-

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