Muscheln filtrieren das Wasser und reagieren deshalb sensibel auf Verschmutzungen und Sedimenteinträge. Foto: Michael Lange |
Ein groß angelegtes Artenschutzprojekt zum Schutz der Flussperlmuschel und der Großen Malermuschel hat begonnen.
Es umfasst sowohl die Nachzucht und die Wiederansiedlung von Jungmuscheln als auch biotopverbessernde Maßnahmen. Das Verbundvorhaben wird gemeinsam vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) mit insgesamt rund 5,3 Millionen Euro gefördert. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) begleitet das Projekt „ArKoNaVera“ fachlich.
Süßwassermuscheln stark gefährdet
Auch wenn ihr Name anderes vermuten lässt: Flussperlmuscheln bilden nur sehr selten Perlen aus. Sie benötigen hierfür viele Jahre – häufig Jahrzehnte. Großmuscheln, zu denen Flussperl- und Malermuschel gehören, waren in den heimischen Fließ- und Stehgewässern bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch ausgesprochen häufig anzutreffen. Flussperlmuschel und Malermuschel gehören sowohl deutschlandweit als auch weltweit zu den stark gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Arten. Zurückzuführen ist der Rückgang insbesondere auf wasserbauliche Maßnahmen, den Eintrag von Feinschlamm in die Gewässer und die allgemeine Verschlechterung der Lebensraum- und Gewässerqualität.
Weniger Sedimenteinträge aus der Landwirtschaft
„Weil in Deutschland ein Großteil der mitteleuropäischen Vorkommen der beiden Muschelarten lebt, haben wir eine besonders hohe Verantwortung diese Arten zu schützen“, sagte BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel. „Beide Muschelarten reagieren als Filtrierer auf Veränderungen ihres Lebensraumes, wie Sedimenteinträge ins Wasser, besonders sensibel. Ihr Zustand lässt damit Rückschlüsse auf die Intaktheit von Gewässerökosystemen zu und ihr Schutz ist gleichzeitig auch Gewässerschutz. Zur Verbesserung der Lebensräume muss eine Reduzierung der Sedimenteinträge erfolgen. Maßgeblich ist hierfür auch die Einbeziehung der Landwirtschaft“, erklärte Prof. Jessel.
Geeignete Habitate gesucht
Das Projekt „ArKoNaVera“ soll unter anderem Erkenntnisse darüber liefern, an welchen Orten und mit welchen Maßnahmen die Flussperlmuscheln am wirksamsten erhalten werden können. Eine zentrale Rolle in der Forschung nimmt dabei auch der Einfluss des Klimawandels ein. Während der Projektlaufzeit von sechs Jahren entwickeln die Projektpartner außerdem Instrumente, über die potenziell geeignete Habitate für die Wiederansiedlung der Muscheln identifiziert werden sollen. Zudem wird untersucht, welche Maßnahmen zur Erhaltung und Renaturierung ihrer Lebensräume am besten geeignet sind.
Fokus auf Niederbayern und Sachsen
Spezielle Methoden der Muschelzucht sollen zu stabilen Populationen führen. Die Schutzmaßnahmen werden sich zunächst auf Niederbayern und Sachsen beschränken – das Projekt mündet jedoch langfristig in ein überregional anwendbares Artenschutzkonzept.
Das Muschelschutzprojekt wäre ohne die enge Zusammenarbeit von Forschern und Umsetzungspartnern nicht denkbar. Koordiniert wird „ArKoNaVera“ von der Technischen Universität Dresden. Weitere Forschungspartner sind das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, die Technische Universität München und das Fraunhofer-Zentrum für Mittel- und Osteuropa. Umgesetzt wird das Projekt durch eine eigens gebildete Trägergemeinschaft zur Rettung der Flussperlmuschel in Niederbayern, den Naturschutzfonds der sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt, die Untere Naturschutzbehörde des Vogtlandkreises und die Gesellschaft für Wasserwirtschaft, Gewässerökologie und Umweltplanung in Sachsen. „Forschung und Umsetzung sind in diesem Projekt vorbildlich miteinander verknüpft. Indem Expertenwissen gebündelt wird, entstehen Maßnahmen für die Praxis. Wir wollen so erreichen, dass die Flussperlmuschel wieder in unsere heimischen Gewässer zurückkehrt und gleichzeitig die biologische Vielfalt in Deutschland stärken“, sagte die BfN-Präsidentin.
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