Eine aktuelle Studie des IFAW (International Fund for Animal Welfare) zeigt, dass Länder in Lateinamerika und der Karibik viel Haifischfleisch aus Asien importieren und gleichzeitig wichtige Lieferanten von Haifischflossen für asiatische Märkte sind.
Die Analyse von Zollhandelsdaten verdeutlicht, dass die Regierungen dieser Länder den Haifischhandel besser kontrollieren und den illegalen Handel bekämpfen müssen. Bereits jetzt sind zwei Drittel der Haiarten, die weltweit gehandelt werden, vom Aussterben bedroht.
Der Bericht „Meat on the menu and fins for exports: Latin America’s shark trade with Asia“ (Lateinamerikas Haifischhandel mit Asien) untersucht die Haifischhandelsdaten von 2003 bis 2020 aus der Sonderverwaltungsregion Hongkong, Singapur und der Provinz Taiwan. Er zeigt, dass lateinamerikanische und karibische Länder auf verschiedene Weise am weltweiten Haifischhandel beteiligt sind: Sie liefern Haifischflossen an asiatische Märkte, importieren Haifischfleisch für den eigenen Verbrauch, erleichtern die Durchfuhr von Exporten oder arbeiten mit internationalen Fischereiflotten zusammen.
Nachfrage nach Haiprodukten gestiegen
„Die weltweite Nachfrage nach Haiprodukten ist in den letzten Jahrzehnten massiv gestiegen und hat viele Haie an den Rand der Ausrottung gebracht“, sagt Barbara Slee, Meeresschutzexpertin beim IFAW. „Haie sind wichtig für ein gesundes Meeresökosystem, aber sie sind durch Verlust ihres Lebensraums, Verschmutzung und Überfischung stark bedroht. Nur eine strenge Kontrolle des weltweiten Haihandels kann helfen, Haie besser zu schützen.“
Im untersuchten Zeitraum war die Region Lateinamerika und Karibik ein wichtiger Abnehmer von Haifischfleisch und erhielt 58% der gesamten Haifischfleischexporte aus der SVR Hongkong, Singapur und der Provinz Taiwan. Uruguay, Brasilien und Mexiko sind die wichtigsten Zielländer; auf diese drei Länder entfällt fast das gesamte Haifleisch, das nach Lateinamerika fließt.
Die Region Lateinamerika und Karibik ist auch eine ständige Quelle von Haifischflossenprodukten für die asiatischen Handelszentren. Zwischen 2003 und 2020 wurden insgesamt 188.369 Tonnen Haifischflossenprodukte in die asiatischen Handelszentren importiert, von denen etwa 30.000 Tonnen (16%) aus Lateinamerika und der Karibik kamen. Costa Rica war der größte Lieferant, gefolgt von Peru, Uruguay und Mexiko.
Die IFAW-Analyse zeigt auch alarmierende Unterschiede in den Handelsdaten. So waren etwa die Importe von Haiprodukten aus Peru nach Hongkong mehr als hundert Mal so hoch wie die von Peru gemeldeten Exporte.
„Angesichts der globalen Dimension des Haifischhandels und einer Vielzahl von Handelspartnern müssen die Staaten proaktiv zusammenarbeiten, um Daten auszutauschen, Berichtsformate zu standardisieren und die Qualität der Daten zu verbessern“, sagt Stan Shea von der BLOOM Association und Mitautorin der Studie.
Auf der 19. CITES-Konferenz im November 2022 beschlossen die Mitgliedsstaaten, 97 weitere Hai- und Rochenarten in Anhang II aufzunehmen. Dieser listet Arten, die potenziell vom Aussterben bedroht sind und deren Handel kontrolliert wird. Damit werden etwa 90 Prozent des weltweiten Handels mit Haiflossen von CITES kontrolliert.
Kontrolle des Haifischhandels verstärken
Der IFAW fordert die Regierungen der lateinamerikanischen und karibischen Länder auf, diese Regeln ernst zu nehmen und die Kontrolle des Haifischhandels zu verstärken. Dies soll durch bessere Datenerfassung und -analyse, stärkere Zusammenarbeit der Handelspartner und entschiedene Bekämpfung des illegalen Handels geschehen.
Der Bericht wird zu Beginn der wichtigen CITES-Tagung vom 12. bis 19. Juli 2024 in Genf veröffentlicht, bei der mehrere Länder ihre Bedenken über die grundsätzliche Nachhaltigkeit des Haifischhandels äußern werden. Bereits im November 2023 wurde Ecuador von CITES für sein Versagen bei der Kontrolle des Haifischhandels bestraft.
-Pressemitteilung IFAW-