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So werden Sie ein Karpfenprofi

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So werden Sie ein Karpfenprofi
Ben Boden mit 28-Pfünder. Gewusst wie, sind solche Karpfen kein Zufallsprodukt.

Boilieangeln ist keine Hexerei. Ben Boden erklärt, wie auch der Einsteiger ohne großen Aufwand schöne Fische fängt.

Viele Petrijünger sind regelrecht baff, wenn sie zum ersten Mal einen Karpfen am Haken haben. Und das, obwohl es sich vielleicht nur um einen Fünf- oder Achtpfünder handelt. Am Allroundgeschirr liefern auch diese Fische tolle Drills. Was aber, wenn plötzlich ein Kapitaler einsteigt? Dann gibt es ohne das entsprechende Gerät oft kein Halten mehr. Aus diesem Grund möchte ich im Folgenden schildern, was Sie für den Anfang wirklich brauchen und was nicht.

Die Wiege des modernen Karpfenangelns ist England. Kein Wunder also, dass auch hierzulande meist englische Fachbegriffe verwendet werden. Das fängt bei den Ruten an, deren Längen man in der Regel in Fuß (1 Fuß = 30,48 cm) angibt. Ihre Rute sollte etwa 12 Fuß lang sein, was ungefähr 3,60 Metern entspricht. Karpfenruten unterteilt man nicht nach dem Wurfgewicht, sondern nach der Testkurve, die in englischen Pfund (lb) angegeben wird. Sie sagt aus, wie viel Gewicht an die horizontal gehaltene Rute gehängt werden muss, bis deren Spitze im rechten Winkel zum Griffteil nach unten weist. Klingt kompliziert? Kein Problem, es reicht völlig aus, wenn Sie sich merken, dass Sie beim Karpfenangeln mit einer Testkurve von etwa 2,5 lb richtig liegen.

Ben Boden drillt. Fürs Karpfenangeln ist eine Rute mit Rückgrat und nicht zu harter Spitze ideal.

Charakteristisch ist zudem ein starkes Rückgrat sowie eine semiparabolische Aktion. Mit solchen Ruten lassen sich einerseits große Wurfweiten erreichen, andererseits puffern die Gerten im Drill die Fluchten der Karpfen prima ab. Ein recht günstiges Einsteiger-Modell von deutlich unter 100 Euro ist beispielsweise die TNT Stylus. Damit können Sie fast alle Angelsituationen abdecken.

Rolle und Schnur

Beim Karpfenangeln haben sich große Freilaufrollen durchgesetzt. Zwar können Sie prinzipiell auch normale Stationärmodelle benutzen, aber gerade für den Einsteiger ist die Freilauffunktion eine große Erleichterung. Denn bei einem Biss kann der Karpfen problemlos Schnur nehmen. Nach einer Kurbelumdrehung hat man schließlich wieder die gewünschte Bremseinstellung vorliegen.

 

Freilaufrollen erleichtern das Fischen. Beim Biss genügt eine Kurbelumdrehung, und schon ist die ursprüngliche Bremseinstellung wieder hergestellt.

Die Rolle sollte rund 300 Meter 0,35er Schnur fassen. Tipp: Modelle wie die Daiwa Linear oder die Shimano Baitrunner. Damit machen Sie nichts verkehrt, und der Preis ist noch erträglich.

Die Hauptschnur sollte mindestens 0,30, besser jedoch 0,35 Millimeter stark sein. Ich rate unbedingt zu Monofil, das über eine vergleichsweise hohe Dehnung verfügt. Die ist gerade beim Drill im Nahbereich sehr wichtig, damit der Haken nicht aus dem Karpfenmaul ausschlitzt.

Geflochtene Schnüre kommen meiner Meinung nach nur beim Angeln auf extreme Entfernungen von 200 Metern und mehr infrage sowie bei der Köderpräsentation im dichten Kraut. Diese Einsatzbereiche sind aber eher etwas für Spezialisten.

Montagen

Geradezu revolutionär hat sich beim Karpfenangeln die Selbsthakmontage ausgewirkt. Einfach ausgedrückt, basiert sie auf zwei Bestandteilen: dem Haken mit Köder am so genannten Haar sowie dem Festblei auf der Hauptschnur. Bei der Haarmethode macht man sich zu Nutze, dass die Karpfen ihre Nahrung einsaugen, um sie auf Fressbarkeit zu prüfen. Nun befindet sich der Köder an einem haarartigen Faden neben dem Haken. Der Karpfen schlürft ihn ein und nimmt zwangsläufig auch den Haken mit auf. Bemerkt der Karpfen dies, versucht er, den Köder wieder auszuspucken. Dadurch dringt die Hakenspitze bereits leicht ins Maul des Fisches ein. Der Karpfen flüchtet, muss dabei das Festblei mitziehen und hakt sich schließlich von selbst.

Inzwischen bekommt man auch diverse Fertigvorfächer für die Haarmethode zu kaufen. Diese reichen für den Anfang völlig aus. Ideal sind Haken der Größe 2 bis 6, die unbedingt sehr scharf sein müssen.

So sieht die klassische Selbsthak-Montage aus. In diesem Fall ist das Blei im Safety-Bolt-Clip halbfest fixiert, so dass es der Karpfen bei einem Schnurbruch abschütteln kann.

Früher oder später wird sich ein Karpfenangler seine Vorfächer selbst knüpfen. Mithilfe einer knotenlosen Verbindung, No Knot genannt, befestigt man den Haken am Vorfach und erhält auf diese Weise auch das Haar. Das Vorfach sollte auf jeden Fall direkt an einen einfachen Tönnchenwirbel geknotet werden. Denn ein Karabiner wäre ein Schwachpunkt und führt beim Auswerfen zu Verwicklungen.

Wie wird nun das Blei fest auf der Hauptschnur verankert? Dazu möchte ich zwei Möglichkeiten erläutern. Die erste ist das Verwenden eines so genannten Inline-Bleies. Hierbei läuft die Schnur durch das Blei. Am Ende des Gewichts befindet sich ein Gummi, in das der Wirbel des Vorfachs reingezogen wird. Schon sitzt das Blei fest.

Die zweite Variante ist ähnlich. Man benutzt allerdings ein kleines Plastikröhrchen mit Clip, in den das Blei eingehängt wird. Der Wirbel wird wiederum in das Röhrchen gezogen. Damit ist das Blei fixiert. Das Ganze bezeichnet man als Safety Bolt Rig – eine Art Sicherheitsvorfach. Denn bei Schnurbruch kann der Fisch das Blei abschütteln, wenn es sich am Grund festsetzt.

Klassiker: Boilie am Haar. Der Karpfen saugt Köder samt Haken ein und hakt sich von selbst.

Für einen optimalen Selbsthakeffekt verwende ich 90 bis 200 Gramm schwere Bleie. 90-Gramm-Gewichte reichen bei ruhigem Wetter an kleineren Stillgewässern. Bei größeren Seen oder an Flüssen müssen Sie das Gewicht entsprechend höher wählen.

Die knotenlose Montage des Haars, als No Knot bezeichnet.

Die Köder

Die unangefochtene Nummer eins unter den Karpfenködern ist der Boilie. Warum ist das so? Im Grunde genommen haben Mais, Kartoffel oder Brötchenteig über die Jahre eigentlich nichts an Verführerqualitäten eingebüßt. Allerdings betören diese Köder viele verschiedene Fischarten, die man beim speziellen Karpfenangeln eher nicht fangen möchte. Hier hat der Boilie Abhilfe geschaffen. Durch seine Größe und Härte wirkt er äußerst selektiv. Zwar kann auch auf Boilie mal ein großer Brassen oder eine große Schleie beißen, allerdings kommt dies viel seltener vor, als es mit kleineren, weicheren Ködern der Fall wäre.

Boilies bestehen aus verschiedenen Mehlen, Eiern und anderen Zusätzen. Die Masse wird geknetet, zu Kugeln gerollt und dann gekocht. Daher stammt auch der Name Boilie (engl. to boil = kochen). Heutzutage findet man auf dem Markt sehr gute Fertigboilies, das aufwändige Rollen kann man sich also sparen. Bei Händlern wie der Wassersportcentrale Genk bekommen Sie Boilies, die weniger als fünf Euro pro Kilo kosten. Für den Anfang reicht das aus.

Köder Nummer zwei sind Partikel und Pellets. Zur ersten Gruppe zählen Mais, Hanf oder Tigernüsse. Genau wie Boilies werden auch diese Köder aufs Haar gezogen und mit einem speziellen Stopper fixiert.

Grundsätzlich reichen Boilies zu Beginn als alleinige Köder aus. Sollten Sie aber häufig anfüttern, gehen die Eiweißkugeln ziemlich ins Geld. Dann lohnt es sich wirklich, auf Pellets und Partikel zurückzugreifen. Tipp: Futtermais ist deutlich preiswerter als Dosenmais. Zudem sind die Körner größer und härter. Dadurch locken sie nicht so viele Kleinfische an den Platz. Wichtig ist, dass der Futtermais vorher eingeweicht wird, damit er nicht erst dann aufquillt, wenn der Fisch ihn gefressen hat.

Die Bissanzeige

Der Biss eines Karpfens macht sich bei der Selbsthakmethode dadurch bemerkbar, dass Schnur von der Rolle gezogen wird, wenn der Fisch flüchtet. Es kann auch sein, dass die Leine erschlafft, wenn der Karpfen auf den Angler zuschwimmt. Da der Ansitz oft ein Geduldsspiel ist, müssten Sie die Rute ständig im Blick haben – auch wenn Sie mit einem Schnureinhänger fischen. Sie wissen ja selbst, wie das ist: Der Biss kommt doch immer genau dann, wenn man nicht hinschaut. Und glauben Sie mir, mit jeder Sekunde nimmt der Karpfen mehr Schnur von der Rolle. Innerhalb kürzester Zeit hat er sich in einem Unterstand verschanzt, aus dem Sie ihn kaum mehr herausbekommen.

Elektronische Bissanzeiger ersparen dem Angler das ständige Starren auf Rute und Schnur.

Aus diesem Grund empfehle ich Ihnen elektronische Bissanzeiger. Für den Beginn reichen die günstigen Modelle aus, denn letztlich muss es nur Piepen, damit Sie den Biss mitkriegen. Als Rutenablage können Sie ruhig einfache Erdspeere (Banksticks) verwenden. Sie müssen jedoch darauf achten, dass sie ein Gewinde besitzen, auf das Sie die Bissanzeiger aufschrauben können.

Ganz wichtig zum Landen größerer Karpfen ist ein geräumiger Kescher mit einer Bügellänge von mindestens 90 Zentimetern. Wenn unerwartet Ihr erster 20- oder gar 30-Pfünder im Wasser tobt, werden Sie froh sein.

Ein geräumiger Kescher ist Pflicht, um große Karpfen sicher landen zu können.

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