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Schwarzmaulgrundel im Niederrhein offenbar rückläufig

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Schadbild bei der Schwarzmaulgrundel. Bild: Dr. Stefan Staas
Schadbild bei der Schwarzmaulgrundel. Bild: Dr. Stefan Staas

Monitoring-Untersuchungen des Rheinprojekts, in dem die Zusammensetzung und der Zustand der Fischartengemeinschaft im nordrheinwestfälischen Abschnitt des Rhein und seinen Auengewässern verfolgt werden, deuten auf einen Rückgang der Schwarzmaulgrundel (Neogobius melanostomus) im Rhein hin. Zudem scheint ein Teil des Bestandes krank zu sein. Inwiefern ein Zusammenhang zwischen dem Bestandsrückgang und den auffälligen Schadsymptomen der Grundeln besteht, ist noch unbekannt.

Häufigste Fischart im Rhein

Die Schwarzmaulgrundel oder auch Schwarzmundgrundel wurde erstmals 2004 im niederländischen Lek, einem Deltaarm des Rheins nachgewiesen. Die Art stammt ursprünglich aus dem ponto-kaspischen Raum und besiedelt dort die Brackwasserbereiche und Unterläufe der Zuflüsse von Schwarzem Meer und Asowschen Meer und gelangte über das Ballastwasser von Güterschiffen nach Mitteleuropa. Binnen weniger Jahre breitete sich die Schwarzmaulgrundel von den Niederlanden und den zweiten, den Rhein-Main-Donaukanal, verlaufenden Einwanderungsweg rasch über weite Teile des Rheinsystems aus. Der Erstnachweis im deutschen Niederrhein erfolgte im Jahre 2008 durch die Rheinfischereigenossenschaft. Die Grundelart vermag sich mehrfach pro Jahr fortzupflanzen, schützt ihren Laich vor Fressfeinden und ist gegenüber einheimischen Arten konkurrenzstark. Damit erfüllt sie entscheidende Kriterien sich als invasive Art erfolgreich und schnell auszubreiten. Da sie zudem von den monotonen Blocksteinschüttungen unserer ausgebauten Flusslandschaften profitiert, wurde sie binnen weniger Jahre zur mit Abstand häufigsten Fischart im Rhein und zur wahren Plage für die Rheinangler.

Bestand von 60 auf 30 Prozent halbiert

Bei Elektrobefischungen, die gemeinsam von Biologen des Rheinischen Fischereiverbands von 1880 e.V. der Rheinfischereigenossenschaft NRW und dem LANUV im Rheinprojekt in 2017 durchgeführt wurden, lag der Anteil der Schwarzmaulgrundeln im Gesamtfang bei nur noch rund 30% und hat sich damit binnen weniger Jahre mehr als halbiert. Rund ein Viertel der Schwarzmaulgrundeln wies auffällige Verletzungen der Haut und bis ins Muskelgewebe reichenden offenen Wunden auf, die dem Anschein nach von einer Infektionserkrankung herrühren. Die übrigen in der Studie nachgewiesenen invasiven Grundelarten, Flussgrundel, Kesslergrundel und Marmorgrundel, wiesen hingegen keine solchen Symptome auf. Es wurden stichprobenartig Tiere entnommen, die vom Fischgesundheitsdienst beim LANUV in Albaum untersucht werden. Bislang konnte noch kein Erreger identifiziert werden, der das Schadbild erklären könnte. Für das Jahr 2018 ist eine Fortsetzung der Monitoring-Untersuchungen, wie auch der veterinärmedizinischen Suche nach dem Krankheitserreger, geplant. Die Experten erhoffen sich davon weitere Information inwiefern sich der aktuelle Rückgang der Schwarzmaulgrundel fortsetzt, ob es einen Zusammenhang zu dem Schadbild gibt und welche Rückwirkungen dies auf die Artengemeinschaft im Rhein hat. „So war das massenhafte Auftreten der Schwarzmaulgrundel mit Bestandseinbrüchen bei anderen Arten, wie zum Beispiel Gründling und Barbe begleitet“, wie Dr. Andreas Scharbert vom Rheinischen Fischereiverband erläutert. Anderseits habe sich gezeigt, dass Raubfische, wie der Flussbarsch, die Grundeln rasch als willkommene Beutespezies annahmen. Ein nachhaltiger Rückgang der bislang einflussreichsten gebietsfremden Fischart in unseren Flüssen, könnte zu erneuten Verschiebungen innerhalb der Artengemeinschaften führen.

-pm-

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