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Rückkehr der Scherenritter

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Der Steinkrebs (Austropotamobius torrentium). Bild: Oebf-Archiv/Brameshuber
Der Steinkrebs (Austropotamobius torrentium). Bild: Oebf-Archiv/Brameshuber
Bild: Oebf-Archiv/Simlinger
Solche Tümpel müssen unbedingt erhalten und auch angelegt werden. Bild: Oebf-Archiv/Simlinger

Die Österreichischen Bundesforste bringen Fachbroschüre „Aktiv für Steinkrebse und Amphibien“ heraus. Anregungen und Praxistipps für Wald- und Gartenbesitzer.

Die Österreicher wollen ihre heimischen Krebse mit Maßnahmen fördern. Bild: Oebf-Archiv/Ratschan

Frühlingsgefühle im Reich der Unken: Frühlingszeit bedeutet Paarungszeit für viele Amphibien. Doch zugeschüttete Teiche, regulierte Bachläufe oder trocken gelegte Feuchtflächen machen ihnen heute vielfach das Leben schwer. Immer mehr wertvoller Lebensraum ist in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen. Alle 20 in Österreich lebenden Amphibienarten sind entweder gefährdet oder stehen auf der Vorwarnliste. Die Populationen der „Scherenritter“, der heimischen Flusskrebsarten, sind deutlich gesunken, der Steinkrebs etwa ist in manchen Bundesländern nahezu ausgestorben. In ihrer neuen Fachbroschüre „Aktiv für Steinkrebse und Amphibien“ bieten die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) Einblick in die Lebensweise und Ansprüche dieser Arten. Wald- und Gartenbesitzer erhalten wertvolle Praxistipps zur Umsetzung von Fördermaßnahmen. „Nachhaltige Waldbewirtschaftung heißt artenreiche Waldbewirtschaftung“, betont Rudolf Freidhager, Vorstand der Österreichischen Bundesforste, „wir setzen uns für Artenvielfalt im Wald ein. Auch im Wirtschaftswald kann die ökologische Qualität mit einfachen Maßnahmen deutlich verbessert und vielen gefährdeten Arten ein neues Zuhause geboten werden“, zeigt sich Rudolf Freidhager überzeugt. In ihren Wäldern in ganz Österreich legen die Bundesforste Amphibientümpel und Feuchtbiotope an, in denen etwa der anspruchsvolle Alpen-Kammmolch oder die stark gefährdete Gelbbauchunke wieder neue Lebensräume vorfinden, und fördern gezielt die Ausbreitung der heimischen Flusskrebse. Aber auch Gartenbesitzer können mit einfachen Amphibien-Schutzmaßnahmen zum Überleben der Tiere beitragen.

Wanderhilfen für Scherenritter

 

Ein einfaches Rohr dient als Migrationshilfe für Steinkrebse. Bild: Oebf-Archiv/H. Haseke

Vor 150 Jahren noch kamen heimische Krebse in unseren Gewässern so häufig vor, dass sie – heute eine kulinarisch höchst geschätzte Delikatesse – als „Arme-Leute-Essen“ galten. Zur Erhöhung der Krebsbestände wurde Ende des 19. Jahrhunderts jedoch der Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) aus Nordamerika in heimische Gewässer eingebracht. Die von ihm übertragene Krankheit, die sog. Krebspest, führte zu einem Zusammenbruch und einer Reduktion der heimischen Krebsbestände um 80 Prozent. So galt der Steinkrebs (Austropotamobius torentium) von den vier heimischen Flusskrebsarten – Dohlen-, Edel-, Stein- und Galizischer Sumpfkrebs – ursprünglich als typischer Austro-Bewohner kleiner, sanfter Bäche. Seit dem Auftreten der Krebspest, aber auch durch den Verbau von Gewässern, sind die Populationen jedoch rasant gesunken. Heute gehört er in Österreich zu den gefährdeten Arten. „In unseren Wäldern und Gewässern im Ausseerland helfen wir dem Steinkrebs, neue Lebensräume zu besiedeln“, erklärt Rudolf Freidhager. Im Rahmen des von der EU geförderten LIFE+ Projektes „Naturwald, Moore und Lebensraumverbund im Ausseerland“ werden spezielle Wanderhilfen für den Steinkrebs gebaut. Der Weg über Land und die Querung von Straßen ist für die Tiere oft anstrengend und gefährlich. Zur leichteren Ausbreitung wurden nun Spezialrohre verlegt, die den Steinkrebsen die Querung der Wege erleichtern und die Erschließung neuer Lebensräume ermöglichen sollen.

Amphibientümpel für kleine Drachen

 

Wertvoller Lebensraum für gefährdete Krebse und Amphibien: Tümpel im Obersdorfer Moor im Ausseerland (Steiermark). Bild: Oebf-Archiv/Simlinger

Ab der Paarungszeit zwischen März und Mai findet man den sehr gefährdeten Alpen-Kammmolch (Triturus carnifex), aufgrund seines charakteristischen Kamms auch als „kleiner Drache“ bezeichnet, bevorzugt in Altwässern, Waldtümpeln oder Gartenteichen. Da der Kammmolch vorwiegend in intensiv genutzten Tallagen vorkommt, ist das Angebot und Netzwerk an Tümpeln gering. Diese sollten eine Mindesttiefe von 1 bis 1,5 Meter und ein Ausmaß von 100 bis 200 Quadratmeter haben. Der Uferbereich wird flach ausgestaltet, der Boden bei Bedarf mit Lehm oder Folie abgedeckt. Die ebenso stark gefährdete Gelbbauchunke (Bombina variegata) mit ihrer typisch leuchtend gelben Färbung auf der Bauchseite nimmt gerne auch Fahrspuren, Lacken oder Wassergräben als Lebensräume an. Kaulquappen sowie ausgewachsene Amphibien stehen in Österreich vollständig unter Schutz. „Künstlich angelegte Tümpel sind für Amphibien häufig eine wertvolle Überlebenshilfe“, weiß Freidhager. „Die Überlebensrate bei Amphibien ist sehr gering. Bei Fröschen überlebt nur einer von 100.“ In den letzten Jahren haben die Bundesforste in ihren 121 Forstrevieren österreichweit rund 700 Naturschutzmaßnahmen zum Schutz der gefährdeten Kleintiere gesetzt, allein im letzten Jahr wurden etwa 50 neue Amphibientümpel und Kleinstbiotope angelegt.

Die Broschüre „Aktiv für Steinkrebse und Amphibien“ ist im Rahmen des LIFE+ Projekts Ausseerland durch Unterstützung der Europäischen Union entstanden und kann bei den Österreichischen Bundesforsten per E-Mail an naturraummanagement@bundesforste.at oder telefonisch unter +43 2231 600-3110 kostenlos bestellt werden.

-pm-

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