Seit mehr als 10 Jahren liefert dieses „Kraftwerk“ im südlichen Niederösterreich keinen Strom mehr. Trotzdem verhindert es immer noch die Durchgängigkeit des Fließgewässers. Solche Kraftwerksruinen findet man in ganz Österreich. |
Das Internationales Gewässerschutzsymposium in Linz brachte aufrüttelnde Ergebnisse.
06.03.2008
Vom 29. Februar bis 2. März 2008 versammelten sich Fischerei- und Gewässerschutzexperten aus Österreich, der Schweiz, Deutschland und Slowenien in den Seminarräumen der Linzer Landwirtschaftskammer, um über die Zukunft der Gewässer und Fische zu beraten. Die wichtige Veranstaltung wurde vom Österreichische Kuratorium für Fischerei & Gewässerschutz (ÖKF) durchgeführt. Neben fischereirelevanten Themen zur EU-Wasserrahmenrichtlinie und zur Aquakultur-Verordnung wurden auch die Auswirkungen der Wasserkraftnutzung auf Österreichs Gewässer zusammen mit Vertretern der Energieversorger und des Umweltschutzes erörtert. Wie das ÖKF am 6. März mitteilte, sind die Prognosen der Fachleute eher düster: Die biologische Funktionsfähigkeit der Gewässer ist gefährdet, wenn der irreparablen Zerstörung nicht möglichst bald ein Riegel vorgeschoben wird. Parallel dazu wird der Artenreichtum der Fischbestände weiter abnehmen und überhaupt die Gewässerfauna rapide verarmen. Nur noch 4 Prozent der österreichischen Fließgewässer in einem naturbelassenen Zustand, alle anderen sind schwer geschädigt. Das Hauptgefährdungspotenzial liegt in der fortschreitenden Zerstückelung der Fließgewässer durch Wasserkraftanlagen. Die Ansicht, Strom aus Wasserkraft sei umweltschonender Strom, ist längstens überholt. Auch heute noch werden in Österreich eine erschreckende Anzahl neuer Wasserkraftwerke geringer Größe geplant, obwohl ihre Effizienz verschwindend gering ist.
Auf dem 6. ÖKF-Forums wurde folgende Resolution verabschiedet: · „Schutz der letzten naturbelassenen Flüsse und Bäche vor kurzsichtiger Profitgier. · (Förderungs-)Stopp für ineffiziente Mini-Kraftwerke. · Obwohl auch Wind, Sonnenenergie und Biomasse erneuerbare Energiequellen sind, scheinen die österreichischen Energieerzeuger das ganze Heil einzig in einem „aggressiven Ausbau der Wasserkraft“ (Zitat) zu sehen. Hier ist informative Aufklärungsarbeit dringend vonnöten. · Obwohl eine Steigerung des Wasserkraft-Anteils durch Modernisierung bestehender Anlagen und effizientere Turbinen bei weitem leichter erreichbar wäre, wird von der Bau- und Kraftwerks-Lobby vor allem die Errichtung neuer Kraftwerke in den Vordergrund gestellt. Ein Umdenken von „Einwegkraftwerk“ zum „Wiederbenützbaren Kraftwerk“ muss herbeigeführt werden. · Jedes Wasserkraftwerk, jede Staumauer und jede Wasserausleitung ist ein massiver Eingriff in die Natur, der das natürliche Gleichgewicht durcheinanderbringt – deshalb darf den Begehrlichkeiten einzelner Kraftwerksbetreiber, diese seltenen und ökologisch kostbaren Juwele auch noch zu verbauen, nicht nachgegeben werden. · Die letzten wenigen noch völlig intakten Flussläufe müssen auch in dieser Form und Funktionsfähigkeit erhalten bleiben. Das ist schlichtweg unsere Verpflichtung gegenüber den kommenden Generationen. · Langfristig kann das Problem der Energieversorgung nicht dadurch gelöst werden, dass Jahr für Jahr immer mehr und mehr Energie erzeugt wird. Das stößt schnell an Grenzen. Auf längere Sicht kann Versorgungssicherheit nur dadurch erreicht werden, dass parallel zum Umstieg auf erneuerbare Energiequellen auch Maßnahmen zur Einsparung von Energie intensiviert werden. (Der Spielraum für diesbezügliche Einsparungen durch verbesserte Technik ist enorm – man nehme als Beispiel nur den Benzinverbrauch eines Mittelklasse-PKW vor vierzig Jahren im Vergleich zu heute). · Österreichs Fischer und Gewässerschützer sind keine Fundamentalisten. Sie stehen grundsätzlich positiv zur Wasserkraft – aber mit Maß und Ziel und nicht auf Kosten der Zukunft. · Wir bekennen uns dazu, dass der Mensch die Natur zu seinem Vorteil nutzen darf. Wenn wir Strom aus erneuerbaren Quellen haben wollen, dann ist Wasserkraft eine von mehreren Alternativen – nicht jedoch die einzige.“ Info: www.oekf.at -pm-