Seit letzter Woche erreichen uns viele Bilder von einem massiven Fischsterben in der Oder. Für viele wird zum ersten Mal auf sehr tragische Weise deutlich, dass es auch ein pulsierendes Leben unter der Wasseroberfläche gibt.
Seit vergangenen Dienstag haben Angler tote Fische im deutschen Bereich der Oder gefunden, die Behörden informiert und angefangen, die Fischkadaver zu beseitigen. Der Deutsche Angelfischerverband (DAFV) dankt allen Helfern, hier weitere Informationen in einer aktuellen Pressemitteilung:
Laut Schätzungen sind in den vergangenen Tagen bis zu 100 Tonnen Fisch in der Oder verendet. Aus Messdaten des Landesamtes für Umwelt Brandenburg (LfU) ist auch für Laien deutlich zu erkennen, dass sich die meisten der gemessenen Wasserwerte um den 7. August 2022 stark verändert haben.
In Verbindung mit einem Pegelanstieg um 30 cm sprechen die Messwerte dafür, dass ein Wasserkörper mit abweichenden Eigenschaften in die Oder gelangt und stromabwärts geflossen ist. In den betroffenen Abschnitten der Oder wurden alle Arten von Fischen verendet oder sterbend beobachtet. Fast eine Woche später ist die Todesursache für tonnenweise Fisch immer noch nicht ermittelt.
Quecksilbervergiftung als Ursache mittlerweile ausgeschlossen
Erste Vermutungen, dass eine Quecksilbereinleitung für das Fischsterben verantwortlich ist, sind mittlerweile widerlegt. Klar ist bisher nur, dass die ersten Alarmsignale in Polen bereits am 26. Juli gemeldet wurden. Hinzu kommt mittlerweile, dass auch aus zwei weiteren Regionen in Polen, deren Flüsse nicht in die Oder münden, Fischsterben gemeldet werden. Es ist aber noch völlig unklar, ob die Ereignisse in einem Zusammenhang mit dem Fischsterben in der Oder stehen.
Wer kommt für den Schaden auf?
Solange der Verursacher und der Ort der Verursachung nicht identifiziert sind, ist es schwierig vorherzusagen, wer für den Schaden zur Rechenschaft gezogen werden kann.
Wie reagiert die Politik auf das Fischsterben?
Das Krisenmanagement der Bundesregierung wirkte in der vergangenen Woche holprig und unkoordiniert. Mittlerweile scheint der Ernst der Lage aber erkannt. Seit Sonntag wird vermeldet, dass man hofft, dass die anfänglichen Kommunikations- und Koordinierungsprobleme mit den polnischen Behörden bald überwunden sind. Bundesumweltministerin Lemke war zu diesem Anlass vergangenen Sonntag (14.08.2022) in Polen und hat die Regierung zur Aufklärung der Vorkommnisse aufgefordert und am Dienstag wurde die Gründung einer deutsch-polnischen Task Force vermeldet. Allerdings haben sich Brandenburgs Ministerpräsident Woidke am Montag und Backhaus, Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern am Dienstagmorgen noch sehr verärgert über Polens Umgang mit dem Fischsterben geäußert.
Was fordert der DAFV?
„Schäden dokumentieren – Ursachen aufklären – Gefahrenabwehr sichern – Verursacher ermitteln und bestrafen – Bestände wieder aufbauen“, fordert der Präsident des DAFV, Klaus-Dieter Mau.
Folgende Aktivitäten sind jetzt erforderlich und müssen dringend verwirklicht werden:
- Aufklärung der Ursachen für das Fischsterben
- Ermittlung der Verursacher
- Bestimmung der Höhe der Schäden
- Wiederaufbau der Fischbestände
- Erstellung von Maßnahmenplänen zur Gefahrenabwehr
Mit welchen Maßnahmen am wirkungsvollsten dieser Katastrophe entgegengewirkt werden kann, hängt grundlegend von den Ergebnissen der laufenden Untersuchungen ab. Der DAFV verfügt über seine Mitglieder vor Ort über die nötigen Strukturen, um die zuständigen Stellen entlang der Oder zu unterstützen.
Bitte gehen Sie auf die Behörden zu und bieten Ihre Hilfe an. Flächendeckende, zielorientierte, abgestimmte Maßnahmen tragen am wirkungsvollsten dazu bei, die Problematik schnell in den Griff zu bekommen. Zeigen wir einmal mehr, dass es die Angler sind, die es verstehen anzupacken, wenn Not am Mann ist.
Wie verhalte ich mich bei einem Fischsterben?
Sehen Sie ungewöhnlich viele tote Fische im Wasser treiben, melden Sie dies bitte umgehend der Polizei. In der Regel berät das zuständige Wasserwirtschaftsamt die Polizei fachlich, übernimmt die Wasseranalytik, veranlasst Fischuntersuchungen und erstellt ein Gesamtgutachten. Angler informieren zudem auch ihren angeschlossenen Verein bzw. Landesverband. Häufig werden Fischsterben durch Menschenhand hervorgerufen und sind in vielen Fällen kein Kavaliersdelikt. Dokumentieren Sie, aber fangen Sie nicht selbstständig an, die Fische zu beseitigen, sie zu vergraben oder gar zu verfüttern. Der DAFV schließt sich den Empfehlungen seiner angeschlossenen Landesverbände an…
-Pressemitteilung DAFV-