Bei Flut beißt‘s gut
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Die Soeste hat es im wahrsten Sinne des Wortes in sich. Davon konnte sich auch Matze Koch überzeugen.
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Weil die Soeste über Leda und Ems Verbindung zur Nordsee hat, ist sie tidenabhängig. Bedeutet: Bei auflaufendem Wasser sind die Steinpackungen überflutet, bei abgelaufenem Wasser herrscht „Ebbe“. Die Durchschnittstiefen des Flusses betragen etwa 1,50 Meter bei Ebbe und 2,50 Meter bei Flut. Erfahrungsgemäß beißen die Fische bei auflaufendem Wasser am besten. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Wer an der Soeste sein Lager aufschlägt, muss sich den stetig wechselnden Bedingungen anpassen. Zwar ist die Strömung in der ersten Phase der steigenden Flut ziemlich stark, nach etwa zwei Stunden jedoch verlangsamt sie sich deutlich, so dass selbst 80 Gramm schwere Bleie am Platz verbleiben.
Es ist nicht leicht, den Straßen und Feldwegen zu folgen, die zum Gewässer führen. Hat man es jedoch nach zusätzlichem Fußmarsch geschafft, entschädigen die einzigartige Natur und die Ruhe am Fluss für alle Mühen. Udo Heinrich vom Soeste Angelcenter ist, wenn es zeitlich passt, gern zu einem Mini-Guiding bereit.
Den ersten Versuch, den Räubern auf die Schuppen zu rücken, unternehmen Angelfreund Stephan und ich vom Boot aus. Stephan ist ein absoluter Zanderspezialist. Besonders erfolgreich ist er beim Vertikalangeln. Zwanzig Fische an nur einem Vormittag hauen ihn nicht vom Drehstuhl seines Alubootes.
Wir dürfen die Slipanlage am Vereinsheim benutzen und steuern als erstes den nahegelegenen „Zandersee“ an, den Stephan mir unbedingt zeigen will. Der Name ist irreführend, denn es handelt sich dabei keineswegs um einen See, sondern um den Bootshafen der Soeste in Barßel.
Während der Laichzeit mögen Aale keine Würmer
Es gibt nicht nur Bootsstege, unter denen es sich erfolgreich rauben lässt, sondern im Vergleich zur recht flachen Soeste tiefe Stellen. Ursprünglich sollen die Löcher im Hafen bis zu 22 Meter tief gewesen sein, aber der Schlick, der mit jedem Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser eingetragen wird, sorgte für Verflachung. Gut 6,30 Meter bei Niedrigwasser sind es heute.
Das Angeln vom Boot aus ist im „Zandersee“ nicht gestattet und die Fischwaid mit Kunstködern untersagt. Während der Raubfischschonzeit darf im Hafen nicht gefischt werden. Die Vorschriften sind durchaus angebracht, denn die Zander dort stehen phasenweise derart konzentriert, dass man bei jedem zweiten Wurf mit Kunstködern einen Biss erhalten würde.
Nach der Besichtigung des Hotspots verlassen wir den Hafen und steuern die Brücke unter der Barßeler Hauptstraße an, denn heute wollen wir nur mit der Spinnrute fischen.
Uferangler haben es an dieser Stelle schwer. Der Bereich ist äußerst hängerträchtig. Wir jedoch versuchen vom Boot aus beim Vertikalangeln unser Glück. Eventuelle Hänger lassen sich so wesentlich leichter lösen. Dennoch haben auch wir einige Verluste zu beklagen.
Kaum driften wir das erste Mal unter die Brücke, steigt bei Stephan bereits der erste Zander ein. Ein kleiner zwar, aber immerhin. Weil sich daraufhin nichts mehr tut, wechseln wir den Platz. Das nächste Ziel, kaum 500 Meter entfernt, befindet sich an der Eisenbahnbrücke.
Und wieder sind wir erstaunt über die Struktur am Gewässergrund. Die ganze Strecke bis zur Brücke hatten wir Tiefen bis etwa 1,20 Meter. Kurz vor der Brücke jedoch fällt der Grund auf 5,60 Meter ab – und das bei Niedrigwasser.
An dieser Stelle bin ich derjenige, der kurz hintereinander zwei Zander erwischt. Leider haben auch sie kaum das Gardemaß. Also fahren wir weiter flussabwärts. Und wieder weist die Soeste unterschiedliche Tiefen auf. 1,50 Meter in der Mitte, fünf bis sieben Meter in den Außenkurven.
Wir tun uns schwer, es läuft nur mäßig. Erst als wir nach mehreren erfolglosen Stunden eine Abzweigung nehmen, wittern wir wieder Zanderluft. Wir befinden uns im Nordloher Tief und fischen im Bereich einer Brücke. Die schwüle Tagesluft baut ein Gewitter auf, und wir denken bereits daran zurückzufahren, als Stephan doch noch vertikal einen vorzeigbaren Zander erwischt.
Dass wir einen schlechten Beißtag erwischten, heißt keineswegs, dass die Zanderbestände nicht gut wären. Immer wieder werden Fische in Längen von über 90 Zentimetern gemeldet. Davon konnte ich mich Wochen später persönlich überzeugen.
Der Elisabethfehnkanal mündet an einer kleinen Schleuse in die Sagter Ems. Als wir, Moni, Stephan und ich, uns zum Uferangeln dort treffen, sitzen bereits zwei Angler an den Topstellen. Aber es dauert nicht lange, bis wir einen Erfolg versprechenden Abschnitt finden. Um 22 Uhr erreicht das Wasser den Höchststand, ideal für einen Aalansitz.
Moni merkt schnell, dass man am besten dicht am Ufer direkt über der Steinpackung fischt. Dort ist nicht nur die Bissanzeige exakt, auch die Fische suchen an dieser Stelle gezielt nach Nahrung. Bereits kurze Zeit später landet sie ihren ersten Sagter-Ems-Aal.
Mehrere Fehlbisse schiebt sie zunächst den Brassen in die Schuhe, die ich mit der Matchrute fange, dann jedoch stellen wir die wahre Ursache fest. Die Aale scheinen jetzt, kurz nach der Laichzeit der Weißfische, auf Fischeier eingeschossen zu sein, und knabbern die Tauwürmer lediglich an. Das bestätigt sich, als ich zu meiner Freude mit der leichten Matchrute zwei schöne Schlängler aus dem Wasser hebe – überlistet mit zwei Maden.
Wild klatschen die Rapfen auf die Wasseroberfläche
Die Soeste beherbergt seit einigen Jahren Welse. Bis zu 1,80 Meter lange Fische wurden bereits gelandet. Nicht selten beklagen Aalangler Schnurbrüche durch bärenstarke Räuber.
Auch Rapfen kommen vor. Bis 90 Zentimeter lang werden sie. Eher zufällig stieß ich auf diese Spezies. Zusammen mit meiner Frau stellte ich den Welsen nach, als raubende Rapfen in der Nähe der so genannten „Liebesinsel“ wild auf die Wasseroberfläche klatschten. Der Grund: Bei ablaufendem Wasser brodelt es dort von Kleinfischen. Und auf die haben es die Rapfen abgesehen.
Schon nach kurzer Zeit steigt der erste Zander ein
Eine gute Viertelstunde beobachteten wir fasziniert das Kesseltreiben. Dann jedoch vergaß ich die Welse und versuchte mein Glück mit der Spinnrute. Zwar erhielt ich in der nächsten Stunde drei heftige Attacken auf Wobbler und Slider, verlor die Fische jedoch nach kurzem Drill. Um 23 Uhr allerdings erwischte ich einen 81 Zentimeter langen Zander mit einem Gewicht von über zehn Pfund. Er inhalierte den Slider in ganzer Länge und lieferte nach der Flucht in den Hauptstrom einen spannenden Drill.
Sie möchten den Weißfischen nachstellen? In aller Regel kein Problem. Wegen der zum Teil heftigen Strömungen ist die Feederrute besonders empfehlenswert. Brassen im Klodeckelformat sind durchaus keine Seltenheit, aber auch kapitale Plötzen gehen an die Köder. Wer lieber mit der Matchrute fischt, sollte sein Glück mit über Grund schleifendem Köder bei auflaufendem Wasser vor den Schlickpackungen versuchen. Oft sah ich Brassen, die bei der Nahrungsaufnahme dicht an der frisch überfluteten Schlickpackung Kopf standen.
Gewässer-Check
Info und Gastkartenausgabe: Soeste Angel Center, Udo und Silvia Heinrich, Lange Str. 2, 26676 Barßel, Tel. 04499/936/564.
Preise: Tag 5, Woche 13, zwei Wochen 20, Jahr 50 Euro. Aufnahmegebühr/Mitglied: 30 Euro.
Bestimmungen: Erlaubt sind vier Ruten oder eine Spinnrute. Fangbeschränkung: drei Edelfische pro Tag (Hecht, Zander, Barsch, Forelle, Karpfen, Schleie).
Mindestmaße cm/Schonzeit: Hecht 50, Zander 45, Aal 35, Forelle 30, Karpfen 35, Schleie 25, Rotauge und Rotfeder 15. Raubfischschonzeit: vom 1.2. bis 30.4.
Anfahrt: Über die B 72, bei Cloppenburg nach Barßel/Elisabethfehn.