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Miesmuscheln speichern DNA vorkommender Arten

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Miesmuscheln
Mit Seepocken überwachsene Miesmuscheln. Die filtrierenden Muscheln sammeln DNA aus ihrer Umgebung, die bestimmt und ausgewertete werden kann. Foto: UPB Projektgruppe

Forscherinnen und Forscher der Universität Trier haben Miesmuscheln als natürliche Umwelt-DNA-Sammler entdeckt und können so Veränderungen in Ökosystemen über mehrere Jahrzehnte beobachten.

Dank einer kreativen Eingebung und einer einzigartigen Sammlung von Proben sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Trier erstmals in der Lage, den Wandel von Biodiversität und die Einwanderung von Arten über mehrere Jahrzehnte rekonstruieren zu können. Die besondere Fähigkeit von Muscheln, mehr als einen Liter Meerwasser pro Stunde zu filtern und die inhalierten Stoffe im Verdauungstrakt anzureichern, brachte die Biogeographen auf eine bahnbrechende Idee. Durch die Auswertung der in den Muscheln enthaltenen DNA-Spuren von in ihrer Umgebung siedelnden Lebewesen lassen sich detaillierte Beschreibungen des jeweiligen Ökosystems erstellen.

Über vier Jahrzehnte Miesmuscheln gesammelt

Mithilfe von Proben, die an der Universität Trier über vier Jahrzehnte für die Umweltprobenbank gesammelt wurden, und dank der neuen Methode der Analyse von Umwelt-DNA kann die Entwicklung von Biodiversität über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten nachverfolgt werden. Ursprünglich war dieses Archiv von Proben aus unterschiedlichen Ökosystemen in ganz Deutschland für das Monitoring von Umweltverschmutzung angelegt worden. Zu den gesammelten Objekten gehören auch Miesmuscheln von deutschen Küsten, die den Trierer Biogeographen nun als Bioindikatoren dienen.

Bei seinen Langzeituntersuchungen konnte das Trierer Forschungsteam auch nachweisen, dass die durch den Klimawandel allmählich ansteigenden Temperaturen invasive Arten begünstigen und Biodiversität einschränken. Den Nachweis machten Prof. Dr. Henrik Krehenwinkel, Doktorandin Isabelle Junk und Bachelorstudentin Nina Schmitt am Beispiel der Australischen Seepocke fest. Die aus Australien stammende Krebstierart war während des Zweiten Weltkriegs nach Europa eingeschleppt worden, siedelte sich an europäischen Küsten an und verdrängte dort einheimische Arten.

Einwanderung der Australischen Seepocke

Innerhalb des untersuchten Zeitraums von 40 Jahren stellten die Trierer Biogeographen mehrere starke Schwankungen in der Population der Australischen Seepocke an der deutschen Nordseeküste fest, die mit den Temperaturverläufen korrelierten. Insbesondere in kalten Wintern mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt wurden die Bestände der Australischen Seepocke massiv reduziert. Davon konnte sich die Population teils erst nach mehreren Jahren erholen, dann allerdings so gut, dass einheimische Seepocken fast vollständig verdrängt wurden.

„Bislang verfügbare Zeitreihen sind oft kurz oder unvollständig und lassen keine verlässlichen Aussagen darüber zu, ob es sich bei Veränderungen in der biologischen Vielfalt um kurzfristige Populationsschwankungen oder langfristige Trends handelt. Dieser Nachweis kann nun durch die Analyse von Umwelt-DNA und der langzeitarchivierten Umweltproben geführt werden“, erläutert Prof. Dr. Henrik Krehenwinkel.

Warme Winter begünstigen invasive Arten

„Mit unserer Untersuchung konnten wir auch auf eine wichtige ökologische Folge des Klimawandels für Biodiversität hinweisen. Die allmählich immer wärmer werdenden Winter ebnen invasiven wärmebevorzugenden Arten den Weg, sich zu vermehren und einheimische Populationen zu verdrängen“, sagt Isabelle Junk, Doktorandin der Biogeographie und Mitautorin der Studie.

Die Australische Seepocke ist nur einer von unzähligen weiteren Eindringlingen, die sich weitgehend unbemerkt über die Meere ausbreiten – mit nicht abschätzbaren Folgen. Die Sequenzierung von Umwelt-DNA in Kombination mit den in der Umweltprobenbank das Bundes (UPB) gelagerten Proben bietet nun die Option, durch weitere Forschung diese Arten auf breiter Ebene zu identifizieren und ihre Wege nachzuverfolgen.

-Pressemitteilung Universität Trier-

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