In den vergangenen 20 Jahren wurden bundesweit rund 170 Renaturierungsprojekte in Flussauen umgesetzt.
Naturnahe Flussufer, artenreiche Feuchtwiesen und strukturreiche Auwälder sind wiederhergestellt, standortangepasste Nutzung gefördert und flussnahe Deiche zurückverlegt worden. Dabei wurden etwa 5.000 Hektar überflutbare Auenfläche zurückgewonnen. Dies ist das Ergebnis einer Studie im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMUB) und des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Mit der Studie liegt erstmals ein Überblick über die vielfältigen Aktivitäten im Auenschutz in Deutschland vor. Nachzulesen sind sie in der Broschüre „Den Flüssen mehr Raum geben – Renaturierung von Auen in Deutschland“.
„Die naturnahe Entwicklung von Gewässern und Auen ist eine wichtige Zukunftsaufgabe. Intakte Gewässer und Auen sind nicht nur von großem ökologischem Wert. Sie bringen der Gesellschaft vielfältigen Nutzen. Sie dienen dem Hochwasserschutz, bieten Erholungsmöglichkeiten und sind gleichzeitig eine wirksame Anpassung an den Klimawandel. Wir müssen dieses Naturkapital als sogenannte grüne Infrastruktur für heutige und zukünftige Generationen erhalten und entwickeln“, sagte Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks.
Hoher Freizeit- und Erholungswert
Die Studie zeigt, in welchem Umfang bereits Maßnahmen zur Wiederherstellung von Auen durch Auenrenaturierungen sowie zur Vergrößerung des Retentionsraumes durch Deichrückverlegungen stattgefunden haben. Beispiele aus allen Einzugsgebieten der großen deutschen Flüsse und allen Flächenbundesländern verdeutlichen, wie die biologische Vielfalt von den naturnahen Entwicklungen profitiert. Die Bestände seltener Tier- und Pflanzenarten, beispielswiese von Sibirischer Schwertlilie, Rotbauchunke, Eisvogel und Fischotter, haben sich in den renaturierten Abschnitten erholt. Neben der Natur profitiert auch der Mensch vom Auenschutz. Denn die vielfältigen und schönen Flusslandschaften besitzen einen hohen Freizeit- und Erholungswert. Bei zahlreichen Maßnahmen wurde zusätzlich der natürliche Wasserrückhalt verbessert und somit ein Beitrag zum Hochwasserschutz geleistet. Dass sich Gewässer- und Auenentwicklung auch ökonomisch rechnen und intakte Gewässer und Auen der Gesellschaft vielfältigen Nutzen bringen, hat das BfN kürzlich in einer weiteren Studie aufgezeigt.
Nur zehn Prozent naturnah
Die aktuelle Studie macht aber auch deutlich, dass weiterhin große Anstrengungen erforderlich sind. Die Wirkung der umgesetzten Maßnahmen ist bislang noch begrenzt, großflächige Maßnahmen besitzen vielerorts noch Modellcharakter. 2009 hatten das Bundesumweltministerium und das Bundesamt für Naturschutz im Auenzustandsbericht festgestellt, dass deutschlandweit zwei Drittel der Überschwemmungsflächen durch Deiche abgetrennt und nur zehn Prozent der verbliebenen Auen noch in einem naturnahen Zustand sind. „Die Zeit ist reif für eine großräumige Umsetzung von Gewässer- und Auenrenaturierungen. Modellhafte Einzelmaßnahmen reichen für eine Trendwende nicht aus. Öffentliche Gelder und Flächen, die zur Renaturierung von Gewässern und Auen bereitgestellt werden, sind langfristige und Gewinn bringende Investitionen in die Zukunft“, sagte BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel.
Die gesellschaftliche Akzeptanz für ein solches Vorgehen ist vorhanden. Nach einer repräsentativen Umfrage zum Naturbewusstsein 2013 spricht sich die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung für eine naturnahe Gestaltung von Flüssen und Bächen und für die Schaffung zusätzlicher Überschwemmungsflächen in Auen aus. Dazu haben nicht zuletzt auch die katastrophalen Hochwasserereignisse der letzten zwei Jahrzehnte beigetragen.
Flüsse brauchen mehr Raum
„Mit dem Nationalen Hochwasserschutzprogramm und dem Bundesprogramm ,Blaues Band` sind wir auf dem richtigen Weg“, erklärte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. Mit dem Nationalen Hochwasserschutzprogramm soll den Flüssen mehr Raum gegeben werden. Das Bundesprogramm „Blaues Band“ bietet die Chance, die Renaturierung von Bundeswasserstraßen und deren Auen voran zu bringen. Dabei sind die Bundeswasserstraßen, die nicht mehr für den Gütertransport genutzt werden und für die der Unterhaltungsaufwand gezielt reduziert werden soll, von entscheidender Bedeutung für den Aufbau eines Biotopverbundes von nationaler Bedeutung. „Ein solcher Biotopverbund wäre auch über unsere Grenzen hinweg beispielgebend“, erklärte die Bundesumweltministerin.
„Es sprechen viele Gründe dafür, dass wir uns intensiver um unsere Gewässer und Auen kümmern und alles daran setzen, ihren ökologischen Zustand nachhaltig zu verbessern. Die vielen Beispiele in der neuen Broschüre machen Mut und zeigen, dass Nutzungsansprüche und Natur miteinander vereinbar sind“, sagte BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel.
Die neue Broschüre „Den Flüssen mehr Raum geben – Renaturierung von Auen in Deutschland“ kann unter publikationen@bundesregierung.de oder www.bmub.bund.de/bestellformular kostenlos angefordert werden.
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