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Massive Korallenbleiche im Ostpazifik

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Eine Forschungstaucherin dokumentiert das Ausmaß der Korallenbleiche in 32 Metern Tiefe. Bild: Mark Rohr
Eine Forschungstaucherin dokumentiert das Ausmaß der Korallenbleiche in 32 Metern Tiefe. Bild: Mark Rohr

Die Ökosysteme von Tiefseekorallen im östlichen Pazifik sind wahrscheinlich zweifach bedroht: Warmes Wasser von oben und extrem kaltes Wasser von unten führt zu massiven Korallenbleichen und vermehrtem Absterben.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Chemie (MPIC) in Mainz berichten über eine unerwartete Korallenbleiche und ein in der Folge massives Korallensterben in den tiefen Riffen des Clipperton-Atolls – einer abgelegenen Koralleninsel im tropischen Ostpazifik. Demnach bleichen die Korallen, da extrem kaltes Wasser aus tieferen Meereszonen in flacheres Gewässer eindringt. Die Forschenden bringen dies mit Veränderungen der Windstärke der Ostwinde im Pazifik in Verbindung. Schwankende Windstärken könnten auch in der Vergangenheit beobachtete Korallenbleichen in Flachwasserregionen im tropischen Ostpazifik erklären. Die Studie, die kürzlich in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Science of the Total Environment“ veröffentlicht wurde, verdeutlicht, dass Korallenbleichen, verursacht durch Kaltwassereinströmungen, zukünftig eine große Bedrohung für die Ökosysteme von Tiefseeriffen darstellen könnten. Bei einer Bleiche stoßen Steinkorallen ihre in Symbiose lebende Einzeller ab und können anschließend absterben.

Beunruhigende Überraschung im entlegenen Pazifikatoll

Alan Foreman und Nicolas (Nic) Duprey vom Max-Planck-Institut für Chemie segelten Anfang 2023 an Bord der S/Y Acadia im Rahmen einer wissenschaftlichen Expedition in den Ostpazifik. Sie entnahmen dort Korallenbohrkerne und Wasserproben. Die beiden Paläoklimatologen nutzen diese Proben, um die Größenveränderungen der sauerstoffarmen Zonen im östlichen Pazifik im Verlauf des 20. Jahrhunderts zu rekonstruieren. „Das Clipperton-Atoll ist ein sehr abgelegener Ort. Es liegt 800 Seemeilen südlich von Mexiko und 1.000 Seemeilen westlich von Costa Rica“, erklärt Nicolas Duprey.

Bei den ersten Tauchgängen entdeckten sie jedoch etwas Unerwartetes: „Während wir Proben unter Wasser sammelten, fiel uns zufällig eine Korallenbleiche an den tiefen Riffen in der mesophotischen Zone auf“, erinnert sich Alan Foreman. Die mesophotische Zone (Zone eines Gewässers, in die kaum noch Licht vordringt) liegt in etwa 30 Metern Tiefe. „Aufgrund der umgebenden Wassertemperatur vermuteten wir, dass höchstwahrscheinlich kaltes Wasser die Ursache für die Bleiche ist,“ fügt Nic hinzu. Dieser Zusammenhang ist mehr als überraschend, da das Clipperton-Atoll eigentlich in einem Gebiet des Pazifiks liegt, das für sein warmes Wasser bekannt ist. Den größten Teil des Jahres herrscht hier eine durchschnittliche Oberflächenwassertemperatur von 28 °Celsius.

Dokumentation einer massiven Korallenbleiche

Mit Unterstützung von Mark Rohr, Rose Dodwell und Guy Dodwell von der Rohr Foundation dokumentierten und quantifizierten die beiden Paläoklimatologen Foreman und Duprey die großflächige Korallenbleiche. Danach sind rund 70 Prozent der Tiefseekorallen am Clipperton-Atoll ausgebleicht und abgestorben.

Zudem fotografierten sie die gebleichten Korallen in hoher Auflösung und erstellten mithilfe von Matan Yuval von der Universität Haifa ein Fotomosaik zur weiteren Analyse. Der Vergleich der Bilder mit Temperaturmessungen der oberen 300 Meter der Wassersäule belegte, dass die Korallen des Tiefseeriffs tatsächlich aufgrund eines Kälteschocks ausbleichten und abstarben.

Im nächsten Schritt erstellte das Wissenschaftsteam mithilfe von Marielle Dumestre (MPIC) eine Übersicht über alle vergangenen Kalt- und Warmwasser-Bleichereignisse der Flachwasserriffe in der Region. „Alle Ereignisse, bei denen ungewöhnlich kaltes Wasser in die obere Wassersäule eingedrungen ist, fielen zeitlich zusammen mit Veränderungen der Ostwindstärke“, erläutert Alan Foreman. „Das lässt vermuten, dass jede Verstärkung der Ostwinde im Pazifik eine signifikante Bedrohung für mesophotische Korallensysteme darstellt.“

Korallenriffe von oben und unten bedroht

Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass große La-Niña-Ereignisse, die mit starken Ostwinden einhergehen, in naher Zukunft sowohl stärker als auch häufiger auftreten werden. Zudem prognostizieren Modellrechnungen, dass extreme La-Niña-Ereignisse häufiger auf extreme El-Niño-Ereignisse folgen werden. Foreman und Duprey befürchten, dass die Kaltwasserbleiche die tiefen Korallenriffe dauerhaft schädigen könnte, was deren Gesundheit und Funktionalität beeinträchtigt.

„Unsere Beobachtungen und Berichte über die Warmwasserbleiche von Korallenökosystemen im Roten Meer und im Indischen Ozean zeigen, dass mesophotische Korallenriffe im Ostpazifik wohl vor einer doppelten Herausforderung stehen: Warmwasserbleiche von oben und Kaltwasserbleiche von unten“, fasst Alan Foreman zusammen.

-Pressemitteilung Max-Planck-Institut für Chemie-

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