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Maiandacht

1935
Da hat sich das Beten gelohnt: Bernd Taller mit schöner Mairenke aus dem Walchensee.

In den katholisch geprägten Regionen werden im Wonnemonat Mai Andachten zu Ehren der Gottesmutter Maria abgehalten.

Meine persönlichen Maiandachten finden jedoch an einem der herrlichen Alpenseen statt. Seesaiblinge und Renken ziehen nun vom Weitsee in die Buchten, immer auf der Suche nach Insektenlarven. Über schlammigem Seegrund fällt der Schlupf zumeist am stärksten aus. Und während man die Salmoniden sonst in 15 bis 20 Metern Wassertiefe findet, lohnt sich jetzt ein Versuch im flachen Bereich.

Anfang der neunziger Jahre lehrte mich der schon lange verstorbene Gerd Vetter am Walchensee das Fischen mit der Hegene. An Klösterl- und Margaretspitze ankerte die Mehrzahl der Boote, mich hingegen zog es an jenem relativ kalten Morgen in die Einsiedlbucht. Doch Stunde um Stunde verging ohne das geringste Anzeichen eines Bisses. Schon begann ich mit mir zu hadern. Hätte ich mich doch zu den Anderen gesellt, sicher hätte ich schon einen Fang vorzuweisen. Aber ich blieb hartnäckig. Ich wollte nicht an ihnen vorbeirudern, um bei der Frage „wieviele“ nur mit dem Kopf schütteln zu müssen. Diese Blöße wollte ich mir nicht geben.

Dann drehte sich der Wind und mit ihm mein Boot. Etwas flacher war nun das Wasser unter mir. Und dann ging es Schlag auf Schlag. Fünf schöne Renken und ein Seesaibling fanden Gefallen an meiner Hegene. Das Durchhalten hatte sich gelohnt. Als das Mittagsgeläut von der Dorfkirche herübertönte, befand ich mich bereits auf dem Ruderweg heimwärts. Gerne hätte ich nun die Frage nach meinem Fang beantwortet. Aber die Ansammlung der Renkenfischer hatte sich zwischenzeitlich aufgelöst.

Apropos Maiandacht: Vor und nach dem Angeln pflege ich zu beten. Dies veranlasste einen bayrischen Angler bei der allseits bekannten und ungemein beliebten Angelladenbesitzerin Helene nachzufragen: „Is dös a Pforrer?“ Nein sagte sie, das ist doch nur der Bernd…

Bernd Taller

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