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Küsten-Ökosysteme wichtiger als gedacht

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Küsten-Ökosysteme speichern auf kleiner Fläche große Mengen Kohlenstoff und sind ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Abbildung: Oeko-Institut
Küsten-Ökosysteme speichern auf kleiner Fläche große Mengen Kohlenstoff und sind ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Abbildung: Oeko-Institut

Seegraswiesen, Mangrovenwälder und Salzmarschen können jedes Jahr weltweit bis zu 216 Millionen Tonnen Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufnehmen und speichern.

Dabei bilden sie über Jahrhunderte bis Jahrtausende einen enormen Kohlenstoffspeicher im Meeressediment von bis zu 22.000 Millionen Tonnen Kohlenstoff aus. Gleichzeitig leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt in den Meeren und an den Küsten, tragen zum Schutz vor Sturmfluten und zum Küstenschutz und damit zur Ernährung und Sicherheit von Millionen Menschen bei.

Das zeigt ein Forschungsbericht des Öko-Instituts und des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung im Auftrag des Umweltbundesamtes, der die Bedeutung von Küstenökosystemen für den globalen Klimaschutz untersucht.

Großes Potenzial für Klimaschutz

„Die Ökosysteme an den Küsten und in den Ozeanen werden häufig noch viel zu wenig beachtet“, fasst Judith Reise, Expertin für Kohlenstoffspeicherung natürlicher Ökosysteme am Öko-Institut die Bedeutung der so genannten Blue Carbon-Ökosysteme zusammen. Blue Carbon bezeichnet dabei Kohlenstoff, der von Meeresorganismen aufgenommen und gespeichert werden kann. „Mit unserer Studie zeigen wir, welches Potenzial diese Lebensräume für den globalen Klimaschutz haben können.“

Marine Ökosysteme speichern Kohlenstoff

Die untersuchten Ökosysteme können unterschiedlich viel Kohlenstoff speichern. Seegraswiesen, die an fast allen Küsten in ein bis drei Meter Wassertiefe vorkommen, können über die Jahrhunderte und Jahrtausende etwa 75 bis 150 Millionen Tonnen (Mio. t) Kohlenstoff allein in den Pflanzen speichern, zusätzlich speichern sie bis zu 8.400 Mio. t Kohlenstoff in organischen Verbindungen in den Sedimenten im Meeresboden.

Mangrovenwälder in den Tropen und Subtropen sind an die mit den Gezeiten steigenden und fallenden Wasserstände angepasst und können 1.200 bis 3.900 Mio. t Kohlenstoff in der Biomasse und bis zu 8.400 Mio. t im Meeressediment speichern. Salzmarschen, also Gebiete in nördlicheren Breiten, die Ebbe und Flut ausgesetzt sind, können insgesamt bis zu 1.350 Mio. t Kohlenstoff speichern.

„Dabei speichern sie nicht nur den Kohlenstoff aus den Pflanzen des jeweiligen Küstenökosystems, sondern auch den Kohlenstoff, der von anderen Meeresorganismen stammt, zum Beispiel Algen, die durch das Meereswasser an die Küsten geschwemmt werden. Zusätzlich können Küstenökosysteme auch den Kohlenstoff speichern, der von weit her über Flüsse in diese Lebensräume eingetragen wird“, erläutert Reise. „Leider beziehen viele Staaten diese wichtigen Kohlestoffspeicher noch nicht in ihre Treibhausgasbilanzen mit ein. Das ist jedoch sehr wichtig, damit wir die Kohlenstoffflüsse in den Küstenökosystemen beobachten und unseren Einfluss auf sie sichtbar machen. Somit gibt es auch mehr Anreize, diese wichtigen Ökosysteme vor schädlichen Einflüssen zu schützen, die in den vielen Fällen zu Treibhausgasemissionen führen.“

Vielfalt im Meer sichert Küsten und Ernährung

Darüber hinaus sind die küstennahen Zonen der Ozeane besonders wichtig für die Sicherung der Biodiversität und für das Überleben der Menschen. Ein Großteil der Meerestiere verbringt ihre Jugendzeit in den Küstenökosystemen, weil sie ihnen Schutz bieten. Somit tragen Mangroven und Co. wesentlich zur Ernährung von fast der Hälfte der Menschheit bei, die an den Küsten lebt und dort ihre Nahrung bezieht. Nicht zuletzt puffern funktionierende Küstenzonen Sturmfluten ab und tragen somit wirksam zum Schutz der Küstenstädte bei.

Die Studie arbeitet heraus, dass diese Lebensräume derzeit durch Missmanagement und Verschmutzung besonders gefährdet sind. Zahlreiche Faktoren tragen zur Zerstörung der Küstenökosysteme bei: Zum Beispiel, wenn küstennahe Aquakulturen angelegt werden und große Mengen Antibiotika und andere Chemikalien ins Meer geleitet werden. Der Meeresboden und insbesondere Seegraswiesen werden durch Fischerei mit Schleppnetzen zerstört. Außerdem ist die Einleitung von Dünger aus landwirtschaftlichen Flächen über Flüssen ein Problem, da sie die empfindlichen Nährstoffkreisläufe in den Küstenökosystemen stören.

„Auf diese Weise gehen wichtige Kohlenstoffspeicher verloren, die dringend benötigt werden, um klimaschädliche Treibhausgase aus der Atmosphäre zu binden“, konstatiert Judith Reise „gleichzeitig zerstören wir die Lebensgrundlage vieler Pflanzen und Tiere und gefährden damit nicht zuletzt uns selbst“.

-Pressemitteilung Öko-Institut e. V.-

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