Vor einem halben Jahr ereignete sich in der Hafenlohr, einem naturnahen Forellenbach im Naturschutzgebiet Spessart, ein Öl-Unfall. Jetzt hat die Fischereifachberatung des Bezirk Unterfranken den betroffenen Gewässerabschnitt erneut untersucht. Der zuständige Bezirkstagspräsident Funk informierte sich über Spätfolgen des Ölunfalls.
In unserer technisierten Welt plätschert es nur noch selten so wildromantisch talabwärts wie an der Hafenlohr (Landkreis Main-Spessart). Das Bächlein fließt durch eine scheinbar unberührte Natur, um nach etlichen Kilometern in den Main zu münden. Und genau hier ereignete sich am 8. März ein schlimmer Unfall. Ein Kleintransporter mit Heizöl an Bord war in einer engen Kurve von der Fahrbahn abgekommen. Mindestens 500 Liter der heiklen Fracht ergossen sich in das Forellen-Gewässer. Eine Strecke von rund zehn Kilometern war betroffen. Eine mittlere Katastrophe für das Naturschutzgebiet – und für die Fischzucht „Hochspessart“, die mit dem Wasser der Hafenlohr eine ihrer Anlagen versorgt.
Ergebnis war ernüchternd
Ziemlich genau ein halbes Jahr später haben jetzt die Experten der Fischereifachberatung des Bezirk Unterfranken das Gewässer Hafenlohr noch einmal unter die Lupe genommen. Dabei überprüften sie hundert Meter des kontaminierten Bachlaufs und zum Vergleich dazu eine weitere, ebenfalls hundert Meter lange Strecke oberhalb der Unfallstelle. Das Ergebnis war auch sechs Monate nach dem Unfall noch ernüchternd. Insbesondere von den seltenen Arten wie Steinbeißer, Bachneunauge oder Mühlkoppe gingen den Fachleuten kaum Exemplare ins Netz. Anders die Situation ein Stück weiter oben: hier fanden sich Bachforellen und Äschen.
Besser waren offenbar die Salmoniden mit dem Öl-Unfall zurechtgekommen, wie Fischereifachberater Michael Kolahsa im Gespräch mit Bezirkstagspräsident Stefan Funk erläuterte, der sich die Zeit genommen hatte, sich vor Ort über den Stand der Dinge zu informieren. „Forellen, Äschen oder Saiblinge sind agiler, das heißt, sie können einer Wasserverschmutzung besser ausweichen als die Kleinfische, die sich unter Steinen verstecken“, so Kolahsa.
Die naturnahe Hafenlohr mit ihrem tief eingeschnittenen Tal sei ein Rückzugsort vieler seltener Fischarten, so Kolahsa weiter. Im Frühjahr könne man hier im Unterlauf sogar die Laichzüge der so genannten Nasen beobachten, ein sehr selten gewordener Friedfisches.
Fische waren unverkäuflich
Auch die Fischzucht „Hochspessart“ hat den Schaden noch nicht ganz überwunden, wie deren Inhaber Peter Grimm beklagt. Tatsache war, dass seinerzeit das Ostergeschäft für seine Firma – mit einer Jahresproduktion von rund 450 Tonnen einer der großen Betrieben Süddeutschlands – praktisch ausfiel: „Wegen des chemischen Geschmacks waren die Fische unverkäuflich!“ Jetzt seien sie wieder genießbar, aber über die langfristigen Folgen für das Ökosystem lasse sich noch nichts Genaues sagen, so die Einschätzung des Firmenchefs.
Zudem plagen ihn derzeit noch ganz andere Probleme. Das Wasser in seinen Becken werde immer wärmer, wie er in den vergangenen Jahren beobachten musste. Im Sommer liege die durchschnittliche Temperatur inzwischen zwei Grad über dem Mittelwert. Schuld daran sei aber nicht der Klimawandel, sondern ein pelziger Wasserbewohner. Mit seinen Stauanlagen sorge der Biber für größere Gewässerflächen, die sich dann immer mehr erwärmen würden.