Die schnellen Touristen-Boote verursachen extremem Wellenschlag und gefährden so die Brutfische, die im ufernahen Flachwasser leben. Bild: ÖKF |
Was sind die Twin-City-Liner? Das sind zwei mit Wasserdüsen angetriebene Doppelrumpf-Schiffe, die täglich mehrfach zwischen Wien und Bratislava mit 70 km/h hin und her rasen.
Nun gibt es ein Jubiläum, diese Schnellschiffe fahren jetzt bereits 10 Jahre. Aber das ist leider kein Grund zum Feiern. Denn bei dieser Geschwindigkeit werden sehr hohe Wellen verursacht.
Schäden durch Wellenschlag längst dokumentiert
Univ. Prof. Dr. Fritz Schiemer von der Universität Wien hatte 2004 an der Donau bei Wien die in Fachkreisen berühmte Studie über die Schäden durch den Wellenschlag der Schifffahrt durchgeführt: Je stärker der Wellenschlag, umso stärker sind die Schäden an Fischeiern und Fischbrut. Die Jungfische werden nicht nur an Land geschleudert, die Schäden sind viel weitreichender.
In der Strömung können Jungfische nicht aufwachsen, sie benötigen strömungsberuhigte Buchten mit warmen Wasser und reichlichem Planktonbestand, das ist die Nahrung der kleinen Fische. Solche Zonen sind in den regulierten Flüssen und Strömen bereits selten. Starke Wellen spülen das Plankton und die Fischbrut in die Strömung ins kalte Wasser, der Temperaturschock schädigt die Fischbrut, außerdem dauert es lange, bis die Überlebenden wieder eine Bucht finden. Gibt es aber dort kein Plankton mehr, verhungern sie. Je stärker die Wellen sind, umso mehr Jungfische gehen zugrunde.
Aber tausende Schiffe pro Jahr verursachen nur geringe Wellen, da kein Kapitän schneller als nötig fahren wird, um Treibstoff nicht zu vergeuden. Es war unserer Spaß- und Freizeitgesellschaft vorbehalten, Schiffe mit Schnellbootgeschwindigkeit einzusetzen, ohne Rücksicht auf die Ökologie im Nationalpark Donauauen.
Darf Wassertourismus die Fischbrut ruinieren?
Mit Beginn der warmen Jahreszeit, also bereits jetzt, fahren die Twin City Liner nun täglich bis zu fünf Mal zwischen den beiden Städten hin und her. Und werfen nun bis zu zehn Mal täglich Wellen bis zu einem Meter Höhe an die Ufer im Nationalpark.
Das Foto zeigt die Kaimauer bei der Aspernbrücke am Wiener Donaukanal. Diese Kaimauer ist etwa 3,5 Meter hoch, die Wellen schlagen noch gut 2 Meter über die Mauer hinaus. Und diese Wellen wirken sich nun seit 10 Jahren äußerst negativ auf die Fischentwicklung aus.
Die Universität Wien untersucht die Fischbestände des Stroms im Gebiet von Fischamend, also im jetzigen Bereich der Twin City Liner, seit etwa einem Vierteljahrhundert. Waren vor 20 Jahren noch zehntausende Nasen (ein Weißfisch, Chondrostoma nasus, früher eine Massenfischart) ab Mitte März beim Laichakt, so konnte in Fischamend nun kein einziger dieser Fische mehr dokumentiert werden. Weißfische laichen je nach Art ab März bis Juni, die Jungfische benötigen den Schutz von Buchten bis zum Februar des Folgejahres.
Es ist hoch an der Zeit, diese Schnellschiffe aus dem Nationalpark abzuziehen. Denn kein anderer Schiffstyp verursacht solche extreme Wellen.
Helmut Belanyecz, ÖKF Österreichisches Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz