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Flaschenpost: Briefe des Meeres

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Mit Flaschenpostsendungen wurden früher Meeresströmungen ermittelt und in Karten festgehalten. Bild: DSM

Nostalgie und Seemannsromantik schwingen mit, wenn Menschen am Strand eine Flaschenpost mit Botschaften finden.

Im Deutschen Schifffahrtsmuseum (DSM, Leibniz-Institut für Maritime Geschichte) erzählt die Umwelthistorikerin Dr. Katrin Kleemann in der Vortragsreihe „Highlight am Sonntag“ am 18. Juni in Bremerhaven, wie die schwimmenden Briefe einst halfen, Meeresströmungen zu kartieren. Gäste, die eigene Fundbotschaften mitbringen und diese vorstellen, erhalten freien Eintritt.

Wenn Andreas Klenck am Strand spaziert, dauert es nicht lange, bis er einen Stock zur Hand nimmt und im Schlick stochert. Die Sehnsucht ist stets da, wieder Post zu finden – Flaschenpost. „Als Kind habe ich am Wremer Tief eine Flasche aus Córdoba gefunden – natürlich habe ich zurückgeschrieben, allerdings nie eine Antwort bekommen.“ Seither ist Klencks Jagdfieber entfacht. Er holte sich Tipps von einem „Profi“ und wurde selbst zum Absender. „Ein Kutterfischer aus Dorum brachte es in seinem Seemannsleben auf eine ganze Kiste voll mit Flaschenpostbriefen. Er riet mir, die Flaschen bei ablaufendem Wasser und ablandigem Wind einzusetzen, damit sie genügend Zug haben, um ins Meer zu ziehen“, sagt der 58-Jährige, der im DSM an der Kasse arbeitet. Als er vor wenigen Jahren mit seinen Patenkindern gut verkorkte Weinflaschen mit einer Karte und der Adresse der Kinder losschickte, freuten sich diese sechs Monate später über Post aus Großbritannien. „Man weiß nie, ob eine Antwort kommt. Aber wir blieben dran und verschicken weiter vom Wremer Tief. Eine andere Flasche schaffte es innerhalb von neun Monaten nach Norwegen. Die Kinder in Deutschland und Norwegen schreiben sich nun regelmäßig – auf dem Postweg – und wollen sich mal besuchen.“

Flaschenpost war 131 Jahre unterwegs

Geduld und Entschleunigung gehören zur Flaschenpost wie Wasser und Wind. 2018 stolperte ein Paar am Strand von Wedge Island, etwa 150 Kilometer nördlich vom westaustralischen Perth über eine Flasche, die am 12. Juni 1886 von der Barke PAULA ins Meer ausgeworfen wurde. Die Absender hatten nicht in erster Linie den blinden Kontakt in die Welt gesucht, sondern verfolgten wissenschaftliche Ziele: „Georg Neumayer, Gründer der Deutschen Seewarte in Hamburg – Vorläufer des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) sowie des Deutschen Wetterdiensts – warf ab 1864 Flaschenpostsendungen in die Ozeane, um die Meeresströmungen nachzuvollziehen. Das australische Fundstück ist eine von den Flaschen, die im Namen der Deutschen Seewarte über Bord geworfen wurden. Sie war also 131 Jahre unterwegs“, weiß Dr. Katrin Kleemann, Expertin für die Geschichte der Deutschen Seewarte am DSM. Verspätet, aber nicht zu spät ist die Sendung, denn sie ergänzt die Datensammlung der einstigen Deutschen Seewarte noch immer.

Grundlage für Strömungskarten

Das DSM ist in Besitz von historischen Strömungskarten, die früher durch gefundene Flaschenpostsendungen ermittelt wurden. In einem Kurzvortrag am Sonntag, 18. Juni, ab 15 Uhr in der Kogge-Halle zeigt Kleemann die Dokumente und Fotos von Flaschenpostsendungen des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Teilnehmende, die selbst Flaschenpostsendungen gefunden haben, können diese mitbringen, zeigen und von ihren Erfahrungen erzählen – im Gegenzug erhalten sie freien Eintritt.

Das Wissen über die Meeresströmungen und Winde nutzten Schiffe schon zeitig, um quasi über einen Schnellweg die Ozeane zu überqueren. „Üblicherweise enthielten die Flaschen Vordrucke, auf denen das Datum des Auswurfs, der Name des Schiffes sowie des Kapitäns vermerkt waren. Auf der Rückseite sollte der Finder ausfüllen und dokumentieren, wann und wo die Botschaft gefunden wurde. Die Person konnte die Antwort in der deutschen Botschaft eines jeden Landes abgegeben oder direkt an die Deutsche Seewarte nach Hamburg schicken“, weiß die Wissenschaftlerin. Nicht bekannt ist, wie viele Flaschen Neumayer damals aussetzte. Die Chancen, an Küsten und Stränden über eine Flasche zu stolpern, sei in jedem Fall gegeben, vermutet Kleemann. Das weiß auch Andreas Klenck. Wenn der Sturm sich draußen legt, dann zieht es ihn an den Strand. „Es ist ansteckend und ich kann nicht mehr davon lassen. Die Hoffnung ist immer da, dass ich wieder eine Botschaft finde.“

Info: Vortragsreihe „Highlight am Sonntag“ am Sonntag, 18. Juni, 15 Uhr in der Kogge-Halle (Deutsches Schifffahrtsmuseum, Hans-Scharoun-Platz 1, Bremerhaven) zum Thema Flaschenpost und Strömungskarten. Teilnahme im Museumseintritt enthalten, 6 Euro, ermäßigt 3 Euro.

-Pressemitteilung Deutsches Schifffahrtsmuseum/idw-

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