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Einfluss von Kunstlicht auf Meeresbewohner

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Künstliches Licht an unseren Küsten beeinflusst die Wasserlebewesen. Bild: Geomar/F. Löhr

Die gemeinnützige Klaus Tschira Stiftung fördert ein weltweites Forschungsprojekt zum Einfluss von künstlichem Licht auf Muscheln, Krebse und andere Meerestiere.

Seit 20 Jahren gibt es am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel das Programm GAME. Die Abkürzung steht für „Globaler Ansatz durch Modulare Experimente“. Es bildet für zahlreiche Studierende aus aller Welt eine Brücke zwischen Studium und Promotion. Drei Jahre lang fördert die Klaus Tschira Stiftung ein Projekt im Rahmen von GAME, das mehr über den Einfluss künstlichen Lichts auf Muscheln, Krebse, Seeigel und andere Lebewesen im Meer herausfinden soll.

Dass künstliches Licht in der Nacht einen Einfluss hat, kann jeder bestätigen, dem zu späte Blicke auf sein Smartphone und das damit verbundene Blaulicht den Schlaf rauben. Auch frisch geschlüpfte Meeresschildkröten werden durch Kunstlicht auf ihrem Weg zum Meer abgelenkt oder Nachtfalter flattern sich an leuchtenden Straßenlaternen zu Tode.

Weltweit Küsten von Kunstlicht beschienen

Dass künstliches Licht auch Effekte auf andere Meereslebewesen hat, ist ebenfalls anzunehmen, aber die Datenlage dazu ist mehr als dünn, und das obwohl weltweit geschätzte 1,6 Millionen Quadratkilometer küstennaher Meeresboden von nächtlichem Kunstlicht beschienen werden.

Jeweils sieben bis acht – zumeist zweiköpfige – internationale Forschungsteams sind pro Jahr weltweit für GAME im Einsatz. Im vergangenen Jahr wurden von ihnen Miesmuscheln in Malaysia, Chile, auf den Kapverden und Island, in Spanien, Finnland und Japan auf ihre nächtliche Lichtempfindlichkeit untersucht.

Im Jahr zuvor untersuchte der Forschungsnachwuchs dieselbe Frage an „Weidegängern“, das sind Lebewesen wie Schnecken oder Seeigel, die Pflanzenmaterial fressen. Im dritten und letzten Jahr soll es 2023 nun um das Siedlungsverhalten von Muschel-, Seepocken- und Schneckenlarven unter dem Einfluss von Kunstlicht gehen.

Das Besondere an GAME ist der weltumspannende Ansatz. Mark Lenz, der Projektkoordinator, erklärt das so: „Wir machen Versuche, um Hypothesen zu testen. Normalerweise geschieht das nur an einem Ort, in einem bestimmten Ökosystem. Wir bei GAME führen aber methodisch identische Experimente zeitgleich in möglichst vielen verschiedenen Ökosystemen durch und gewinnen dadurch ein viel umfassenderes Bild der möglichen Effekte des globalen Wandels auf Meeresökosysteme“.

An der Ausleuchtung küstennaher Meeresböden setzt das Projekt an. Die im Jahr 2022 beobachteten Miesmuscheln sind wichtig für das Leben im Meer. Sie filtern Wasser und sorgen so für eine verbessere Wasserqualität, fixieren Kohlendioxid in ihren Schalen, bilden Lebensräume für viele kleinere Meeresorganismen und dienen vielen anderen Tieren als Nahrung.

Nachts beleuchtete Miesmuscheln bilden schwächere Haftfäden aus. Bild: Geomar/F. Löhr

Keine Beeinflussung im Biorhythmus

In Laborexperimenten wurde untersucht, ob nächtliche Lichtquellen, die mit 10 und 30 Lux strahlen, die Aktivität der Muscheln beziehungsweise die Qualität und Quantität des Byssus, der auch „Muschelseide“ genannten Haftfäden, beeinträchtigen. Verglichen wurden die Daten aus diesen Gruppen jeweils mit einer Kontrollgruppe, die nachts keinem Kunstlicht ausgesetzt war. Während in Sachen Biorhythmus nirgendwo eine Beeinflussung beobachtet wurde, zeigten sich beim Byssus Beeinträchtigungen – allerdings nicht an allen Standorten.

Muscheln bilden schwächere Haftfäden

Um die genaue Wirkweise des Lichts auf die Byssusbildung zu verstehen, bedarf es noch weiterer Recherchen. Es ist aber wichtig, diesen Zusammenhang genauer zu beleuchten, denn wenn weniger oder schwächere Haftfäden gebildet werden, könnte dies letztendlich bedeuten, dass Muschelbänke instabil werden und Muschelpopulationen schrumpfen.

-Pressemitteilung KTS/GEOMAR-

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