Auch der Mekong-Riesenwels (Pangasianodon gigas) ist durch den Gewässerausbau bedroht. Bild: WWF/Zeb Hogan |
Peruanischer Fischer mit einem Pumazungaro-Wels. Bild: WWF/André Bärtschi |
Frei fließende Flüsse sind vom Aussterben bedroht. Weltweit werden die letzten naturnahen Ströme aufgestaut und in ein Korsett gezwängt.
13.03.2006
Wie die Umweltorganisation WWF am 13. März 2006 in Frankfurt mitteilte, sind weltweit sind nur noch ein Drittel der 177 großen Flüsse (ab 1.000 Kilometer Länge) mit ihren Nebenflüssen frei von Dämmen, Staustufen und Sperrwerken. Nach einer aktuellen WWF-Studie fließen nur noch 21 große Flüsse und 43 Nebenflüsse uneingeschränkt von der Quelle bis zur Mündung. Der WWF befürchtet, dass vor allem in den Entwicklungsländern fast alle dieser letzten „echten“ Flüsse schon bis 2020 mit Staudämmen und Wasserkraftwerken verbaut sein werden. „Langfristig werden die Flüsse auf der ganzen Welt zu bloßen Transportwegen und Energielieferanten degradiert“, beklagt Georg Rast, Süßwasserexperte des WWF, die Verfehlungen der globalen Flusspolitik.
Der Fischbestand leidet
Kaum ein Fluss könne noch seine natürlichen Funktionen als Lebensraum für eine Vielzahl verschiedener Arten, als Trinkwasserquelle für Menschen und Tiere oder als Lieferant für Speisefische erfüllen. Auf der Strecke bleiben nach Ansicht von Rast nicht nur vom Aussterben bedrohte Arten wie die Riesenwelse im Amazonas- und Mekong-Becken oder die Flussdelfine im Ganges, sondern auch die Nahrungsbasis für viele Menschen. Zudem steige mit dem Grad der Verbauung und der Begradigungen die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Flüsse in starken Hochwassern entladen.
„Die Jahrhunderthochwasser an der Elbe in 2002 und am Mississippi während des Hurrikans Katrina waren laute Warnschüsse, dass wir den natürlichen Verlauf der Flüsse so wenig wie möglich stören sollten“, warnt Rast. „Wenn in Kürze das Tauwetter in Deutschland großflächig einsetzt, laufen wir Gefahr, dass wir wieder ein schlimmes Hochwasser erleben.“Die meisten der letzten frei fließenden Flüsse fand der WWF in Asien (zum Beispiel Brahmaputra, Irawadi, Salwin), gefolgt von Süd- und Nordamerika (Amazonas, Orinoco, Mackenzie). In Europa westlich des Uralgebirges genügt einzig die Petschora in Russland den Kriterien der aktuellen WWF-Studie. Besonders düster sieht es nach Einschätzung von Georg Rast für die Flüsse in Deutschland aus: Von den vier großen Flüssen (Rhein, Donau, Elbe, Oder) weisen zwar drei noch längere freie Fließstrecken auf, doch sind sie alle durchgängig durch Uferbefestigungen und Hochwasserdeiche erheblich beeinträchtigt. Nur mit viel gutem Willen erteilt Rast der Elbe und der Oder aufgrund ihrer großen naturnahen Auenlandschaften halbwegs befriedigende Noten. Die Oder biete zudem mit ihrem uneingeschränkten Zugang zur Ostsee noch das beste Potenzial zur erfolgreichen Wiederansiedlung der Störe. „An der bayrischen Donau droht die Gefahr, dass selbst die letzten freien 70 Kilometer durch eine neue Staustufe und Ausbaggerungen verloren gehen“, warnt Georg Rast. -pm-