Herbert Ziereis marschierte durch die letztjährige Profi-Liga und gewann am Ende souverän. Dabei war sein Drago-System das unschlagbare Ass im Ärmel. Ein Blick hinter die Kulissen erklärt, warum der Oberbayer so schwer auf Draht ist.
Von Birger Domeyer
“Da hängt der erste Fisch, eine kleine Seeforelle!“ Es dauert mal wieder nicht lange, bis Herbert am Tegernsee in einen Drill verwickelt ist. Es ist das Profi-Liga-Halbfinale zwischen Herbert Ziereis und meinem Vorrunden-Gegner Horst Schier. Der muss ganz schön einstecken, denn Hausherr Ziereis legt ordentlich los, kassiert zwei Fehlbisse und fängt eine Forelle, alles innerhalb weniger Minuten am ersten Platz. Und der Tag setzt sich so fort.
Herbert fängt mit seiner Laube am System an fast jedem Platz einen Hecht, die Quote von Horst, der mit Gummifischen angelt, ist dagegen wesentlich geringer. So ging es vorher aber allen Teilnehmern der Liga: Das Köfi-System mit dem pinken Bleiköpfchen brachte unter dem
Strich deutlich mehr Kontakte als andere Kunstköder. Aber was macht es so fängig?
Mehrere Reize zugleich
Es liegt zwar auf der Hand, dass eine echte Laube, am System angeboten, grundsätzlich weniger Misstrauen bei den Räubern hervorruft als ein Kunstköder. Aber es steckt noch etwas mehr im System als einfach nur der Köderfisch. Herbert hat am legendären Drachkovitch-System lange gebastelt und es verändert, bis alle Komponenten optimiert waren. So schwört der Bayer auf die eingefärbte Bleikugel, wahlweise in Pink oder Fluogrün: „Dieser Farbklecks vor dem Ukelei ist oft entscheidend. An vielen Testtagen habe ich damit deutlich mehr Bisse bekommen als meine Kollegen, die ein ungefärbtes Köpfchen fischten“, erkärt Herbert. Zudem ist er sich sicher, dass die bewegliche Verbindung zum Köderfisch einen Schlüsselreiz darstellt: „So sinkt der Köder ganz anders ab als etwa ein Gummifisch am starren Bleikopf.“
Und der Erfolg gibt ihm recht. Nicht nur, dass er damit die Liga gewonnen hat, gerade in schwierigen Situationen überzeugte das Drago-System. So war am Vortag zum Liga-Finale gegen Jörg Ovens in einem stark befischten Hafen mit Gummi nichts zu machen. Herbert dagegen brauchte nur zwei Würfe für den ersten Zander, drei für einen zweiten Räuber.
Auch an der Elbe bei Jörg Strehlow fing Herbert acht Hechte, Jörg mit Gummi dagegen nur einen. Die Quote pro Drago-System ist nicht ungewöhnlich.
Haltbar montieren
Ein Nachteil jedes Systems ist natürlich die Haltbarkeit. So eine tote Laube hält nicht ewig, aber es gibt ein paar Tricks, die Einsatzdauer deutlich zu verlängern.
Die speziell gebogene Drahtkonstruktion, auf die die Laube geschoben wird, hält schon ganz passabel, der Kupferdraht fixiert sie endgültig. Die Drillinge werden zuletzt eingestochen. „So können sich die Haken beim Biss lösen und sind von der Laube getrennt. Dadurch hält der Köfi auch mal mehrere Hechte aus. Ohne Bisse kann man das Drago-System ohne Probleme etwa drei Stunden benutzen, bevor man die Laube austauschen sollte“, sagt Herbert.
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Gibt es Grenzen?
Es klingt so, als wäre das Drago-System immer und überall einem normalen Kunstköder überlegen. Ganz so einfach ist das Angeln leider nicht. Am Haring-vliet zum Beispiel hat Herbert mehrere Tage vom Ufer aus ein Vergleichsangeln mit seinen Kollegen gemacht.
Sein Fazit: Auf der großen Wasserfläche haben Gummiköder und Drago-System gleich gut gefangen. Nur in den stark befischten Häfen und Seitenkanälen war die tote Laube deutlich im Vorteil. Wer also ein frequentiertes Gewässer vor der Tür hat, sollte sich durchaus mal überlegen, so ein System zu fischen. Der Mix aus Natur und Spinnfischen scheint bei den Räubern gut anzukommen, oft besser als Gummi jedenfalls.
Hier ist gut zu sehen, dass sich die Drillinge von der Laube gelöst haben und der Köderfisch dadurch nicht vom System gerissen wurde.
Hier gibt es die Drago-Box
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