Rund 45 Jahre wird es her sein. Als Gymnasiast besuchte ich zwei oder drei Mal pro Woche ein Zoogeschäft mit Angelabteilung in Ettlingen.
Wünsche besaß ich viele, Taschengeld hingegen nur wenig. Fast andächtig blätterte ich nahezu täglich in den Katalogen der einschlägigen Firmen. Noris-Shakespeare stand bei mir hoch im Kurs. Und da besonders die Spinnrute „Ugly Stik Wonderrod“. Sie wurde in den hellsten Tönen gelobt. Ich meine, dass ihr Preis damals 118 DM gewesen wäre, viel zu viel für meinen schmalen Geldbeutel.
Eines Tages stand ein Exemplar im Regal. Ich musste sie in die Hand nehmen – welch feine Rute! Auf das Preisschild wollte ich zuerst gar nicht schauen. Dann tat ich es doch. Und da stand 18 DM. Das gibt es doch nicht! Bei genauerer Betrachtung konnte man sehen, dass die erste 1 kaum zu erkennen war. Mit großem Herzklopfen brachte ich die Wunderrute zur Kasse und die Tochter des Ladenbesitzers tippte tatsächlich den Betrag von 18 DM ein. Nichts wie weg, nicht dass sie den Fehler noch bemerken würde…
Doch an der Rute klebte von Anfang das Pech. Weder beim leichten Spinnangeln auf Barsch, noch beim Blinkern auf Hecht gelang mir ein Fang. Es war einfach wie verhext! Jedes Mal, wenn ich sie zur Hand nahm spürte ich mein unkorrektes Verhalten beim Kauf. Und so wanderte die Wonderrod in die hinterste Ecke im Kellerraum.
Erst als ich im Juni 1989 zu einer dreiwöchigen Reise nach Alaska aufbrach, fand sie einen Platz im Rutenkoffer. Und in der Ferne fing sie ihre ersten Fische. Einen kleinen Königslachs und eine schöne Regenbogenforelle. Aber was viel wichtiger war – der Fluch der bösen Tat war gewichen.
-Bernd Taller-