Für Spinnfischer gibt es unzähliges Geschirrr und Zubehör. Damit Einsteiger nicht den Überblick verlieren, erklärt Matze Koch, was wirklich mit ans Wasser muss, um Hecht, Zander und Barsch gleichermaßen zu fangen.
„Wirf aus und hol wieder ein!“ So einfach kann man das Spinnfischen vielleicht einem Laien verdeutlichen. Dass es in der Praxis nicht ganz so leicht ist, merkte ich schon als 12-jähriger Stöpsel. Komischerweise bissen die Fische oft, wenn ich das Einholtempo gerade etwas beschleunigte oder verlangsamte. Für mich gab es nur den Ondex und den Effzett. Gummis waren noch nicht auf dem Markt, und für Wobbler reichte das Taschengeld nicht. Das Erfolgsrezept schien aber keineswegs nur das stupide „Einholen“ zu sein, sondern vielmehr das Variieren des Tempos übte ganz offensichtlich einen positiven Effekt auf die Bissausbeute aus.
Heute dreht man den Spieß um. Es wird nicht zu einfach erklärt, sondern das Spinnfischen zur Wissenschaft gemacht. Da heißt es dann unter anderem: Fürs Dropshotten braucht man nicht nur eine spezielle Rute, sondern auch spezielle Köder, eine spezielle Führung und sogar spezielle Haken. Das Vertikalangeln erfordert spezielle Gummis mit abgeflachten Rücken. Beim Jerken sind eine Multirolle und eine Spinnstange Pflicht. Das Wobbeln verlangt nach einer parabolischen Rutenaktion. Und das Jiggen bedingt eine „schnelle“ Rute.
Natürlich hat jede Methode der Spinnfischerei ihre Berechtigung, und Fachartikel und -videos werden regelrecht verschlungen. Im Anschluss werde ich dann von oft gefragt, wo man meine Wobbler kaufen kann, vom Kollegen Johannes Dietel will der Leser wissen, woher man den speziellen Barschhaken bekommt, und Uli Beyer muss Fragen nach der Technik des pelagischen Angelns beantworten.
Mir geht es aber um den Allrounder. Und der weiß nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Wer aber kümmert sich um den Spinnangler, der einfach nur eine Stunde am Wasser entlang laufen will, um einen Hecht, Zander oder Barsch zu fangen? Muss der wirklich gleich so komplexes Gerät kaufen, wenn er gar nicht so speziell fischen will?
Zur Beantwortung dieser Fragen soll der vorliegende Artikel beitragen. Gemäß meinem Motto „einfach angeln“ möchte ich auflisten, was der „normale“ Spinnfischer (vor allem der Einsteiger) wirklich braucht.
Die Rute
Die häufigste Frage ist – völlig zu Recht – die nach der richtigen Rute. Der Markt ist unübersehbar geworden, und die Angst ist groß, dass der Gerätehändler dem unwissenden Kunden nur seine Ladenhüter andrehen will. Die wichtigsten Tipps zum Rutenkauf lauten:
Die Länge der Rute richtet sich allein nach dem Angler. Zu meiner Jugend hieß es in der Sportfischerprüfung noch, der einzige Faktor für die Rutenlänge sei die Uferbeschaffenheit. Der Meinung bin ich nicht. Besonders beim Spinnfischen richtet sich die Länge nach den Gewohnheiten des Anglers. Die Frage kann also nur jeder für sich selbst beantworten. Denn die Rutenlänge hängt vom persönlichen Wurfstil, der Armlänge und natürlich auch vom Ufer ab, das befischt wird.
Früher haben wir mit drei Meter langen Ruten geangelt, um große Weiten zu erreichen. Das kostet aber auf Dauer auch deutlich mehr Kraft. Zum Barschangeln dagegen reichte auch die 2,40er. Als beste Allroundlänge hat sich daher das Maß von 2,70 Metern durchgesetzt und wird von vielen Profis benutzt. Meiner Meinung nach ist das ein perfekter Kompromiss.
Das Wurfgewicht kann man auch einfach festlegen, nämlich anhand der Köder, die man servieren möchte. Da der Allrounder kaum mit 60 Gramm schweren Riesentwistern oder 40-Zentimeter-Wobblern fischen möchte, ist man in den meisten Fällen mit 14 bis 35 Gramm Wurfgewicht gut beraten. Damit lassen sich fast alle üblichen Spinnköder auswerfen und effektiv führen.
Die Aktion sollte straff sein. Ist die Rute zu schwabbelig und wippt lange nach, kann man zumindest effektives Jiggen von Gummifischen vergessen. Zwischen sechs und zehn Ringe sollte eine Spinnrute haben. Weniger bringen ein Plus an Wurfweite, mehr eine bessere Drillaktion. Ich persönlich gebe letztgenanntem Aspekt den Vorrang. Auf jeden Fall muss die Spinnrute ausgewogen sein, um stundenlang ermüdungsfrei fischen zu können. Machen Sie folgenden Test: Legen Sie die Rute mit montierter Rolle auf Ihre Hand. Sie sollte in der Waage bleiben, wenn der Finger etwa eine oder eine halbe Handbreit vor der Rolle liegt.
Die Rolle
Die Übersetzung: Fast alle Rollen, auch die im unteren Preisbereich, haben heute eine Übersetzung von etwa 1:5. Das bedeutet: Wenn Sie eine Kurbelumdrehung machen, dreht sich der Rotor fünfmal. Damit holt man für fast alle Angelmethoden ausreichend Schnur ein, ohne einen Drehwurm zu bekommen. Denken Sie daran, dass hier auch der Spulendurchmesser mit entscheidet. Je größer der ist, umso mehr Schnur wird pro Umdrehung eingeholt.
Die Größe: Hier lautet meine Faustregel: Eine 2.500er bis 4.000er Rolle ist perfekt für den Allrounder.
Die Bremse: Vergessen Sie die Heckbremsrollen! Obwohl seit vielen Jahren auf dem Markt, bekommt es kein Hersteller auch nur annähernd hin, eine dauerhaft ruckfrei arbeitende Version zu bauen. Darum fische ich ausschließlich mit Kopfbremse.
Das Gewicht ist ein weiteres wichtiges Kriterium. Ein Aalangler legt seine Rute auf den Halter, er braucht vor allem Stabilität, und ein massives Stahlgehäuse muss her. Für den Spinnfischer bedeutete das Handling einer solch massiven Rolle jedoch eine Qual. Hochmoderne Kunststoff- oder Alugehäuse helfen, Ermüdungserscheinungen vorzubeugen, die dem Angler viel Motivation kosten.
Die Schnurfassung ist dagegen mehr oder weniger unwichtig. Denn fast alle Rollen der genannten Größen fassen mindestens 100 Meter einer 0,16 Millimeter dünnen Geflechtschnur. Das genügt für die meisten Arten der Spinnfischerei. Ein guter Tipp: die teure Geflochtene mit günstigem Monofil unterfüttern. Das bietet zudem den Vorteil, dass das Geflecht auf der Spule auch bei Feuchtigkeit nicht durchrutschen kann.
Das Zubehör
Das Stahlvorfach sollte jeder Allrounder unbedingt zwischen Köder und Hauptschnur schalten. Ich empfehle ein hochwertiges 7×7-Vorfach. Nur die Weichheit dieses 49-fädigen Materials lässt einen Gummifisch natürlich zu Boden sinken. Auch für Wobbler ist es von Bedeutung, 7×7-Stahl nimmt dem Köder nur wenig von seiner Aktion.
Die Schnur: Ein 0,16 Millimeter dünnes Geflecht eignet sich glänzend für die gesamte Bandbreite der Spinnfischerei. Und es ist so stark, dass sich auch schwere Hänger gut lösen lassen. Aber Achtung: Verstärken Sie den Druck beim Hängerlösen immer sehr langsam, nie ruckartig. Wenn Geflechtschnur eines nicht verträgt, dann sind es Schockbelas-tungen. Keine Angst, der Anhieb, der über den federnden Rutenblank erfolgt, stellt keine Gefahr dar. So stark kann niemand anschlagen, dass die Schnur reißt. Wird Ihre Leine plötzlich ohne viel Gegendruck, im schlimmsten Fall beim Biss, gesprengt, kontrollieren Sie die Ringe. Meist liegt die Ursache ganz oben. Am Spitzenring. Winzige Haarrisse in der Einlage, nachdem die Rute zum Beispiel auf eine Steinpackung gefallen ist, können rasiermesserscharfe Kanten verursachen.
Und falls Sie mal einen unabsichtlich eingefangenen Knoten in der Schnur entdecken, den man nicht lösen kann, schneiden Sie die Leine hier ab (gegebenenfalls auch neu bespulen, wenn der Schnurverlust zu groß und die Rolle nicht mehr bis dicht unter den Spulenrand gefüllt ist, was Wurfweite kostet). Denn jeder Knoten bildet eine gefährliche Sollbruchstelle!
Für das Gummifischangeln muss die Schnur gut sichtbar sein, darum verwenden die meisten Spezis eine grellgelbe oder grüne Leine. Bisse können sich nämlich allein durch kurzes Erschlaffen der Schnur bemerkbar machen, ohne dass man den geringsten Zupfer spürt. Dann ist ein sofortiger Anschlag die einzig richtige Antwort. Das gilt vorrangig für das Jiggen, aber auch beim Wobblerfischen habe ich erschlaffende Schnüre erlebt, wenn die Räuber von hinten drauf knallten und den Köder regelrecht anschoben. Der auf die Schnur gerichtete Blick ist daher immer richtig und enorm wichtig.
Der Karabiner – sofern am Stahl nicht schon vorhanden – ist von größter Bedeutung. Denn nicht zuletzt die Kleinteile sind es, die halten müssen, wenn der Großhecht einsteigt. Ich schwöre auf Duolocks, die sich nur mit ein wenig Mühe öffnen lassen, aber ebenso schwer beim Werfen und Drillen. Das Aufspringen eines (schlechten) Karabiners droht nämlich, wenn ein Kunstköder durch die enormen Kräfte beim Servieren verkantet oder ein Hechtgebiss unglücklich drauf drückt.
Die No-Knot-Verbinder sind eine praktische und zudem sichere Sache. Nur mit diesem kleinen Drahtteil kann man eine Geflechtschnur so verbinden, dass nahezu 100 Prozent der Tragkraft erhalten bleiben. Der große Effekt des kleinen Teils wird offensichtlich, wenn man einen Hänger – entgegen meinem Rat – ruckartig löst. Die Schnur reißt dann selten am Verbinder, sondern irgendwo mittendrin. Ich kann jedenfalls nicht dazu raten, eine thermisch versiegelte Schnur anzuknoten und verlasse mich lieber auf den genialen No-Knot.
Die Kunstköder
Gummi. Die sogenannten Shads aus Weichplastik zählen zu den beliebtesten Ködern überhaupt. Grob unterscheiden kann man zwischen „hochrückigen“ und sehr aktionsreichen Gummis, die Barsche und Hechte ansprechen, und schlankeren, eher aktionsarmen Shads, die sich besser für Zander eignen. Egal, wofür Sie sich entscheiden, von großer Bedeutung ist die Wahl des richtigen Bleikopfes. Der Köder muss auch in der Absinkphase vom Gewicht in Aktion versetzt werden. Sonst wird man kaum Bisse bekommen. Denn die meisten Raubfischattacken erfolgen in der Absinkphase. Und dabei muss sich der Schwanzteller aufreizend bewegen. Kontrollieren Sie das unbedingt immer im Flachwasser. Ich schreibe „immer“, weil man sich niemals darauf verlassen darf. Die Gummi-Mischung kann auch beim gleichen Köder variieren. Oder ein Schwanzteller ist ein wenig verbogen. Das lässt sich übrigens durch leichtes Erhitzen im Wasserbad korrigieren.
Der zum Gummi passende Bleikopf beziehungsweise Jighaken darf nicht zu schwer sein, er muss den Köder in der Absinksphase unbedingt flattern lassen, statt leblos wie ein Stein zum Grund sausen. Wichtig ist es aber ebenso, besonders wenn man in tiefen Gewässern oder in der Strömung fischt, das Gewicht des Kopfes so schwer zu wählen, dass man den Moment des Grundkontaktes deutlich wahrnehmbar spürt. Dort sollte er nämlich keinesfalls liegen bleiben, sondern sofort nach dem Auftreffen wieder angejiggt werden. Sonst werden die Räuber misstrauisch. Extra-Tipp: Denken Sie immer an die Jagdstrategien der Fische. Zander verfolgen ihre Beute, man muss darum sehr viel konzentrierter bei der Sache sein als beim Hecht. Freund Esox mag auch Tempowechsel beim Führen des Köders sehr viel lieber als Zander.
Wobbler sind besonders gute Hechtköder. Vor allem im Flachwasser geführt, mit vielen kleinen Rasselkugeln im Bauch, sind sie wahre Esoxkiller. Sie haben eine bemerkenswerte Eigenaktion, dennoch empfiehlt es sich, regelmäßig kurze Spinnstopps einzulegen und von Zeit zu Zeit leichte Schläge mit der Rute in die locker gespannte Schnur zu geben. „Twitchen“ nennt man das. Vor Hindernissen kann man Schwimmwobbler kurz auftreiben lassen, um Hänger zu vermeiden. Wichtig ist es, nach dem Auswerfen zunächst einige schnelle Kurbelumdrehungen zu machen, um den Anfangswiderstand zu überwinden und die auf der Verpackung meist angegebene Tauchtiefe zu erreichen.
Spinner sind wohl nicht nur für mich die kultigsten Spinnköder überhaupt. Das Metall mit dem rotierenden Blatt betört Hecht, Zander und Barsch gleichermaßen. Besonders aber Barsche sind scharf auf Spinner. Man kann sie weit werfen, muss sie jedoch – wie beim Wobbeln – nach dem Wurf zügig starten. Anders als beim Wobbler, mache ich das meist nicht über die Kurbel, sondern die Rute. Ich setze quasi einen Anschlag. Achten Sie auch hier immer auf einen sauberen Lauf. Schon leichte Verbiegungen der Achse sorgen für ein ungleichmäßiges, nachteiliges Flattern. Schön gleichmäßig soll das Blatt rotieren. Schlanke Formen drehen schneller. Dagegen rotieren runde Blätter langsamer, aber mit mehr Druckwelle. Darum setzt man schlankere „Flügel“ ein, wenn man weiter werfen will und an strömenden Gewässern.
Extra-Tipp: Moderne Fertigungsmethoden lassen es zu, ein Spinnerblatt um einen Wobblerkörper kreisen zu lassen. Mit diesem Kunstgriff erhält man mehr Masse und einen zusätzlichen optischen Reiz, der auch argwöhnische Großbarsche zupacken lässt. Darüber hinaus kann keine Spinnerachse mehr verbiegen.