Chefredakteur Henning Stühring nimmt in der Dezember-Ausgabe der FISCH & FANG die angeblich umweltfreundliche Wasserkraft unter die Lupe.
Uweltfreundlich zu denken und handeln ist in. Vor allem Politiker versuchen auf diesem Feld immer wieder zu punkten. Und daran ist ja auch nichts Verwerfliches – ganz im Gegenteil! Dass durch den flächendeckenden Ausbau von Klärwerken und strengeren Emissionsvorschriften die Wasserqualität unserer Flüsse und Seen in den letzten zehn bis 15 Jahren stark verbessert wurde, liegt im ureigensten Interesse der Angler.
Nur: Was nützt es, wenn Wanderfischarten wie Meerforelle und Lachs wieder heimisch werden, ihnen aber die Möglichkeiten zur Vermehrung genommen werden, weil zum Beispiel gerade auch kleine Wasserkraftwerke den Weg zu den Laichgründen beziehungsweise den Zug stromab versperren? Oder noch schlimmer: Die verheerenden Auswirkungen von Rechen und Turbinen, die vor allem Aale buchstäblich kurz und klein schreddern.
Verheerende Auswirkungen
Es ist ein Irrsinn: Unter dem Deckmantel der „sauberen umweltverträglichen Energiegewinnung“ wird die „kleine Wasserkraft“ mit Steuergeldern gefördert während sie gleichzeitig teils verheerende Auswirkungen auf das Ökosystem Fließgewässer hat. Wo bleibt in diesen Fällen der Aufschrei der vielen selbst ernannten Tierschützer? Aber was zählt schon ein Aal gegen einen Wal – Aufschrei Fehlanzeige! Medienwirksam anklagenswert sind ja stets nur die bösen Angler die sie fangen. Der tödliche Öko-Strom der indes gleichzeitig beim Verfassen ihrer verleumdenden Hetz-Tiraden aus der Steckdose fließt findet wenn überhaupt nur am Rande Erwähnung.
Warum geht kein hörbarer Aufschrei durch die Medien wenn wieder Politiker wie der SPD-MDB und Präsident von Eurosolar Hermann Scheer und einige grüne Spitzenkräfte den Ausbau der kleinen Wasserkraftwerke fordern? Als ob nicht schon genug der todbringenden Bauten an unseren Flüssen stehen gerade auch im Osten der Republik! Statt immer noch neue Klein-Kraftwerke mit Steuergeldern zu subventionieren sollten sich die verantwortlichen Politiker aller Parteien besser erst einmal darum kümmern dass die bestehenden Anlagen wirklich umweltverträglich sind und das „Öko-Siegel“ auch tatsächlich verdienen.
Blutiger Strom
Kritische Nachfragen bürsten die Entscheidungsträger dabei in aller Regel mit lapidaren Absichtserklärungen ab: „Moderne Anlagen umweltverträglich nach dem neuesten Stand der Technik gebaut …“ Mit Details wie Aufstiegshilfen Turbinen und Rechen hält man sich leider nur selten auf. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen viel zu oft dass die Auflagen für die Betreiber zu lasch sind und nur wenig oder gar keine Rücksicht auf die ökologischen Erfordernisse des jeweiligen Fließgewässers und seiner Bewohner nehmen.
Wir Angler lesen und sehen dann regelmäßig in den Meldungen der FISCH & FANG die blutigen beziehungsweise Weg-versperrenden Folgen für die Wanderfische während in den Massemedien der „Öko-Strom“ gefeiert und zu allem Übel noch verstärkt gefordert wird.
Eines steht fest: Ein weiterer Ausbau der „kleinen Wasserkraft“ hat – allen technischen Neuerungen zum Trotz – mit Sicherheit auch mehr oder minder starke Auswirkungen auf unsere Bäche und Flüsse und mit Sicherheit keine positiven! Alle vor allem die die am wenigsten dazu beigetragen haben feiern die Wiederkehr von Lachs und Meerforelle nur wir Angler scheinen wahrzunehmen dass die enormen Anstrengungen der wirklich aktiv Mitwirkenden von anderer Seite sabotiert werden.
Welchen Sinn machen zum Beispiel auf eigene Rechnung unterhaltene Brutstationen und teurer Aal-Besatz wenn künftig noch mehr Klein-Wasserkraftwerke wie Pilze aus dem Boden schießen? Wer hat noch Lust sich zu engagieren wenn die ehrenamtliche Arbeit vollends für die Katz ist? Winfried Klein Vorsitzender der IG-Lahn e.V. fordert deshalb stellvertretend für viele betroffene Angler völlig zu Recht: „Das Ansinnen der Politiker muss verhindert werden.“
Allein schon aus ökologischen Gründen muss die Devise lauten: Nicht mehr sondern weniger kleine Wasserkraft braucht das Land! Damit sich Lachs und Meerforelle nicht mehr vor den Anlagen stauen und Aale nicht von den Rechen zerhackt werden. Das wäre „ökologisch sinnvoll“. Strom dessen Gewinnung Tieren massiv schadet verdient dieses Prädikat mit Sicherheit nicht die Steuergelder lassen sich in sinnvollere Programme investieren.
Henning Stühring Chefredakteur FISCH & FANG