Für die nächste Ausgabe von FISCH & FANG (Nr. 10) befasste sich Chefredakteur Henning Stühring im Brennpunkt mit der aktuellen Flut-Katastrophe an der Elbe. Bereits jetzt können Sie den Artikel online lesen und diskutieren:
Am 21. August, dem Redaktionsschluss der Nummer 10 (ab 19. September am Kiosk), standen die Auswirkungen der Flut-Katastrophe an der Elbe und ihren Nebenflüssen sowie in Bayern, Österreich und Tschechien noch nicht fest. Jetzt, wo das Wasser zurückgeht, bleiben immense Schäden, die voraussichtlich in die Milliarden gehen. Die Politiker aller Parteien überbieten sich – noch während die große Welle Städte und Dörfer unter Wasser hält – mit Versprechungen für umfangreiche Hilfsprogramme. Und sie geloben Besserung, was die Ursachen-Bekämpfung der “Jahrhundert-Flut” betrifft.
Die Sünden der Vergangenheit
Aus den Sünden der Vergangenheit wolle man lernen. Ganz oben auf der Maßnahmenliste steht ein verbesserter Klimaschutz. Denn die globale Erwärmung der Erdatmosphäre gilt als eine potentielle Ursache für die sich weltweit häufenden Wetter-Turbulenzen. Und endlich wird auch erkannt dass unsere Flüsse nicht allein als Schifffahrts-Straßen zu missbrauchen sind. Einbetonierte begradigte mit Dämmen und Staustufen gespickte Ströme denen natürliche Überschwemmungsflächen wie Auwälder und Uferwiesen genommen wurden gelten als eine der Hauptursachen für die verheerenden Auswirkungen von Hochwassern.
Angesichts der schlimmen Verwüstungen in den betroffenen Gebieten nehmen plötzlich Politiker die gestern noch weitere Verbauungen und Begradigungen unserer Flüsse planten Begriffe wie “Renaturierung” in den Mund. Aber besser eine späte Erkenntnis als gar keine Lehren aus der Katastrophe ziehen. Denn einige unverbesserliche Volksvertreter meinen immer noch dass allein ein Ausbau der Deiche genügt um die Menschen und die Umwelt künftig schadlos zu halten. Ein naiver und gefährlicher Glaube der nur die Symptome aber nicht die Ursachen für auch durch Menschenhand verursachte Hochwasser bekämpft.
Der eigentliche Skandal: Trotz der jetzt klar erkennbaren Defizite der Flussverbauungen sind längst noch nicht alle Pläne begraben worden die weitere Betonierungen vorsehen. Und das obwohl der Binnen-Schifffahrtsverkehr an Bedeutung verliert und bereits heute vom Steuerzahler über die Finanzierung der “Wasser-Autobahnen” subventioniert wird!
Naturschützer Angler – oder Störfaktor?
Den Flüssen das Bett zurückgeben ist eine Forderung die Angler nicht erst seit gestern erheben. Und wir reden nicht nur davon sondern handeln auch. Es gibt zahlreiche Beispiele dafür wie Angler unentgeldlich begradigte Beton-Rinnen renaturierten und in intakte Biotope verwandelten. Mit positiven Folgen nicht nur für die Fische sondern für das gesamte Ökosystem Fluss.
Aber als Dank für gelungene Renaturierungen müssen die engagierten Angler oft damit rechnen von den Gewässern ausgesperrt zu werden sobald eine bedrohte Vogelart an den Ufern gesichtet wird. Der Mensch als Störfaktor dem der Zutritt in die Natur verwehrt gehört!
Vergessen wird bei dieser Argumentation leider völlig dass erst der hautnahe Umgang mit Flora und Fauna dazu beiträgt die nötige Sensibilisierung für richtig verstandenen Umweltschutz zu schaffen. Auch deshalb sehen wir Angler aus unserem Erleben am Wasser die Flutkatastrophe mit offeneren Augen als manch Politiker am grünen Schreibtisch.
Der Mensch ist lernfähig meinen die Optimisten. Doch leider zeigt die Vergangenheit dass sich viele Katastrophen wiederholen. Einerseits weil oft erst gehandelt wird wenn es bereits zu spät ist. Andererseits weil schlimme Bilder schon nach kurzer Zeit wieder in Vergessenheit geraten und von der Tagesordnung verschwinden.
Wir stehen erst am Beginn des neuen Jahrhunderts und schon wird der Begriff “Jahrhundertflut” bemüht. Kritische Fachleute sehen darin jedoch erst den Anfang. Es steht jedenfalls zu befürchten dass noch viel Wasser die Elbe und andere Ströme hinunterfließen wird bevor ernsthafte Maßnahmen zur Ursachen-Bekämpfung greifen. Auf die Folgen der Klima-Erwärmung zum Beispiel hat der “Club of Rome” bereits in den 70er Jahren hingewiesen. Angekommen sind die Warnungen allerdings nur zum Bruchteil. Ob es diesmal im Angesicht der Katastrophe besser sein wird?
Die Folgen für die Flüsse sind indes noch nicht abzuschätzen. Fakt ist dass die Fluten auch Schadstoffe vor allem Öl in die Flüsse gespült haben. Erst wenn die Ströme wieder Normalpegel führen wird man klarer sehen. Die Mehrzahl der Fachleute glaubt aber dass wir mit einem blauen Auge davonkommen – vorausgesetzt es sind keine gefährlichen Chemikalien eingeflossen. Was übrigens auch für die Fische gilt: Mit Hochwassern haben sie leben gelernt – besser jedenfalls als mit den Verbauungen der Flüsse!
Henning Stühring Chefredakteur FISCH & FANG
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