22.10.2007
Der Verband Deutscher Sportfischer und das Österreichische Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz haben den Bitterling zum Fisch des Jahres 2008 gewählt.
Der Wahl angeschlossen hat sich erstmals der Verband Deutscher Sporttaucher. Ebenfalls erstmalig hat sich an der gemeinsamen Aktion auch das Bundesamt für Naturschutz beteiligt. Mit dieser Wahl soll zum einen auf eine äußerst interessante Kleinfischart aufmerksam gemacht werden, die seit einiger Zeit auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten steht. Zum anderen soll auf die Gefährdung der Gewässer-Ökosysteme hingewiesen werden. Der Bitterling bekam seinen Namen wegen des bitteren Geschmackes seines Fleisches. Aufgrund seiner geringen Größe von nur 6 bis 9 Zentimetern ist er eher unauffällig. Bitterlinge leben gesellig – mit Vorliebe in flachen, stehenden oder langsam fließenden Gewässern mit Pflanzenwuchs. Sommerwarme Altarme, verkrautete Weiher und Tümpel sind bevorzugte Lebensräume. Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Pflanzen, aber in geringem Maße auch aus kleinen wirbellosen Tieren wie Würmern, Kleinkrebsen und Insektenlarven. Der Kleinfisch ist in fast ganz Mittel- und Osteuropa nördlich der Alpen verbreitet. Er fehlt jedoch auf den Britischen Inseln und in Skandinavien, sowie südlich der Alpen und Pyrenäen In Deutschland ist der Bitterling nur unregelmäßig verbreitet und kommt in keinem Bundesland besonders häufig vor. Der Bitterling ist der kleinste Vertreter der Karpfenartigen. Man erkennt ihn an seinem relativ hohen Rücken und dem halbunterständigen Maul. Den Körper schützen große Schuppen. Den größten Teil des Jahres ist der Rücken graugrün gefärbt, Seiten und Bauch sind silbrig. Über die Mitte der Seiten zieht sich ein leuchtender, blaugrüner Streifen.
Nur 40 bis 100 Eier
Im Alter von zwei bis drei Jahren werden Bitterlinge geschlechtsreif. Ihre Fortpflanzung ist hochgradig spezialisiert: Zur Laichzeit (April – Juni) sucht sich das nun prächtig bunt gefärbte Männchen eine Fluss- oder Teichmuschel aus und lockt ein Weibchen heran. Mit einer bis zu 5 Zentimeter langen Legeröhre legt das Weibchen Eier in die Kiemen der Muschel ab. Unmittelbar nach der Eiabgabe gibt das Männchen seine Spermien ab, die über das Atemwasser der Muschel ins Muschelinnere gelangen und dort die Eier befruchten. Jede Muschel erhält nur ein oder zwei Eier. Dieser Vorgang wird mehrfach und an verschiedenen Muscheln wiederholt. Insgesamt legt ein Weibchen nur 40 bis 100 Eier ab.
Die befruchteten Eier sind durch die Ablage in der Muschel vor Angriffen durch Fressfeinde geschützt. Daher genügt auch eine geringe Zahl von Eiern, um den Bestand zu sichern. Die Eier und die nach zwei bis drei Wochen schlüpfenden Jungfische wachsen vollkommen geschützt in der Muschel auf. Die Muscheln haben ebenfalls einen Vorteil von dieser Art der Fortpflanzung. Die Muschellarven heften sich an die Körper der kleinen Bitterlinge und werden so verbreitet. Der Bitterling ist nicht besonders anspruchsvoll. Da aber seine Fortpflanzung zwingend von der Anwesenheit von Fluss- oder Teichmuscheln abhängig ist, wird jede Gefährdung der Muscheln zur Existenzbedrohung für den kleinen Fisch. Da Muscheln als Filtrierer besonders anfällig auf Verschmutzung reagieren und in ihren Beständen stark rückläufig sind, erklärt sich auch die Bestandsgefährdung des Bitterlings. Durch Baggerarbeiten in Gewässern sind beispielsweise Muschel-Populationen ganzer Bäche- und Flussabschnitte ausgestorben. Weitere Gründe für die Gefährdung sind in das Verschwinden vieler geeigneter Biotope beispielsweise durch die Beseitigung von Altarmen oder Verfüllung von Kleingewässern. -pm-
Foto: Wolfgang Hauer