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BfN und DAFV fordern Neubau-Verzicht von kleinen Wasserkraftanlagen

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Bild: BfN/Friedhelm Igel
Auch kleinere Stauwehre zur Wasserkraftgewinnung erfordern aufwändige Fischwanderhilfen, die oft nur unzureichend funktionieren. Bild: BfN/Friedhelm Igel

Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und der Deutsche Angelfischerverband (DAFV) bringen in einer gemeinsamen Presseerklärung ihre Sorge über den ökologischen Zustand der Gewässer zum Ausdruck.

Anlass war der Weltwassertag am 21. März, der unter dem Motto „Wasser und Energie“ stand.

Die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) gibt verbindlich umzusetzende Ziele vor. So sind die europäischen Gewässer europaweit spätestens bis 2027 in einen guten ökologischen Zustand zu überführen. Dies betrifft neben der Gewässerqualität vor allem den ökologischen Zustand der Gewässer. Für einen guten ökologischen Zustand sind eine Reihe von Faktoren maßgeblich, darunter in erster Linie biologische Komponenten, aber auch die Gewässermorphologie (Ausgestaltung) und insbesondere auch die Durchgängigkeit der Gewässer. Eine Vielzahl von Querbauwerken, häufig mit einer Nutzung der Wasserkraft verbunden, behindern jedoch die Durchgängigkeit der Gewässer unter anderem für Wanderfische wie den Lachs, die Meerforelle und den Aal. Sie haben durch Stauwirkungen negative Auswirkungen auf die Gewässerqualität und -dynamik.

„Aus Sicht des BfN darf daher zukünftig kein Neubau kleiner Wasserkraftanlagen mehr angestrebt werden“, sagte Prof. Beate Jessel, die Präsidentin des BfN. „Denn hier stehen die gravierenden ökologischen Auswirkungen in keinem Verhältnis zur erzeugten Energiemenge und der erzielten CO2-Minderung.“

Entsprechende Vergütungsregelungen im Erneuerbaren-Energien-Gesetz, dessen Novellierung gerade ansteht, sollten daher gestrichen werden. Denn die Auswirkungen von vorhandenen Kleinwasserkraftanlagen auf die Gewässer – insbesondere hinsichtlich Durchgängigkeit und Gewässerdynamik – stünden in keinem Verhältnis zu dem damit verbundenen Energieertrag.

Abschaltung während der Aalwanderung

Der Deutsche Angelfischerverband fordert darüber hinaus eine bessere artenschutzrechtliche Gleichbehandlung der geschützten Fischarten im wasserrechtlichen Vollzug. Zur Rettung des stark vom Aussterben bedrohten Aals, er ist nach Bundesnaturschutzgesetz eine „besonders geschützte Art“ und wird durch fehlende effektive Schutzsysteme in Wasserkraftanlagen signifikant geschädigt, suchen EU-Parlament und -Kommission nach Sofortmaßnahmen zur Freimachung der Wanderwege. Eine dieser Maßnahmen könnte nach dem Beispiel der Nachtabschaltung von Windrädern bei Gefährdung von Fledermäusen analog der Schutz gefährdeter Fischarten vor Wasserkraftanlagen in Wanderkorridoren sein.

Von den rund 55.000 Querbauwerken besitzen nur etwa fünf Prozent eine Fischaufstiegsmöglichkeit. Davon wiederum erfüllt die überwiegende Mehrheit ihre Funktion nicht. Um die Ziele der WRRL zu erreichen, müssen die Gewässerstruktur und -durchgängigkeit verbessert sowie der Erhalt und die Entwicklung der Fischzönosen ermöglicht werden. Hierbei ist die ungehinderte Durchwanderbarkeit von Fließgewässern – flussauf- und -abwärts – eine notwendige Voraussetzung.

-pm-

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