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Begegnungen am Wasser, Teil 16

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Jan Eggers schleppt in Irland mit seiner geliebten Abu 507-Kapselrolle und kleinen Kunstködern auf Forelle und Barsch. Bilder: Jan Eggers
Jan Eggers schleppt in Irland mit seiner geliebten Abu 507-Kapselrolle und kleinen Kunstködern auf Forelle und Barsch. Bilder: Jan Eggers

Begleiten Sie Hecht-Papst Jan Eggers auf seinen Irland-Reisen! Diesmal geht es wieder an den hechtreichen Lough Corrib.

Es war an diesem Samstagmorgen wirklich eine Begegnung am Wasser, denn als Lodge-Besitzer Michael Canney gerade ein Boot ausschöpfte, kamen wir an der wunderschön gelegenen Portarra Lodge an. Sirpa hatte beschlossen, diesmal nicht mitzuangeln, weil in Galway der jährliche Flohmarkt abgehalten wurde und sie auf der Suche nach irischem Porzellan war. Um 17 Uhr sollte sie mich wieder abholen. Dann konnten wir uns darüber austauschen, wer am besten gepunktet hatte.

Ein Biss, ohne es zu merken

Wir hatten richtig schönes Frühlingswetter und Michael schlug vor, zum Südende des Corrib zu fahren, um bei der Mündung des Clare Rivers mit dem Angeln zu beginnen. Schon die Fahrt dorthin war ein Erlebnis, denn man musste auf die tückischen Felsen achten, die vielen nummerierten Bojen, die die Fahrrinne markierten und auf die Picknick-Plätze. An der Fluss-Mündung war die Strömung stark. Zum Glück hatten wir einen schweren Anker an Bord, der das Boot am Platz hielt. Ich hatte eine 360 cm lange Deadbait-Rute von Drennan und eine 210 cm Baitcaster-Rute von Rozemeijer mitgenommen. Zuerst probierte ich es mit einem toten Barsch.

Paul Tempelaere mit einem starken Hecht aus dem Clare River.
Paul Tempelaere mit einem starken Hecht aus dem Clare River.

Schon kurz nach dem Einwerfen verschwand mein Schlepp-Schwimmer mit abgeknickter Schnurdurchführung unter Wasser.  Ich gab einem Zuviel an Blei oder einem falsch eingestellten Stopperknoten die Schuld. Ich vermutete, dass ich am Boden oder an Wasserpflanzen festhing, zog deshalb langsam an meiner Schnur. Zu meiner Verwunderung zog es auch an der anderen Seite, erst jetzt begann ich, auch an einen Anbiss zu glauben. Zur Sicherheit schlug ich an. Die krumme Rute und die kreischende Bremse sorgten dafür, dass mich Michael Canney ungläubig anguckte.

Selten habe ich an einer neuen Stelle so schnell einen schönen Meterhecht gefangen. Ich erinnere mich auch, dass ich entlang des Ufers des Clare Rivers mit Jerkbaits diverse Hechte fing, die großartige Drills ablieferten. Auf dem Rückweg zur Lodge zeigte mir Michael verschiedene gute Stellen. Das waren meistens Stellen, an denen Laichkraut wuchs oder es am Grund Scharkanten oder Barschberge gab.

Eine dieser guten Stellen vom ersten Tag, an die ich mich noch gut erinnere und an der ich später bei der Esox-Familie häufiger für Zahnschmerzen gesorgt habe, lag in der Nähe der historischen Verteidigungsanlagen von Annaghdown Bay.

In einer der Häuser am Ufer wohnte der Hechtfanatiker und gute Freund  Alan Broderick. Wegen der guten Hechtfangmöglichkeiten auf dem Corrib war Alan hierher gezogen, er verdiente sein tägliches Brot mit B&B, dem Vermieten von Angelbooten und als Angelguide.

Leider fand es der Inland Fisheries Trust in den 1970er Jahren nötig, große Hechte in der Laichzeit mit Netzen abzufischen, um den Forellenbestand zu fördern. Auch Lough Corrib entging nicht diesem sinnlosen “pike culling”. In der Folge musste Alan dann auch umziehen, in die Nähe des Lough Derravaragh in der Mitte von Irland. Glücklicherweise fand das Hechtemorden ein Ende, vor allem auch durch die Proteste von Lodge-Besitzern wie Michael Canney.

Joan Kalff mit einem strammen Hecht aus der Annaghdown Bay, rechts im Hintergrund die berühmte Befestigungsanlage.
Joan Kalff mit einem strammen Hecht aus der Annaghdown Bay, rechts im Hintergrund die berühmte Befestigungsanlage.

Alternativen bei schlechtem Wetter

Tiefdruckgebiete mit Sturm und Regen gehören zu Irland, wie Windmühlen zu Holland. Die irischen Angelboote können durchaus einiges an Wind ab, aber bei Windstärke 7 und mehr ist es gesünder, am Ufer zu bleiben. Es ist in Irland ein Muss, immer durch den Wetterbericht am Radio oder im TV informiert zu sein. Wenn uns Michael Canney den Hinweis gab, nicht hinaus zu fahren, dann hielten wir uns daran.

Nach dem ersten Trip mit Sirpa, der sehr erfolgreich war, folgten schnell größere Gruppen aus SNB-Mitgliedern, auch Angelkumpel, mit denen ich zusammen in Kanada war, auch deutsche Hechtangler, die mit mir um De Vlietlanden gefischten hatten. Die Mund-zu-Mund-Reklame funktionierte gut! Weil die Portarra Lodge draußen in der freien Natur lag, weit entfernt von einem Pub, Geschäften oder Restaurants, suchte ich nach Möglichkeiten, um die Gäste bei schlechtem Wetter zu beschäftigen. Ich meine hier Windstärke 7 und schlimmer. Ich erinnere mich noch an eine andere Wettererscheinung, die uns das Ausfahren vermiesen konnte: dichter Nebel! Man verliert komplett das Orientierungsvermögen, wenn man durch plötzlich aufkommenden dichten Nebel überrascht wird. Einfach abwarten, bis sich der Nebel verzogen hat, das ist hier der beste Hinweis.

Sturmtaugliche Boote sind ein Muss auf dem Lough Corrib.
Sturmtaugliche Boote sind ein Muss auf dem Lough Corrib.

Direkt neben der Lodge liegen einige kleine Seen, in denen man vom Ufer aus Köderfische wie Rotaugen, Brassen, Rotfedern und auch Barsche fangen konnte. Diese Fische haben wir dann in kleinen Portionen eingefroren. An toten Köderfischen hatten wir eigentlich keinen Mangel, dank der Unterstützung durch Michael Canney. In der Nähe der Lodge befindet sich auch ein größerer See, der Ross Lake, an dem auch vom Ufer aus auf Hecht gefischt werden kann, wenn es einmal auf dem Corrib zu gefährlich ist. Natürlich kann man auch nach Galway zum Shopping fahren oder dort einen Pub besuchen. Ich selbst machte lieber einen touristischen Trip durch Connemara und entlang der beeindruckenden Westküste.

Aber der liebste Ausflug unsere Gastangler war eine Exkursion zum irischen Rapala-Werk “Rapire TEO”. Dort konnte man mit eigenen Augen sehen, wie Rapala-Wobbler hergestellt werden. Vor allem, dass jeder Köder einzeln in einem Wasserbecken auf sein Laufverhalten getestet wurde, sorgte für viel Diskussionsstoff. Danach gab es keinen Zweifel mehr, dass jeder Rapala vor der Auslieferung getestet wurde.

Shore Lunch mit Kelly Kettle und schönen Forellen

Wenn das Wetter gut war, blieben wir immer den ganzen Tag auf dem Wasser. Rund um die Mittagsstunde trafen wir uns auf einer kleinen Insel oder am Ufer, um zu lunchen. Es wurden nicht nur die Boxen mit fertigen Sandwiches, Obst und Thermoskannen mit Kaffee ausgeladen, auch die Kelly Kettle wurde angezündet, um Teewasser zu kochen. Diese doppelwandige Aluminium-Kanne mit innerem Kamin wird mit Wasser gefüllt. Unter der Kanne werden dann trockene Flechten, kleine Schilfstückchen und ein Stück Papier in den Kamin gesteckt und entzündet. Wenn alles gut brennt, legt man ein paar dickere Stöckchen hinzu. Schon nach kurzer Zeit kocht das Wasser, das zu den Teebeuteln in den Bechern gegossen wird. Diese irische Teezeremonie habe ich später auch an meinen Polder in Nord-Holland gepflegt. Nur nahm ich das Wasser dann nicht aus einem Poldergraben, sondern aus einer Flasche oder einem Kanister, das fand ich gesünder.

Martine Leysen mit schönem Hecht. Rechts im Boot wartet die Kelly Kettle auf ihren Einsatz.

In Irland gibt es keine Schonzeit für Hechte, darum fuhren wir gerne im April und Mai auf die freundliche grüne Insel mit ihren vielen Möglichkeiten, in einer Zeit, in der man in den Niederlanden nicht auf Hechte fischen darf. Kurz nach dem Ablaichen haben die Hechte Hunger und jagen sehr aktiv. Das ist gleichzeitig auch die Zeit der schlüpfenden Maifliegen. Auch andere Insekten werden dann aktiv, die Tafel für alle Forellenartigen ist dann reich gedeckt. Die örtlichen Angler lassen dann auf Lough Corrib die Hechte links liegen und fischen dann mit der Fliegenrute oder mit der Dapping-Rute und “blowline” mit echten und selbst gebundenen Maifliegen auf brown trout.

Man sieht schnell an den Vögeln und steigenden Forellen, wo gefischt werden muss. Weil die meisten Gäste keine Fliegenrute im Gepäck hatten, aber trotzdem gerne ein paar Forellen fangen wollten, wurde das Werfen und Schleppen mit kleinen Kunstködern populär. Vor allem kleine Wobbler, Rapala produziert die reichlich, fingen gut. Aber auch winzige Blinker und Spinner in den Größen 1 und 2 und sogar Twister sorgten für krumme Ruten und zufriedene Gesichter.

Bei diesem Steinhaufen fing Sirpa einige schöne Forellen mit kleinen Wobblern.
Bei diesem Steinhaufen fing Sirpa einige schöne Forellen mit kleinen Wobblern.

Größere Gruppen, Jerkbaits und Sirpas Fünfzigster

Durch die guten Fänge, die prima Unterkunft und die schöne Atmosphäre kamen immer mehr Angler zur Portarra Lodge. Michael Canney freute sich darüber, seine Frau aber nicht. Warum das so war, erzähle ich jetzt. Michael war ursprünglich Polizist von Beruf, seine Spezialgebiete waren Wilderei, Schwarzfischerei und Schwarzbrennerei in ganz Connemara. Er hatte die Möglichkeit in Frühpension zu gehen. Um sich zu beschäftigen, betätigte er sich als Angelguide der Portarra Lodge.  Seine Frau hatte nicht viel Lust, für die wachsenden Gästegruppen zu kochen. Sie erhielten den Hinweis, doch ein Restaurant in Moycullen zu besuchen. Das bedeutete, dass wir uns immer gute absprechen mussten, wer fahren und nichts trinken durfte. Ansonsten brachte und holte uns auch Michael vom Restaurant ab.

Weil die Fänge weiterhin gut blieben, waren es vor allem die “Stammgäste”, die bis ins Jahr 2018 der Lodge treu geblieben sind. Die Angelei mit totem Köderfisch ist dort noch immer sehr populär. Es werden aber auch viele Meterhechte mit großen Streamern und natürlich auch mit Jerkbaits gefangen. Zuerst waren der Salmo Fatso 14 cm und der Salmo Slider 12 cm sehr erfolgreich. Aber glaubt mir, den ganzen Tag Jerkbaits zwischen 70 und 100 Gramm zu werfen, ist sehr ermüdend und sorgt für viel Rückenschmerzen. Ich war sehr glücklich, als ich von Salmo beide Ködermodelle in der Ausführung 10 cm erhalten habe. Ich fing damit supergut, hatte keine Rückenschmerzen und meine Angelkollegen wollten sie für 50 Euro pro Stück kaufen. Das habe ich natürlich nicht gemacht. Diejenigen, die den größten und die meisten Hechte fangen konnten, erhielten jeweils einen Testköder als Preis. Noch heute sind der Slider 10S und der Fatso 10S immer noch meine Lieblingsjerkbaits.

Sirpa feiert ihren Geburtstag mit einem Meterhecht.
Letzte Instruktionen vor der Ausfahrt, rechts Pedro Weigand, Redakteur der spanischen Angelzeitschrift Trofeo Pesca.
Letzte Instruktionen vor der Ausfahrt, rechts Pedro Weigand, Redakteur der spanischen Angelzeitschrift Trofeo Pesca.

Eine Portarra-Reise, die ich nie vergessen werde, war jene: Mit eine Gruppe aus Freunden und Bekannten der Rapala-Exportmanagerin Sirpa Glad-Staf wollten wir ihren 50. Geburtstag feiern. Meine Frau war mit dabei, Martine Leysen und noch weitere angelnde Frauen, Bekannte von Sirpa, dazu Redakteure europäischer Angelzeitschriften und Mitarbeiter von Rapire Teo, dem irischen Rapala-Werk. Es war ein super Fest, mit vielen Reden und Geschenken, viel Anglerlatein, viele volle Gläser zum Anstoßen und viele leere Flaschen. Keiner der Gäste musste nachts nach Hause fahren, es gab genügend Betten in der Lodge. Am nächsten Morgen hatten die Hechte auch frei, denn alle Gäste schliefen bis weit in den Tag hinein…

Jetzt habe ich genug erzählt über meine Erlebnisse in Irland. Demnächst wird es Zeit, ostwärts zu gehen, ins United Kingdom, sagen wir besser England. Ich habe so einige berühmte Namen von bekannten Anglern, Kollegen, Herstellern und guten Freunden auf meinem Programm stehen. Sicher kann ich damit zwei weitere Teile füllen. Also wie immer: Noch etwas Geduld!

Jan Eggers

Begegnungen am Wasser 15

Martine Leysen drillt einen Corrib-Hecht.
Martine Leysen drillt einen Corrib-Hecht.
Der Salmo Fatso S10 ist seit Jahren Jan Eggers' Lieblingsjerkbait.
Der Salmo Fatso S10 ist seit Jahren Jan Eggers' Lieblingsjerkbait.
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