Mit der Controller-Montage lässt sich der Oberflächenköder auch im Seerosenfeld anbieten. |
Karpfen-Pirsch im Schilf. |
Karpfen sind Meister der Tarnung. Manchmal muß der Angler daher in Jäger-Manier am Ufer entlang pirschen, um die Moosrücken zu entdecken. Der Erfolgsgarant: Oberflächenköder.
By Andreas Janitzki
Seit einer Stunde bin ich auf der Pirsch – auf der Suche nach scheuen Moosrücken. Mein Blick gleitet über das regungslose Seerosenfeld. Urplötzlich durchbricht ein Wasserschwall die stille Oberfläche. Mit allergrößter Vorsicht schiebe ich das Schilf beiseite. Der etwa 15pfündige Karpfen, Urheber des Aufruhrs, ist noch da. Regungslos verharrt er an der Oberfläche. Noch hat er mich nicht bemerkt. Ich werfe Brotstücke direkt vor sein Rüssel-Maul. Nach kurzem Zögern nimmt er einen Krumen auf, spuckt ihn jedoch kurzerhand wieder aus. Noch einige Male wiederholt sich das Spiel, bevor das Brot schließlich in seinem Rachen verschwindet.
Schnell beködere ich die Angel mit einer doppelt gelegten Brotkruste. Ein sanfter Pendelwurf bugsiert die Montage etwa drei Meter hinter den Karpfen. Zentimeter für Zentimeter hole ich die Schnur wieder ein. Jetzt müsste er die Kruste allmählich sehen können. Der Moosrücken schiebt seinen Buckel durch den Seerosen-Dschungel in Richtung Köder. Dann umkreist er ihn mehrfach und taucht überraschend ab. Hat er etwas gemerkt? Minuten der Stille kehren ein; die Spannung wird unerträglich.
Dann verschwindet ein freischwimmendes Brotstück mit einem lauten Schmatzgeräusch. Sekundenbruchteile später schluckt der Karpfen den Angelköder. Die Schnur spannt sich wie eine Klaviersaite. Einen Anhieb brauche ich nicht mehr zu setzen, da sich der Fisch bereits selbst gehakt hat. Nach kurzem, aber heftigem Kampf liegt der Rüssler schließlich vor meinen Füßen. Ich setze ihn behutsam wieder in sein Element zurück. Und weiter geht die Pirsch entlang des Schilfgürtels.
Für mich ist Pirschangeln auf Oberflächen-Karpfen eine der aufregendsten Angeltechniken, die darüber hinaus auch noch sehr fängig ist – gerade im Hochsommer. Meine jeweilige Taktik richtet sich danach, wie weit die Fische vom Ufer entfernt stehen.
Mit Controller im Uferbereich
Beim klassischen Anpirschen zwischen Krautbänken Seerosenfeldern und Schilfgürteln fische ich mit einem Controller Zeichnung 1. Bei dieser speziell zum Karpfenangeln entwickelten Pose wird die Schnur durch das Öhr eines Wirbels gezogen der am oberen Ende befestigt ist. Weil nur ein Fixpunkt existiert und das eingearbeitete Messinggewicht für einen gut austarierten Stand sorgt ist eine sensible Bissanzeige garantiert. Der Controller wird von zwei Gummistoppern in der gewünschten Position auf der Hauptschnur gehalten. Ich erziele mit derartiger Montage Wurfweiten von über 30 Metern.
Durch das Einfetten der Sehne vermeidet man einerseits Hänger andererseits berühren die schnurscheuen Karpfen nicht das sinkende Monofil. Der Abstand zwischen Controller und Haken sollte 25 bis 50 Zentimeter betragen damit beim Auswerfen nichts verheddern kann. Ich setze eine 12-Fuß-Rute (365 Meter) mit semiparabolischer Aktion und einer Testkurve von 2 1/2 lb ein. Beim Anschleichen zwischen Bäumen und Sträuchern ist eine kürzere Rute praktischer wobei man mit einem längeren Modell die Schnur beim Drill besser aus dem Wasser halten kann.
Die Hakenwahl ist abhängig vom Pflanzenwuchs im Wasser. Bei dichtem Kraut und Seerosenfeldern kommt nur ein dickdrahtiger Haken in Frage. Da ein gehakter Karpfen versucht in den nächstmöglichen Unterschlupf zu flüchten muß der Angler vehement dagegenhalten. Beim Drill führe ich die Rutenspitze steil nach oben so dass möglichst viel Schnur in der Luft ist und sich nirgends festsetzen kann. Außerdem werden die Kraftreserven der Rute auf diese Weise optimal ausgenutzt so dass der Karpfen schneller ermüdet.
Der Haken darf trotz solch großer Belastung keinesfalls aufbiegen und nicht im fleischigen Karpfenmaul arbeiten da er ansonsten unweigerlich ausschlitzt. Lediglich in hindernisarmen Angelzonen verwende ich dünndrahtige Haken da diese leichter ins Fischmaul eindringen.
Laufblei für mittlere Distanz
Oberflächen-Karpfen tummeln sich nicht nur im Uferbereich. Häufig sonnen sie sich etwas weiter draußen. Dabei verraten sich die Moosrücken oft weil sie die Oberfläche durchpflügen oder mit der Schwanzflosse klatschen. Wenn die Fische mit der Controller-Montage nicht zu erreichen sind sie aber nicht weiter als 50 Meter draußen stehen greife ich auf eine Bodenbleimontage mit auftreibendem Köder zurück (Zeichnung 2). Auf der Hauptschnur läuft ein Kugelblei von mindestens 30 Gramm vor das ich eine Gummiperle schiebe um den Vorfachknoten zu schonen. Als Köder verwende ich hartgetrocknete 22-Millimeter-Schwimmboilies. Von diesen fädle ich zwei Stück auf ein Haar. Dadurch erhalte ich einen ausreichenden Auftrieb denn der Köder muß nach dem Eintauchen beim Einwurf wieder an die Oberfläche gelangen.
In vegetationsarmen Baggerseen wo die natürliche Deckung durch Pflanzen fehlt stehen die Karpfen noch weiter draußen. Gleiches trifft für Gewässer zu die unter dem Ansturm von Badegästen und Wassersportlern leiden wodurch die Fische zum Rückzug gezwungen werden.
Wasserkugel und Blei ab 50 Meter
Bei Wurfdistanzen von über 50 Metern verwende ich eine Montage, die in der Funktion der zuvor beschriebenen ähnelt (Zeichnung 3). Der Haken wird an ein etwa 20 Zentimeter langes Vorfach geknotet und dieses dann an einer Wasserkugel befestigt. Die sollte am besten komplett durchsichtig sein. Das macht die Fische nicht so schnell misstrauisch.
Auf die Hauptschnur ziehe ich eine Kunststoffperle mit eingeschweißtem Wirbel. Daran wird ein etwa 15 Zentimeter langer Seitenarm mit Kugelblei befestigt. So bleibt die gleitende Hauptschnur beim Auftreffen des Gewichtes am Gewässergrund nicht zwischen Pflanzen, Steinen oder Wurzeln hängen. Zum Schluss knote ich an das eine Ende der Wasserkugel die Hauptschnur, an das zweite das Vorfach.
Beim Fischen auf größere Distanz setze ich eine 13-Fuß-Rute (3,95 Meter) mit semiparabolischer Aktion und einer Testkurve von 2 1/2 lb ein. Mit ihr kann ich auch weit entfernt stehende Fische erreichen und einen durchdringenden Anschlag setzen. Das Anfüttern von Schwimmködern auf große Entfernung ist schwierig. Ich verwende in diesem Fall Schwimmboilies, die mit Hilfe eines Wurfrohres oder eines Katapults ans Ziel befördert werden.
Ob nah oder fern – die Karpfenpirsch verlangt dem Angler eine Menge Disziplin ab. Vorsichtiges Anschleichen und das Vermeiden schneller Bewegungen sind der Schlüssel zum Erfolg.
Foto: Verfasser
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