Schweißgebadet, aber mit dem Gefühl wohliger Erschöpfung komme ich am Ziel an. Hoch oben auf dem Berg, auf 1.675 Metern Höhe liegt der kleine See und ich kann bereits die ersten Forellen steigen sehen. Von Felix Schwarte
Ich bin in Kärnten, Österreichs südlichem Bundesland, auf einem der vielen schönen, aber auch sehr hohen Berge. Familienurlaub ist angesagt, aber eine kleine Reiserute mit nötigstem Zubehör – zwei, drei Kunstködern, eine Wasserkugel und ein paar Haken – mussten sicherheitshalber trotzdem mit. Eine unserer schönen Wandertouren führt uns zu einer Gastwirtschaft, die direkt an einem kleinen See liegt. Ein künstliches Gewässer zwar, dessen Wassermengen im Winter zur „Fütterung“ der Schneekanonen benötigt werden, aber trotzdem wunderbar eingebettet in die Natur der Alpen.
Anglerische Annäherung
Eigentlich wollen wir nur etwas trinken, vielleicht eine Kleinigkeit essen, und mit einem Weizenbier in der Hand schlendere ich zum Gewässer. Sicherheitshalber mal einen Blick riskieren. Und schon bald kann ich den ersten Fisch ausmachen. Sollte etwa hier oben jemand ein paar Forellen eingesetzt haben? Also zurück zum Tisch und eine halbe Semmel von der Fritatensuppe meiner Frau abgezwackt, am Ufer ein paar Bröckchen hineingeschmissen. Und in der Tat: Nach kurzer Zeit kommt eine herrliche Regenbogenforelle angeschossen und nimmt das Brot von der Oberfläche!
In meinem Kopf steigt prompt die Wertschätzung dieses bisher reinen Familienurlaubs. Ich überlege bereits, wie ich mich diesen Prachtexemplare aus dem eiskalten, klaren Bergsee anglerisch annähern kann.
Bestellung mit Hintergedanken
Und nachdem die Semmel erfolgreich verfüttert ist, bestelle ich bei der netten Bedienung ein echtes Almochsensteak, den Schweineschopf (so wird hier ein Nackensteak genannt) und natürlich noch ein Weißbier samt Zirbelschnaps. Meine Frau schaut mich zwar etwas verwundert an, denn sie weiß um meine eigentliche Sparsamkeit, verkneift sich aber jeden Kommentar. Der Plan in meinem Kopf sieht halt vor, das Nötige mit dem Angenehmen zu verbinden…
Nachdem wir die herrlichen Kärntner Köstlichkeiten genossen haben und ich der Bedienung bei der Bezahlung noch ein gutes Trinkgeld mitgebe, kann ich endlich meine Frage stellen: „Ob es denn möglich wäre, mal kurz an diesem herrlichen, kleinen See zu angeln? Nur ganz kurz, direkt nach dem Sonnenaufgang. Da wird dann keine Aufmerksamkeit erregt. Sollte ich einen Fisch fangen, würde ich den natürlich bezahlen, und sonst selbstverständlich auch!“ Meine Frau (mit einem Augendrehen) und die Bedienung schauen mich nur kurz verdutzt an, aber dann heißt es kurz und schmerzlos: „Kein Problem, kostet auch nichts und viel Spaß dann!“
Und so stehe ich am nächsten Tag mit Sonnenaufgang an dem See. Die gut einstündige Wanderung in der Morgendämmerung von unserem Ferienhaus quer über den fast 2.000 Meter hohen Gipfel hat mich zwar einige Anstrengung gekostet, aber diese wunderbare Vorfreude und der jetzt so schöne Ausblick entschädigen für alles.
Ich genieße den Anblick der hohen Gipfel, grünen Wälder und des hübschen Gewässers mit einem Schluck Kaffee aus meiner Thermoskanne. Dann montiere ich meine Rute und mache den ersten Wurf.
Fragen lohnt sich
Mit meinem Lieblings-Universalkunstköder, einem kleinen, grellen „Jigwobbler“ hake ich dann tatsächlich nach wenigen Würfen einen guten Fisch, kurz darauf einen zweiten. Ich bin glücklich und lasse meinen Blick noch eine Weile auf diesen makellosen, schönen Forellen ruhen, bevor ich mein Gerät wieder einpacke und mich auf den Rückweg mache. Denn unser Abendessen ist nun gesichert. Ich könnte es auch noch zum gemeinsamen Frühstück wieder zurück schaffen.
Und weil an manchen Tagen einfach alles läuft, finde ich noch ein paar herrliche Pfifferlinge im kühlen Wald, an denen ich natürlich nicht einfach vorbeigehen kann. Wie gut, dass ich einfach mal gefragt habe…