Starker Brassen. Ihren Kontakt mit dem Köder zeigte das Zucken der Schwingspitze an. |
Brauchbare Bissanzeiger gibt es viele. Die spannende Frage ist nur: welcher eignet sich wofür am besten? Die Specimen Hunting Group Dortmund weiß die Antwort.
By Specimen Hunting Group Dortmund
Schnapsbucht, Möhnetalsperre: Wir angeln mit der Schwingspitze auf Rotaugen. Die Köder liegen 60 Meter vom Ufer entfernt. Das trägt uns spöttische Bemerkungen einiger Sportsfreunde ein, die mit Posen im Randbereich fischen.
Doch schon bald fangen wir die ersten Rotaugen. Bei dem windigen Wetter folgt Biss auf Biss. Es gibt derart viel zu tun, dass die Zweitruten eingeholt werden müssen. Warum nur rappelt es bei uns, während die Kollegen leer ausgehen?
Klar, dass das auch die Angelfreunde beschäftigt. Als sie bei uns nachfragen und sehen, mit was wir fischen – Anfutter aus hellem Paniermehl und Haferflocken sowie Maden als Köder – ernten wir ungläubige Blicke. Denn auch sie haben die kleinen Krabbler am Haken. Der Grund unseres Erfolges liegt ganz woanders, nämlich im Einsatz schwerer Glas-Schwingspitzen. Nur damit haben wir auf die fängige Distanz fischen und Bisse erkennen können.
Unsere Methode: Bei Wind tauchen wir die Spitzen zwei Zentimeter tief ins Wasser ein und legen die Ruten auf drei ausziehbaren Haltern ab. Dies ermöglicht eine ruhige Köderpräsentation bei gleichzeitig guter Bisserkennung. Die Schwingspitze ist das sensibelste Mittel zum Angeln in stehenden Gewässern.
Angezeigte Spitzen
Aber auch in Kanälen, Rückströmungen und langsam fließenden Bächen arbeitet sie einwandfrei. Man muß sich nur den Gegebenheiten anpassen: Im spiegelglatten Wasser einer Bucht setzen wir eine leichte Federkiel-Schwingspitze ein, in sehr tiefen Gewässern hingegen ein 30 Zentimeter langes Tonkin-Modell. Und bei windigem Wetter ist – wie im geschilderten Fall – eine Vollglas- oder Stahlschwingspitze erste Wahl.
In stärkerer Strömung greifen wir zur Quiverspitze. Dieser Bissanzeiger wird in unterschiedlich starken Versionen angeboten. Natürlich kann man auch in stehenden Gewässern mit der Quiverspitze angeln, doch wird der Spezialist dann eher zur sensibleren Schwingspitze greifen.
Müssen wir längere Zeit auf einen Biss warten, bietet sich das sogenannte Watcher-Angeln in Verbindung mit einem elektronischen Bissanzeiger an. Letzterer dient lediglich dazu, das Nehmen des Köders akustisch zu signalisieren.
Den Bissverlauf zeigt der Watcher durch seine Bewegungen an. Dieser hängt als Sichtkörper zwischen Rolle und Bockring in der Schnur und arbeitet nach dem Kletteraffen-Prinzip. Er steigt oder fällt also, wenn ein Fisch den Köder schluckt. Wobei wichtig ist, dass das Watcher-Gewicht den Bedingungen am Wasser angepasst wird. Kräftiger Wind zum Beispiel erfordert schwere Modelle. Der Einsatzbereich dieses Bissanzeigers beschränkt sich auf stehende und langsam fließende Gewässer sowie auf das Flussangeln im absoluten Nahbereich.
Geblockt mit Affe
Fischen wir geblockt, das heißt mit Selbsthakmontagen, kommen Kletteraffen zum Einsatz. Übrigens ist diese Methode nicht nur zum Karpfenangeln, sondern auch für Brassen, Schleien, Barben und Döbel geeignet. Zwar läuft der Affe bei einem Biss nicht so leicht wie ein Watcher. Aber dafür klettert oder fällt er auch bei stürmischem Wetter und zeigt, wann es Zeit für den Anhieb ist.
Alternativ lässt sich der in den letzten Jahren bekannt gewordene Swinger verwenden. Speziell die Longarm-Version wird von uns zum Rotaugen-Angeln auf große Entfernungen montiert. Durch das verschiebbare Gewicht kann die Schnurspannung den Wind- und Strömungsverhältnissen sehr genau angepasst werden.
In schnellfließenden Gewässern verrät auch die „normale“ Rutenspitze den Fisch. Speziell zum Angeln auf Döbel, Barben und Zährten hat sie sich bewährt. Allerdings verzichten wir auf Glöckchen.
Die Rute ruht auf zwei teleskopierbaren Ablagen; die Spitze steht unter Dauerbeobachtung. Mit einiger Erfahrung kann jeder Angler deren Bewegungen deuten. Er wird einen Biss etwa vom Rollen des Bleis unterscheiden und somit im richtigen Moment anschlagen.
Dabei sind aber die konstruktionsbedingten Besonderheiten zu berücksichtigen: Beißt ein Fisch, wird sich die Spitze einer Rute mit Spitzenaktion vielleicht fünf Zentimeter, die einer parabolischen Gerte zwei Zentimeter bewegen.
Zu den längst totgesagten Bissanzeigern gehört Silberpapier. Doch es hat weiterhin seinen Wert. So beim Angeln im Nahbereich: Ein Zylinder aus Alufolie in die Schnur gehängt, verrät den Fisch. Hier würden unserer Ansicht nach die Geräusche und das Licht eines elektronischen Bissanzeigers nur stören.
Nulltarif mit Fingerspitzen
Man kann Bisse aber auch fühlen, quasi zum Nulltarif mit den Fingerspitzen. Dazu muß die Gerte aber absolut ruhig gehalten werden. Entweder legen wir das Spitzenteil auf eine Rutenablage oder klemmen den Griff unter den Arm und stützen die Gerte mit der freien Hand über dem Knie ab.
Es ist immer wieder erstaunlich, was die Finger anhand der Schnur spüren. Dadurch kann der Anhieb sehr schnell und damit genau auf den Punkt gesetzt werden. Immer dann, wenn bei anderen Bisssignalen der Anschlag nicht saß, waren mit der Fingerspitzen-Methode noch Fänge möglich.
Die gute alte Pose zeigt – neben der Schwingspitze – Bisse sicherlich am besten an. Die meist kurze Verbindung zum Haken signalisiert alle Phasen beim Nehmen des Köders durch den Fisch.
Generell gilt: Alle Bissanzeiger, die vor der Rutenspitze sitzen (Pose, Schwing- und Quiverspitze), sind wesentlich empfindlicher als solche, bei denen die Schnur noch durch die Ringe abgezogen werden muss (Watcher, Kletteraffe). Dabei entsteht Reibung, die vorsichtige Fische veranlassen könnte, den Köder wieder auszuspucken.
Doch letztlich entscheidet die Situation am Wasser: Im eingangs geschilderten Fall hätten wir mit der Pose kaum einen Biss erkannt.
Foto: Verfasser