Wenn die Temperaturen purzeln, muss der Karpfenangler oft tagelang auf einen Biss warten. Dabei kann man schon durch ein paar Kniffe deutlich mehr Action in die Sache bringen. Von Thomas Kalweit
Kleine Köder, mehr Bisse
Wenn die Wassertemperaturen unter die 10-Grad-Grenze sinken, dann fahren auch die Karpfen ihren Stoffwechsel zurück. Ein 22er-Boilie ist da oft schon eine zu wuchtige Portion. Winzige Mini-Boilies im Durchmesser um die zwölf Millimeter schlürfen sie hingegen auch ohne großen Hunger fast beiläufig ein. Verringert man die Boiliegröße um einige Millimeter, dann klappt es oft auch wieder mit den Zielfischen. Positiver Nebeneffekt: In stark befischten Gewässern haben die Karpfen heutzutage fast schon Angst vor großen Köderkugeln. Auch gewitzte Exemplare fallen auf die Minis rein.
Je flacher, desto besser
Es klingt paradox, aber im Winter fängt man an vergleichsweise flachen Gewässern am besten. Hier können sich die Karpfen bei Frost nicht in unerreichbare Tiefen zurückziehen. Zudem erwärmt sich ein nicht so tiefes Gewässer selbst bei nur wenigen Sonnenstrahlen schnell. Trübes Wasser ist noch besser, weil es mehr Sonnenenergie aufnimmt und speichert.
Fangmaschine Method-Feeder
Ein Method-Feeder ist quasi ein mindestens 50 Gramm schweres Festblei, um das Futter geknetet werden kann. Man kann damit punktgenau Lockfutter in der Nähe des Haken-Boilies platzieren. Nassfutter hat eine deutlich höhere Lockkraft als die üblichen Futter-Boilies, weil es sich schnell im Wasser auflöst. Ohne großes Vorfüttern kann man so die Karpfen, ohne sie satt zu füttern, schnell zum Köder locken. Sättigendes Futter, wie allzu viele Boilies oder Pellets, sind in der kalten Jahreszeit eher kontraproduktiv.
Mit der Flocke auf Nummer sicher
Nichts ist schlimmer, als wenn die Montage stundenlang heillos vertüddelt am Gewässergrund gelegen hat. Gerade im Winter sollte mit dem Method-Feeder nicht zu oft geworfen werden, um die Futtermenge unter Kontrolle zu halten. Damit sich Haar und Montage im Wurf nicht verheddern, sind Mais-Verpackungsflocken das Mittel der Wahl. Man steckt sie einfach auf den Haken. Sie wirken in der Luft wie ein Fallschirm und strecken so das Vorfach. Beim Aufprall auf die Wasseroberfläche fliegen die essbaren Flocken sofort vom Haken.
„Markerpose“ aus Mais
Die Maisflocke schwimmt nach Auftreffen der Montage auf der Wasseroberfläche, dadurch kann man unmittelbar nach dem Einwurf mit der Schleuder zielgenau einige wenige Mini-Boilies oder Pellets nachfüttern. So lässt sich auch wieder die Futtermenge reduzieren. Die Flocke fungiert quasi wie eine Markerpose auf Zeit. Bei Wind muss man sich mit dem Nachschießen von Futter beeilen.
Flavours mit Pep
In der kalten Jahreszeit fangen sehr dünnflüssige, leicht lösliche Flavours auf Esther- oder Alkohol-Basis am schnellsten. Sie verbreiten sich auch in kaltem Wasser noch sehr gut. Viele Fruchtflavours riechen unverdünnt fast beißend nach Lösungsmittel oder Uhu, dadurch sind sie perfekt für den Wintereinsatz geeignet. Deshalb haben sich fruchtige Duftstoffe als besonders fängig erwiesen. Fischöle oder dickflüssige Flavours sind im Winter komplett fehl am Platz.
Poppig und bunt
Karpfen sind sehr neugierig und verspielt. Gerade knallige Neonfarben verleiten oftmals auch noch einen trägen Fisch zum Biss. Selbst wenn sie wegen der Kälte keinen Hunger haben, sie müssen die spielzeugbunte Köderkugel zum Testen zwischen die Lippen nehmen – und da heißt es bei einer guten Montage schon: Biss!
Fischiges Futterbett
Als Kontrast zum fruchtigen Hakenköder hat sich eine Method-Feeder-Futtermischung auf der Basis von Fisch- beziehungsweise Krillmehl oder gemahlenen Pellets bewährt. Durch Beimischung von etwas Melasse oder Grafschafter Goldsaft kann man die Festigkeit des Futters gut regulieren. Auch sollten dem Futter einige wenige Hakenköder, Pellets und grob gecrushte Boilies beigegeben werden. Zusätzliche Geschmacksstoffe sind nicht erforderlich. Das Fischmehl setzt Aminosäuren im Wasser frei, die auf Karpfen unwiderstehlich wirken.
Beim Haken nicht sparen
Beim Einsatz von Mini-Boilies wird mit kleinen Haken (Größe 8 bis 12) gefischt. Da es auf Karpfen geht, müssen diese extrem stabil sein. Da darf ein einziger Haken auch schon mal 60 bis 80 Cent kosten. Hier ist Qualität ein unbedingtes Muss. Vor jedem Auswerfen werden die Spitzen kontrolliert und gegebenenfalls nachgefeilt. Nach jedem Angeln landet das Vorfach im Müll.
Futter bei die Fische
Method-Feeder-Futter muss selbst bei extremen Würfen sicher am Blei haften bleiben, sich aber im Wasser trotzdem schnell auflösen. Eine nicht ganz einfache Sache für die Futtermischer. Im Handel gibt es viele gute Method-Feeder-Mischungen. Klassisches Feederfutter fürs Fließwasser ist ungeeignet. Eine gute Basis ist das Pferdefutter „Derby Mash“ aus dem Raiffeisenmarkt (www.raiffeisenmarkt24.de). Es kostet weniger als einen Euro pro Kilo, ist so fein wie Grundfutter und besteht aus hochwertigsten Zutaten, wie Melasse und gemahlenen Getreideflocken. Darunter kann man Fischmehl, gemahlene Pellets, Frolic oder anderes Hunde- und Katzenfutter mischen.
Tolle Beifänge
Mit kleinen Boilies wird ein Angeltag nie langweilig. Auch kapitale Rotaugen, Rotfedern, Schleien oder Karauschen finden diese Köder unwiderstehlich. Ein etwas kleinerer Boilie kann einen Tag, an dem die Karpfen nicht wollen, doch noch rausreißen. Ich freue mich über ein Kilo-Rotauge oder eine schöne Schleie mehr als über einen mittleren Karpfen.