Von Birger Domeyer
Wenn nicht jetzt, dann nie! Kein anderer Monat als der Juni bietet so viel Potenzial, Zander zu fangen. Die Räuber haben Nachholbedarf vom anstrengenden Laichgeschäft, dazu ist das Wasser warm, der Stoffwechsel hoch, und es gibt Brutfische in rauen Mengen. Grund genug, eine vollständige Spinnangel-Ausrüstung vorzustellen, die sich am Wasser bewährt hat.
Zwar sind die Zander im Juni gierig, man kann seine Fangchancen aber erhöhen, wenn man sehr mobil mit den richtigen Ködern unterwegs ist. Durch den großen Nahrungsbedarf streunen die Räuber viel umher, suchen sogar recht schnelles Wasser auf. Wer jetzt nicht auf Zack ist und zu viele Gerätschaften mit sich trägt, wird neben Nackenverspannungen wenig Spaß am Saisonstart haben. Strecke machen, lautet das Motto, die Zandertrupps wollen gefunden werden.
Die Rute
Wer im Juni erfolgreich sein möchte, sollte beim Spinnfischen auf Zander vor allem zwei Disziplinen abdecken: das Jiggen mit Gummifisch und das Wobblerangeln. Die Rute sollte also beide Ködertypen bedienen können, ein Kompromiss, der mit modernen Rutenblanks ohne Probleme zu lösen ist. Wir brauchen ein Modell, das hart genug und zudem schnellkräftig ist, gleichzeitig aber nicht an Feinfühligkeit einbüßt, um leichte Schwimmwobbler animieren und auch spüren zu können. Finger weg von den langen Prügeln mit 80 Gramm Wurfgewicht, damit wird Wobblerangeln keinen Spaß machen. Meine Empfehlung geht ganz klar zu einer etwas kürzeren Rute von etwa 2,50 Metern Länge mit einem Wurfgewicht um die 50 Gramm. Ich weiß, viele Uferangler melden jetzt Skepsis an, lange Ruten werfen ja angeblich weiter, und man muss so einen Zander auch von der Steinpackung fern halten. Glauben Sie
mir, ich fische fast nur noch die kürzeren Modelle, die lassen sich wirklich angenehmer
handhaben, und man spürt keine Nachteile beim Werfen oder Drillen.
Empfehlung: Greys Prowla Platinum Specialist, 2,44 m, 20-45 g WG; Fox Rage Shad Jigger Rapid, 2,40 m, 20-60 g WG (eher etwas straffer), Sportex Carat Spin, 2,40 m, 40 g WG (eher etwas weicher).
Die Rolle
Oft an zweiter Stelle genannt, aber genauso wichtig wie die richtige Rute. Jetzt ein Appell an alle Spinnfischer: Wer hier geizt, spart definitiv am falschen Ausrüstungsteil. Eine Rolle, die die Schnur nicht gut wickelt, Perücken wirft, oder bei der die Bremse nicht zuverlässig anspringt, kostet Frust, Nerven und vor allem Fische. Letztlich laufen die Getriebe hochwertiger Modelle wesentlich ruhiger, was die Köderkontrolle enorm erleichtert und am Ende mehr Bisse bringt. Hier ist Geiz nicht geil, ich kann nur empfehlen, einmal in den sauren Apfel zu beißen und sich eine teure Qualitätsrolle anzuschaffen. Dafür hält diese auch mindestens zehn Jahre, dann relativiert sich der Anschaffungspreis auch etwas. Zu unserer feinen Rute passt optimaler Weise eine 2500er Stationärrolle mit Frontbremse.
Empfehlung: Daiwa Infinity Q 2500 A, Daiwa Luvias 2500, Shimano Rarenium CI4+ 3000 SFB.
Oben links: Daiwa Infinity Q 2500 A. Unten: Shimano Rarenium CI4+ 3000 SFB. Rechts: Daiwa Luvias 2500.
Schnur
Auch hier rate ich zu bewährter Qualität. Zwar kommen immer neue Schnurideen auf den Markt, bei denen die Fasern sonstwie verklebt, fusioniert und ummantelt werden, aber ob die wirklich zum Zanderangeln geeignet sind? Meistens nicht. Denn wir arbeiten direkt am Grund, dicht an der Steinschüttung, im Holz und an Muschelkanten. Kein einfaches Aufgabengebiet für eine Geflechtschnur, für zusammengeklebte Einzelfasern schon gar nicht. Es kommt eben nicht nur auf die lineare Tragkraft an, die auf der Verpackung steht, sondern auch auf Knotenfestigkeit und Abriebbeständigkeit.
Zudem ist es ganz nett, wenn die Schnur nicht nach vier Wochen Einsatzzeit aussieht wie ein ausfusselnder Wollfaden. Vertrauenerweckend ist das ja nicht gerade. Und letztlich ist die Schnur das Verbindungsglied zum Fisch, da sind Kompromisse unangebracht.
Empfehlung: Stroft GTP, oder – wer etwas mehr ausgeben möchte – auch die Stroft GTP Typ S in acht Kilo Tragkraft. Bei mir hält diese Schnur etwa zwei Jahre, dann ist sie qualitativ immer noch gut, aber meistens „kurz“ gefischt durch das viele Neuanknoten.
Vorfach
Ehrlich gesagt, kann ich hier nur zu einem Vorfachmaterial raten, und das ist ein 49-fädiges Stahlvorfach in etwa 30 Zentimeter Länge und acht Kilo Tragkraft. Das hat drei gute Gründe:
1. Man reißt keine Hechte ab.
2. Es bietet besten Schutz vor scharfen Muschelkanten.
3. Es ist weich, die Köder laufen damit wesentlich besser als an Titan oder hechtsicherem, dicken Hardmono.
Nur wenn es wirklich keine Hechte in dem entsprechenden Gewässer gibt, kann man auch auf monofile Vorfächer (0,35 oder 0,40 mm) zurückgreifen, die definitiv besser sind, als den Köder direkt an die geflochtene Hauptschnur zu knoten. Besser aber lediglich in Punkto Abriebfestigkeit, denn ich betone gerne nochmal: Zander sind nicht schnurscheu und interessieren sich nur wenig für die Sichtigkeit eines Vorfachs.
Empfehlung Stahl: Seven Strand von Drennan, Carbon-X-Protector von Profiblinker. Spartipp: Bei Letzterem lassen sich Knicke ganz gut mit einem Feuerzeug glätten.
Stahl sollte man grundsätzlich fischen, denn in welchen deutschen Gewässern gibt es wirklich keine Hechte?
Einhänger
Hier ist Qualität gefragt, denn dieses kleine Detail biegt gerne auf, was zu Fischverlusten führt. Unschlagbar in Sachen Tragkraft im Verhältnis zur Größe sind die Profiblinker Fastlock-Snaps in der XXX-Strong-Version. Für Wobbler nutze ich das 31,4-Kilo-Modell (Größe 14) und für Gummifische die 46,4-Kilo tragende Größe 10. Wer viel mit sehr leichten Jigköpfen fischt, die aufgrund ihrer frei liegenden Öse gerne im Karabiner verkanten, sollte sich Einhänger mit extra weitem Bogen zulegen, wie etwa den Owner Lure Snap. Der hat allerdings eine geringere Tragkraft bei gleicher Größe und ist zudem preisintensiver als der Profiblinker-Snap.
Köder
Weniger ist hier mehr, denn die Zander sind jetzt unvorsichtig, und durch die Schonzeit haben sie auch lange keine Köder gesehen. Es genügt also, wenn man ein paar unterschiedliche Gummifische und Wobbler dabei hat. Lieber weniger Gepäck, dafür mehr Strecke abfischen.
- Fox Rage Slick Stick SR in 10 cm, Farbe Real Baitfish: Etwa 2-2,5 Meter tief laufender Wobbler, der eine ausgeprägt flankende Aktion zeigt. Im Zeitlupentempo eingekurbelt, ist er abends und nachts Gummifischen oft weit überlegen.
- Sébile Puncher in 9 cm, Farbe Firetiger: Läuft etwas flacher als der Slick Stick und rasselt hochfrequenter, was aber nicht zwangsweise besser funktioniert. Da ist Ausprobieren angesagt. Beide Wobbler sind mit sehr hochwertigen Drillingen ausgestattet, Auswechslung nicht notwendig.
- Fisch & Fang Zanderkönig: Flachläufer für langsame Köderführung. Für das Nachtangeln gibt es keinen besseren Wobbler. Weitere Infomationen zum Zanderkönig…
- Lunker City Fin-S in Motoroil/Silverglitter, 14,5 cm: besonders gut, wenn das Wasser etwas trüb ist. Manchmal fängt die Farbe überdurchschnittlich, an anderen Tagen aber auch gar nicht.
- Quantum Freddy-Shad in 12 cm, Farbe Remedy: Ein einfaches Weißfisch-Dekor, das immer funktioniert, egal ob das Wasser trüb oder klar ist.
- Spro Komodo Shad in 11 cm, Farbe Camo-Perch: Grelles Muster in Chartreuse, Braun und Orange und ausgeprägt kippelnder Aktion. Im trüben Wasser und auch nachts ein Dauerfänger.
- Savage-Gear Cannibal-Shad in 10 cm, Farbe Black/White: Ebenfalls ein sehr lauffreudiger Gummi, der auch an leichtesten Jigköpfen noch Aktion zeigt. Der fluo-orange Schwanzteller kommt gut bei den Stachelrittern an.
- Westin Shad Teez in 12 cm, Farbe Official Roach: Diesen Gummi gibt es zwar noch nicht so lange, er besitzt aber schon einen Stammplatz in meiner Köderbox. Der sonnengelbe Körper mit dem detailreichen Muster kommt bei Zandern gut an, egal ob trübes oder klares Wasser.
Drillinge
Auf Zusatzdrillinge zum Gummifischangeln verzichte ich im Juni, da reicht der Jighaken. Aber bei Wobblern muss man manchmal die Drillinge tauschen, wenn man zu viele Steinkontakte verzeichnet oder die Haken von Haus aus eher auf Schwarzbarsch ausgelegt sind. Sehr gute Hakeigenschaften hat der Gamakatsu EWG 2-fach-strong Drilling mit kurzem Hakenschenkel und der VMC Predator Light Inline. Zudem sind beide sehr stabil, was für große Zander nicht unwichtig ist. Davon habe ich immer einige in Größe 6 lose dabei.
Gerade der Bauchdrilling an Wobblern nutzt bei Steinkontakten schnell ab, Ersatz sollte dabei sein.
Jigköpfe
Für die genannten Gummifische reichen Jigköpfe in der Größe 3/0 in Gewichten zwischen 10 und 20 g. Für etwas voluminösere Gummifische (z.B. Lunker City Shaker in 11 cm) nehme ich auch gerne einen Jighaken in der Größe 4/0.
Empfehlung: Quantum Specialist Round Jig, Mustad Ultra Point, D.A.M. Effzett Standard Jighead.
Kescher
Ehrlich gesagt, habe ich meistens keinen Kescher dabei, weil ich die Handlandung bevorzuge. Aber nicht jeder traut sich eine sichere Handlandung zu, angelt von hohen Spundwänden oder wird im Angelschein sogar auf eine Kescherpflicht hingewiesen. In diesen Fällen empfehle ich ein ausreichend großes, gummiertes Netz mit stabilem Bügel.
Empfehlung: D.A.M. Effzett Foldable Landing Net, dieser Kescher lässt sich im Drill auch mit nur einer Hand aufklappen und arretiert sicher.
D.A.M. Effzett Foldable Landing Net
Kopflampe
Zwar lässt es sich nachts auch ohne zusätzliches Licht gut wobbeln, aber um die zwei Drillinge aus einem Zandermaul zu lösen, ist so eine Kopflampe schon hilfreich.
Empfehlung: Berkley Fishin Gear Kopflampe. Diese besitzt zusätzlich ultraviolette LED-Lämpchen, mit denen man schnell prüfen kann, ob der Köder UV-aktiv ist.
Berkley Fishin Gear Kopflampe
Bekleidung
Zwar möchte ich niemandem modische Vorschläge unterbreiten, und man kann sicherlich auch in Badehosen Zander angeln gehen, praktisch ist das aber nicht. Wer durchhalten will, ohne Sonnenbrand, Mückenstiche und Brennnessel-Beulen davonzutragen, sollte auf eine lange Hose (z.B. Fjäll Raven G-1000, Rusty-Hook Modell „Bodden“) und ein langärmliges Hemd (Patagonia Sun Stretch Shirt) nicht verzichten. Auch ein einfaches Basecap und eine Polbrille (Shimano Biomaster Sunbio) helfen, die grelle Juni-Sonne zu überstehen.
Zange
Zum Köderlösen unverzichtbar, wenn dann noch ein Tungsten-Seitenschneider montiert ist, kann man auch die Schnur und Stahlvorfächer zurechtstutzen. Vorteilhaft sind Zangen aus Alu, deren Scharniere nicht beim dritten Ausflug festgerostet sind. Eine sehr lange Pistolenzange ist nicht unbedingt notwendig, da Zander ja deutlich kleinere Mäuler haben, als beispielsweise Hechte. Seit zwei Jahren ohne Rostanfälle dient mir die Profi Blinker Hakenlöse-Kombizange aus Flugzeugaluminium mit Pressbacken aus Edelstahl. Eine ähnliche Zange hat auch Fishermans Partner im Angebot (Suxxes Aero AL 13 Super-Angler-Zange). Neben einer normalen Lösezange braucht man auch eine gute Quetschhülsenzange, möglichst mit fünf Quetschpunkten, die die Hülsen sauber zusammendrückt. Ich nutze hierfür ungerne Kombizangen, sondern wirklich eine reine Quetschhülsenzange, weil das Ergebnis deutlich besser ist. Empfehlung: Cebbra Quetschhülsenzange.
Links: Cebbra Quetschhülsenzange. Rechts: Kombizange von Profi-Blinker.
Tasche
Sind alle Kleinteile zusammengestellt, sollten sie in eine relativ kleine Umhängetasche passen. Damit bleiben wir mobil und können auf Zandersuche gehen. Praktisch ist die Orvis Safe Passage Sling Pack, die sich mit einem Griff vom Rücken nach vorne ziehen lässt. Die Reißverschlüsse zeigen dann nach oben, alles ist erreichbar, nichts kann ungewollt aus der Tasche fallen. Für Kletterpartien lässt sich die regendichte Tasche zudem mit einem Brustgurt sichern und kann nicht nach vorne rutschen.