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DAFV und BfN fordern bessere Durchgängigkeit der Flüsse

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Foto: Herbert Frei
Der Huchen, unser größter einheimischer Salmonide, ist im Bestand bedroht. Foto: Herbert Frei

Als Fisch des Jahres 2015 steht der Huchen stellvertretend für zahlreiche heimische Fischarten, deren Lebensraum durch Verbauung und Regulierung der Flüsse massiv eingeschränkt wird.

Die natürliche Verbreitung des Huchens (Hucho hucho), auch als Donaulachs bezeichnet, ist in Deutschland auf das Donaueinzugsgebiet beschränkt. Inzwischen gilt der Huchen nach der Roten Liste als „stark gefährdet“. Zudem ist er im Anhang II der FFH-Richtlinie gelistet, womit er zu den Arten gehört, für die in seinen Lebensräumen in der EU Schutzgebiete eingerichtet werden müssen.

Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und der Deutsche Angelfischerverband e. V. (DAFV) setzen sich gemeinsam für den Schutz des Huchens und den Erhalt der Lebensräume heimischer Fischarten ein.

Der Huchen stellt hohe Anforderungen an die Durchgängigkeit und Strukturvielfalt der Flüsse. Nehmen diese ab oder fehlen ganz, ist eine erfolgreiche Fortpflanzung und damit sein Überleben in betroffenen Flussabschnitten nicht mehr möglich. Mittlerweile sind weniger als fünf Prozent der Gewässer im Donaueinzugsgebiet noch für den Huchen als Lebensraum geeignet. So ist die Isar beispielsweise durch rund 30 Wasserkraftanlagen in eine Folge von gestauten Gewässerabschnitten aufgeteilt. Der Fluss ist für Wanderfischarten damit als Lebensraum verloren. Gleichzeitig gingen auch Laichhabitate verloren, weshalb der Fischbesatz an Bedeutung gewonnen hat.

Huchenbesatz vorübergehende Notmaßnahme

„Der Huchen ist eine unserer imposantesten Fischarten. Trotzdem fand der dramatische Rückgang oder gar sein stellenweises Verschwinden leider in der Öffentlichkeit bislang sehr wenig Beachtung“, sagte DAFV-Präsidentin Dr. Christel Happach-Kasan. „Dabei fordert der Erhalt des Huchens in der Donau und ihren Nebenflüssen ein engagiertes Handeln. Zurzeit werden Huchen hilfsweise nachgezüchtet und durch Angelfischer im Donauraum besetzt, um so die noch verbliebenen Bestände zu stützen. Dies kann aber nur als eine vorübergehende Notmaßnahme gesehen werden“, sagte Dr. Happach-Kasan.

„Zum Schutz des Huchens ist es zwingend notwendig, die letzten natürlichen Gewässerabschnitte zu erhalten und verloren gegangene Lebensräume und Laichhabitate zurück zu gewinnen. Querbauwerke müssen zügig mit funktionstüchtigen Fischaufstiegsanlagen nachgerüstet werden. Außerdem ist es unabdingbar, dass für die Wasserkraftanlagen möglichst schnell innovative

Lösungen zur gefahrlosen Passierbarkeit für Fische entwickelt, erprobt und dann auch umgesetzt werden“, erklärte BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel. Dies gelte jedoch nicht nur für den Huchen, sondern für alle Flussgebiete und für alle Wanderfischarten in Deutschland. Ohne die Wiederherstellung der Durchgängigkeit sei auch der nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie geforderte „gute Zustand“ für unsere Fließgewässer in der Regel nicht erreichbar.

Kleine Wasserkraftanlagen nicht vertretbar

Zudem sei der weitere Ausbau der kleinen Wasserkraft mit einer Leistung von weniger als einem Megawatt – von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen – naturschutzfachlich nicht vertretbar. „Anlagen dieser Größenordnung spielen bundesweit für die Stromversorgung eine unbedeutende Rolle, haben aber für die Natur schwerwiegende negative Auswirkungen. Hervorgerufene Beeinträchtigungen und erzielter Nutzen stehen hier in keinem Verhältnis“, erklärte die BfN-Präsidentin.

Stellvertreter für bedrohte Fischarten

„Nur wenn es uns gelingt, die Fließgewässer naturnäher zu gestalten und deren Durchgängigkeit wieder herzustellen, können wir die natürliche Fischfauna dauerhaft erhalten“, sagte Prof. Jessel. Dr. Happach-Kasan fügte an: „Deshalb werden wir uns auch künftig gemeinsam mit dem BfN für die Wiederherstellung naturnaher Flüsse stark machen.“

Zum Fisch des Jahres hat der Deutsche Angelfischerverband jetzt auch eine informative Broschüre veröffentlicht, die gegen eine Schutzgebühr zu beziehen ist bei: Deutscher Angelfischerverband e.V., Siemensstraße 11–13, 63071 Offenbach, Telefon 0 69-85 70 69 65, Fax 0 69-87 37 70, E-Mail: info@dafvshop.de, www.dafvshop.de.

Hintergrund zum Huchen

Der Huchen ist ein „Salmonide“ – also mit den Lachsen und Forellen verwandt. Er hat einen langgestreckten, im Querschnitt fast runden Körper. Auf dem kupferfarben-rotbraunen bis grünlichgrauen Rücken befinden sich zahlreiche kleine dunkle Tupfen. Er kann über 25 Kilo schwer und über 1,40 m lang werden; einzelne Exemplare erreichten früher auch über 1,5 m Körperlänge. Er steht als Raubfisch in seinem Lebensraum an der Spitze der Nahrungskette. In der Literatur werden Nasen und Barben als typische Beute genannt. Auch deren Vorkommen sind in unseren vielfältig geschädigten Fließgewässern beeinträchtigt.

Der majestätisch anmutende „Donaulachs“ liebt schnellfließende, kühle und sauerstoffreiche Gewässer mit steinigem oder kiesigem Grund, den er für die Eiablage benötigt. In stau-regulierten Flussstrecken verschlammt oft der Boden. Dies hat zur Folge, dass der Huchen dort keine geeigneten Laichplätze findet. In kiesigen Bereichen der Äschen- und Barbenregion werden die Eier im März/April vom Weibchen in selbst geschlagenen Laichgruben abgelegt. Die geschlüpften Larven halten sich im Schutze der Kies- und Steinlücken auf und wachsen schnell heran. Im zweiten Jahr können Huchen bereits eine Länge von 30 cm erreichen. Geschlechtsreif ist der Huchen mit drei bis vier Jahren, seine Lebensdauer wird mit bis zu ca. 15 Jahren angegeben. Am Laichgeschehen nehmen meist erst Tiere ab 80 cm Länge teil, weshalb vielerorts das Schonmaß zum Schutz der natürlichen Bestände auf über 90 cm gesetzt wurde.

Der Huchen ist kein typischer Wanderfisch, der lange Wanderstecken überwindet und dabei auch das Meer aufsucht. Er ist in dieser Hinsicht nicht mit dem Lachs oder dem Aal vergleichbar. Aber auch der Huchen wandert. Zur Laichzeit verlässt er seinen Standort. Seine Wanderungen in flussaufwärts gelegene seichte und kiesige Flussstellen zum Ablaichen können sich bis über 100 km erstrecken. Der Weg dorthin ist in vielen Zuflüssen der Donau durch Wasserkraftwerke und Querverbauungen versperrt. Allein in der Isar sind rund 30 Wasserkraftwerke in Betrieb, das erste wurde bereits 1896 errichtet. Neben den Verschlammungen von Staubereichen gefährden Wasserableitungen und die zu geringen Restwassermengen, oft in Zusammenhang mit dem Schwallbetrieb von Wasserkraftanlagen, die Huchenbestände.

-pm-

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