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Buch-Tipp: Raubfischen

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Raubfischen

Ein Buch übers Angeln und die Krankheit ALS? Der Autor Matthias Jügler beschreibt in seinem Roman „Raubfischen“ eine Großvater-Enkel-Beziehung, die beim Angeln in Schweden beginnt.

Der kleine Daniel fährt in den Sommerferien regelmäßig nach Schweden. Seine Großeltern besitzen dort eine Hütte am See. Der Opa bringt dem Jungen das Fischen bei, verrät ihm die Geheimnisse der Unterwasserwelt und seine Fangtricks. Dann freundet sich Daniel mit dem schwedischen Jungen Hendrik an, beide rauchen heimlich und stechen laichende Hechte. Daniels Großvater gefällt das sinnlose Töten der laichschweren Hechtweibchen überhaupt nicht. Auch Daniels Umgang mit Hendrik ist ihm ein Dorn im Auge. Alles endet in Hausarrest und einer Ohrfeige. Es werden Daniels letzte Sommerferien sein, die er in Schweden verbringt.

Jahre später erkrankt Daniels Opa an der Nervenkrankheit ALS, er wird zum hilflosen Pflegfall, der an jedem Bissen ersticken kann. Die Möglichkeit zu sprechen hat er bereits verloren. Im Pflegeheim teilt der Großvater seinem Enkel per Sprachcomputer seinen letzten Wunsch mit: Nach Schweden fahren! Daniel beschließt, mit seinem totkranken Großvater, der an der Sauerstoffflasche hängt, Richtung Norden aufzubrechen. Schlussendlich fahren beide zusammen mit dem Boot auf ihren See hinaus…

Schnur ins Dunkle

„Raubfischen“ ist eine Parabel auf das Erwachsenwerden, eigentlich auf das Leben selbst. Der Großvater weist den Enkel in die Geheimnisse des Lebens ein, er lehrt den Jungen die Kunst des Fischens. In der Pubertät entfernt sich der Halbwüchsige von seinem zuvor bewunderten Großvater. Daniel geht seinen eigenen Weg, macht seine eigenen Fehler. Als der Großvater stirbt, bewegen sich beide wieder aufeinander zu. Wieder gibt der Großvater dem Enkel einen Einblick in für ihn bisher verborgene Lebensbereiche. Das große Geheimnis des Sterbens bildet den Abschluss des Buches.

Das Angeln, die einzige Verbindung zur verborgenen Unterwasserwelt, steht quasi als Gleichnis für die Möglichkeit, tiefer in die Dinge einzudringen. Nur wir Angler können eine Schnur ins Dunkle hinablassen, nur wir verstehen Abläufe und Zusammenhänge in dieser Parallelwelt.

Der schroffe Wechsel zwischen verschiedenen Erzähl- und Zeitebenen – manche Kapitel sind sogar aus der Sicht der Fische geschrieben – macht das Buch zu keiner einfachen Lektüre. Die klare und unaufgeregte Sprache des Autors machen „Raubfischen“ aber zu einem Lesevergnügen. Kein Satz ist aufgeblasen, keine Formulierung will literarisch wirken.

Info: Matthias Jügler, Raubfischen. Aufbau Verlag (Blumenbar), 2015. Gebunden, 224 Seiten. ISBN 978-3-351-05014-6. Preis: 16,00 Euro (23,50 Sfr). Leseprobe…

-tk-

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