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Zielfisch Brassen: Kunststücke aus der Köderwelt

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Zielfisch Brassen: Kunststücke aus der Köderwelt

Ob auftreibende, künstliche oder leuchtende Köder – beim Friedfischangeln ist heutzutage alles möglich. Von Robin Illner

Die Zeiten, in denen viele Angler mit der guten alten Kartoffel ans Wasser gezogen sind, gehören vielerorts der Vergangenheit an. Neue Köder, zum Beispiel auftreibende Boilies – so genannte Pop-ups – oder künstliche Varianten von Mais, Made, Hanf und Frühstücksfleisch, bieten bisher ungeahnte Variationsmöglichkeiten. Ein paar davon stelle ich im Folgenden vor.

In der Schwebe

Beginnen möchte ich mit den Pop-up-Ködern. Kennzeichnend für diese schwimmenden Happen ist, dass sie einige Zentimeter über dem Gewässergrund angeboten werden. Ihr Auftrieb wird von einem kleinen Bleischrot oder von einem Knetblei gestoppt, das man aufs Vorfach klemmt. Soll der Pop-up also zehn Zentimeter überm Boden schweben, befestigt man das Blei zehn Zentimeter vor dem Haken. Ich achte stets darauf, dass das Gewicht nur so schwer ist, dass es den Köder so eben sicher verankert.

Pop-ups lassen sich gut mit „normalen“ Ködern kombinieren, wie hier bei einem Schneemann aus schwimmendem und sinkendem Boilie.

Würde man auf die Beschwerung verzichten, triebe der Pop-up mit der kompletten Vorfachlänge direkt über dem Blei. Zwar wird der Köder so sehr auffällig präsentiert, saugt der Fisch ihn aber ein, hat dieser keinen Spielraum mehr, da das Vorfach ja ganz gestreckt ist.

Eine Variante des klassischen Pop-up-Köders ist das Snowman-Rig. Dabei wird ein sinkender mit einem auftreibenden Köder kombiniert, zum Beispiel zwei Boilies. Bei dieser Variante können wir auf das Bleischrot auf dem Vorfach verzichten, da der sinkende Köder den schwimmenden am Boden hält. Dafür muss er natürlich schwerer sein und dessen Auftrieb mehr als ausgleichen.

Robin Illner mit prächtigem Schuppenkarpfen. Viele auf Karpfen ausgerichtete Montagen lassen sich auch auf andere Friedfische einsetzen.

Hinter der Schneemann-Anköderung stehen drei Grundgedanken: Der Auftrieb des schwebenden Köders wird durch den sinkenden kompensiert, so dass es den Fischen sehr leicht fällt, diesen einzusaugen. Außerdem entsteht ein Happen, der sehr auffällig ist, da er wie ein Schneemann am Grund steht. Des Weiteren erhält man einen verhältnismäßig großen Köder, der von kleineren Fischen nicht eingesaugt werden kann.

Eine weitere Präsentationsmöglichkeit sind so genannte „Critically balanced baits“, kritisch ausbalancierte Köder. Ziel ist es, einen möglichst schwerelosen Köder zu kreieren. Das erreicht man beispielsweise, indem man einen halben sinkenden mit einem halben schwimmenden Boilie gleicher Größe kombiniert. Eine weitere Möglichkeit ist es, lediglich einen Pop-up-Boilie zu verwenden. Das ihn am Grund haltende Blei klemmt man jedoch nicht aufs Vorfach, sondern aufs Haar, so dass der Köder direkt aufliegt. Das Gewicht des Bleis wähle ich so penibel, dass der Pop-up-Boilie so eben ausbalanciert ist. Er liegt unauffällig auf dem Gewässergrund und schwebt nicht wie eine Fahne darüber. Der eigentliche Clou ist jedoch, dass der Köder unter Wasser im Idealfall schwerelos ist. Die Fische können ihn deshalb sehr schnell einsaugen, erschrecken sich und flüchten – durch das Festblei werden sie gehakt. Das klappt hervorragend!

Kritisch ausbalancierter Köder: Die Boilies liegen schwerelos am Grund und können von den Fischen widerstandslos eingesaugt werden.

Gunst der Kunst

Neben verschiedenen Pop-ups gibt es eine ganze Reihe künstlicher Köder zum Friedfischangeln. Angefangen bei Maden, über Boilies, Partikel, Brot, Hundefutter, bis hin zu Würmern, Muschelfleisch und Shrimps. Mit den nachfolgend beschriebenen Ködern habe ich ausgiebig experimentiert und gut gefangen.

Ich fand es schon immer ziemlich nervig, beim Feedern oder Matchangeln klitzekleinen und zerbrechlichen Hanf anzuködern. Mittlerweile gibt es die schwarzen Körner zum Glück aus Gummi. Sie sehen dem Original täuschend ähnlich. Der künstliche Hanf hält bombenfest auf dem Haken, und die Fische bemerken keinen Unterschied. Vor allem zum Angeln auf Rotaugen eine sehr gute Wahl.

Ob sinkend oder schwimmend: Auch Schleien haben Boilies zum Fressen gern.

Künstlicher Mais gehört ebenfalls zu meinem Standardsortiment. Ich setze diesen Köder sehr oft ein. Sein Vorteil liegt auf der Hand: Die Fische zupfen ihn einfach nicht vom Haken oder Haar. Schließlich passiert es beim Angeln mit Fluchtmontagen oft genug, dass weicher Mais vom Haken gestohlen wird. Ich habe auf das künstliche Korn viele verschiedene Friedfische gefangen: Karpfen, Schleien, Brassen, Grasfische, Rotaugen, Döbel und Barben.

Ebenfalls erfolgreich sind künstliche Maden und Caster. Ihr Vorteil ist, dass die Fische sie nicht aussaugen oder zerbeißen können, wie sie es regelmäßig mit den natürlichen Verwandten machen. Verpassen wir einen Biss, angeln wir trotzdem mit einem vollwertigen Köder weiter. Vor allem in „kleinfischverseuchten“ Gewässern eine tolle Alternative zu natürlichen Maden und Castern.

Frühstücksfleisch und Corned Beef gehören zu den besten Ködern, besonders, wenn es auf große Friedfische gehen soll. Leider hält es nicht allzu gut am Haken oder am Haar – schon gar nicht bei weiten Würfen. Eine pfiffige Idee ist deshalb künstliches Frühstücksfleisch, das dem echten täuschend ähnlich sieht. Es ist sinkend, rot-braun gefärbt und besteht aus einem weichen Material. Man kann es sich passend zurechtschneiden.

Künstliche Köder wie diese Maden sind von den echten kaum zu unterscheiden.

Mittlerweile bietet die Industrie auch nachleuchtende Kunstköder zum Friedfischangeln an. Ich habe in den vergangenen Monaten viel damit experimentiert. Der Köder wird montiert und anschließend angestrahlt. Dazu reicht in aller Regel eine leistungsstarke Taschenlampe. Etwas schneller geht es, wenn wir die Köder mit einem Fotoapparat anblitzen.

Diese nachleuchtenden Köder trumpfen vor allem nachts auf. Da alle Fische sehr neugierig sind, werden sie von dem schwachen Licht angelockt. Ich habe in erster Linie leuchtende Boilies, Maden und Mais verwendet und gute Erfolge damit gehabt.

Dieser künstliche Mais schwimmt nicht nur, er leuchtet auch. Das Schrotblei hält den Köder in der gewünschten Entfernung zum Grund.

Ob künstliche Maden, Mais oder Frühstücksfleisch, sinkend oder auftreibend, teilweise sogar leuchtend – die neuen Köder lassen sich kreuz und quer kombinieren und bieten dem Friedfischangler alle Freiheiten. Lassen Sie Ihrer Fantasie einfach freien Lauf.

Brassen saugen Mais und Maden gerne bis aufs Letzte aus. Der Autor trickste dieses Exemplar mit künstlichem Mais aus.

Drei Top-Köder

 

Beim Brassenangeln kombiniere ich gerne ein Pop-up-Maiskorn mit einem sinkenden, natürlichen Maiskorn zu einem Schneemann. Das auftreibende Korn leuchtet zudem noch und riecht und schmeckt nach Vanille. So ein Köder fällt nicht nur auf, sondern lockt mit Geruch, Geschmack und Farbe.

 

Eine weitere Variante ist die folgende: Ich fische mit einem Boilie, als Stopper verwende ich aber kein handelsübliches Modell, sondern ein künstliches sowie leuchtendes Maiskorn. So habe ich einen relativ unauffälligen Köder, der sich nur durch das schwach leuchtende Maiskorn von den übrigen Boilies unterscheidet.

Gute Erfahrungen habe ich mit Kombinationen aus echten und künstlichen Tigernüssen gemacht. Letztere müssen auftreiben, so dass ich den ganzen Köder als kritisch ausbalancierten über einem Futterteppich echter Tigernüsse präsentiere.

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