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Muscheln für Dill und Weil

1985


Bachmuschel
Die bedrohte Bachmuschel soll in Hessens Flüssen wieder heimisch werden.
Muschellarven
Kleine Kneifzangen: Die Larven der Bachmuscheln krallen sich in den Kiemen von Fischen fest, dort können sie sicher vor Fressfeinden heranwachsen.

Das Regierungspräsidium Gießen und die IG Lahn siedeln die bedrohte Bachmuschel wieder in hessischen Flüssen an.

19.06.2009

Zum fünften Mal wurden am 27. Mai von Mitarbeitern der IG Lahn und der Oberen Fischereibehörde des Gießener Regierungspräsidiums Bachmuscheln – eine vom Aussterben bedrohte Tierart – in hessische Gewässern ausgesetzt. In Dill, Weil, Seenbach und Usa soll die gefährdete Muschelart wieder heimisch werden. Bereits seit fünf Jahren arbeiten die Fischerei-Fachleute daran, die kritische Situation der Bachmuschelbestände zu entschärfen. „Eine hessenweite Bestandsaufnahme im Jahr 2008 ergab einen dramatischen Rückgang von ehemals 10.000 Tieren auf nur noch etwa 240 Exemplare“, erklärt Marlene Höfner von der Oberen Fischereibehörde. „Umso erfreulicher ist es nun, dass die Bemühungen um die bis zu 60 Jahre alt werdende Bachmuschel im Rahmen des 2004 begonnenen Artenschutzprojektes der IG Lahn fruchten.“ Die Bachmuschel war früher eine in Hessen weit verbreitete und in hohen Stückzahlen vorkommende Flussmuschel, die heute jedoch als gefährdete Tierart eingestuft werden muss. Ursächlich für das fast gänzliche Verschwinden dieser Muschelart waren die mit Abwässern und Giften belasteten Gewässer. Auch durch künstliche Laufbegradigungen und Befestigungen von Ufern gingen ruhige und geschützte Lebensräume verloren. Dank der Renaturierungssmaßnahmen in den letzten Jahren kann die Bachmuschel jetzt wieder angesiedelt werden.

Elritzen als Wirtsfisch

Für die Durchführung der jüngsten Rettungsmaßnahme konnte der Gewässerökologe Arno Schwarzer gewonnen werden, der ein Spezialist auf dem Gebiet der Gewinnung von Muschellarven ist. Mit freundlicher Unterstützung des Fischerei-Sportvereins Oberlahn wurden zunächst 650 Elritzen gefangen, die als so genannter „Wirtsfisch“ für die Bachmuschel besonders geeignet sind, und in Rundstrombecken der IG Lahn gesetzt. Nachdem eine kleine Anzahl von trächtigen Muscheln ihre Larven abgegebenen hatten, setzten sich diese in den Kiemen der Elritzen fest. Beim Atmen saugen die Fische die winzigen Larven ein, die sich an den Kiemen festkrallen. Sie bleiben etwa drei Wochen an den Kiemen des Wirtes, bevor sie sich – inzwischen in ihre zukünftigen Heimatgewässer ausgesetzt – auf den Gewässergrund fallen lassen. Dort wachsen die winzig kleinen Muscheln weiter und entwickeln sich. Der Vorsitzende der IG Lahn, Winfried Klein, erläutert: „Die vor drei Jahren versuchsweise und zur Beobachtung ausgesetzten erwachsenen Bachmuscheln fühlen sich in der Weil immer noch wohl und haben in diesem Jahr zum ersten Mal eigene Larven abgegeben, das spricht für einen geeigneten Lebensraum und für den Erfolg des Projektes“. Die Voraussetzungen für ein erneutes Aussetzen in Weil, Dill und Usa scheinen demnach in diesem Jahr besonders günstig zu sein, vermuten die Experten. Vor allem die Wasserqualität habe sich sehr verbessert. Durch Erosion an den Ufern hätten sich wieder die für Fische und Muscheln lebenswichtigen Kiesbänke gebildet. Auch die für Fische wichtige Durchgängigkeit der Weil sei durch den Bau von Fischaufstiegshilfen wiederhergestellt worden. Um den langfristigen Erfolg des Ansiedlungsprogramms zu sichern, soll das Projekt noch über mehrere Jahre fortgesetzt werden. Alle Beteiligten hoffen, dass die von der IG Lahn initiierte Artenhilfsmaßnahme in der Weil einen sicheren Muschelbestand in Hessen begründet und auf diese Weise zu einer weiteren Verbesserung der Gewässerqualität beiträgt. -pm-

 

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