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Wörpe wird restauriert

1915


Wörpe
Der derzeitige Zustand des Oberlaufes der Wörpe bei Schnakenmühlen im Planungsabschnitt 6 vor Beginn der Arbeiten: Sandablagerungen führen zu einer sehr geringen Wassertiefe.
Wörpe
Das Flussbett der Wörpe soll vertieft und durch Kies stabilisiert werden, damit laichfähige Meerforellen dort optimale Laichbedingungen vorfinden. Gleichzeitig werden zwei Bachzuläufe in diesem Flussabschnitt als Sandfänge stark ausgeweitet, damit mitgeführte Sedimente vor den neu entstehenden Kiesbänken absinken. Für die Sandfänge sind Rodungsarbeiten im Uferbereich notwendig; anfallende Baumwurzeln werden im Flussbett als Unterstände für Meerforellen verankert.

Der „Sportfischereiverein Bremen“ und der „Fischerei- und Gewässerschutzverein Lilienthal und Umgebung“ legen Laichzonen für Meerforellen an.

15.10.2008

Angler aus Bremen und Lilienthal und die Privatpächter angrenzender Gewässerstrecken haben 5.000 Euro als Grundstock für eine Teilrenaturierung der Wörpe gespendet. Diese Summe geht an den Gewässer- und Landschaftspflegeverband Teufelsmoor. Nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie müssen Gewässer in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden, deshalb wurde die Spende der Angler durch die Europäische Union um das Fünffache aufgestockt. „Den Anglern ist es seit etwa zwei Jahren ein besonderes Anliegen, dass der Oberlauf der Wörpe wieder ihren kiesgeprägten Charakter erhält“, erklärte Martin Schüppel, der Artenschutzbeauftragter des Bremer Landesfischereiverbandes. „Von einer Renaturierung würden sehr unterschiedliche Tierarten profitieren, insbesondere aber unser Programm zur Wiedereinbürgerung der Meerforelle, das wir seit 15 Jahren erfolgreich betreiben.“ Die Geschäftsführung der Renaturierungsmaßnahme liegt beim Niedersächsischen Landesamt für Wasser-, Küsten- und Naturschutz, deren Planer den Gewässerverlauf in acht Abschnitte unterteilt haben. Drei dieser Abschnitte werden in die kurzfristige Umsetzung einbezogen: Die Arbeiten im Abschnitt 7 begannen bereits am 13. Oktober und werden circa drei Wochen dauern. In diesen Teilbereich fließen im Wesentlichen die EU-Mittel aus der Wasserrahmenrichtlinie sowie die Spende der Sportfischer. Die Maßnahme wird durch das Planungsbüro Helmut Heuer-Jungemann und das Bauunternehmen Schröder aus Schneverdingen durchgeführt. Den Abschnitt 6 renaturieren die Sportfischervereine im nächsten Jahr in Eigenleistung, sie werden Kies in den Fluss einbringen. Die finanziellen Mittel dafür stellen die „Biologische Station Osterholz“ und die „Koordinationsstelle für naturschutzfachliche Verbandsbeteiligung“ bereit. Der Abschnitt 8 folgt voraussichtlich in den darauf folgenden Monaten renaturiert, doch dafür müssen erst Geldmittel organisiert werden.

Angler als Geburtshelfer

Seit 1994 betreiben Sportfischer ein Programm zur Wiederansiedlung von Meerforellen in der Wörpe. Dazu unterhalten Vereine aus Lilienthal und Bremen ein Bruthaus in Grasberg. Die aufwändige Bruthilfe ist notwendig, weil die Fische zur Zeit noch keine optimalen Laichverhältnisse vorfinden. Durch die Flussbegradigung führen die Flüsse zu viel Sedimente mit, die die Gelege abdecken und eine ausreichende Sauerstoffversorgung der Eier verhindern. Deshalb werden von den Anglern auch so genannte Sandfänge angelegt. „Die Sandfänge sollen Schwebeteilchen zurückhalten und mit den so freiliegende Kiesbetten den laichfähigen Meerforellen einen natürlichen Untergrund liefern“, erklärt Martin Schüppel. „Wir hoffen, dass wir so das Wiederansiedlungsprogramm in absehbarer Zukunft ohne Bruthaus fortführen können.“ Meerforellen waren vor langer Zeit in unseren Gewässern heimisch. Zum Laichen ziehen die Wanderfische aus dem Atlantik in kleine Flüsse; die Jungfische kehren immer wieder in ihr „Schlüpfgewässer“ zurück. In der Vergangenheit verhinderten Wehre, Flussbegradigungen und Gewässerverschmutzung die Fortpflanzung der stattlichen Salmoniden in der Wörpe. Von November bis Januar fangen die Angler mit dem Elektrofanggerät die Rückkehrer aus dem Ozean. Direkt nach dem Fang streifen sie Rogen der Weibchen und Milch der Männchen zur kontrollierten Befruchtung ab. Die abgestreiften Fische werden anschließend wieder sanft in ihr Gewässer zurückgesetzt. Die befruchteten Eier lagern in so genannten Wiegen, wo sie unter ständigem Wasserwechsel bei einer Idealtemperatur zwischen zwei und vier Grad Celsius sowie optimalen Sauerstoffwerten heranreifen. Mindestens jeden zweiten Tag kontrolliert ein Mitarbeiter die Anlage. Das Bruthaus bietet derzeit

eine Kapazität für 320 000 Eier. Nach acht bis zehn Wochen schlüpfen kleine Meerforellen. Sie bleiben weitere vier Wochen in ihren Wiegen, während sie von ihrem Dottersack zehren. Danach gelangen sie in die ursprünglichen Laichgewässer. „Ohne die Hilfe der Sportangler funktioniert eine Wiederansiedlung nicht“, erklärt der Vorsitzende des SFV Bremen, Joachim Heuer. „Im Jahre unseres 100-jährigen Bestehens sind die bewilligten Geldmittel und die Baumaßnahmen an der Wörpe eine Anerkennung dafür, dass wir diese wundervollen Fische wieder in der Weser und ihren Zuläufen ansiedeln wollen.“ -pm-

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