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Neue Fangquoten für Kabeljau

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Der Fischereirat der EU hat sich am 21. Dezember geeinigt. Das Verbraucherschutz-Ministerium feiert die Einigung als Erfolg, der WWF übt scharfe Kritik.

22.12.2006

Die Pressemitteilung des Bundesministeriums für Ernährung

Einigung auf Fischfang-Quoten 2007 sind ein Erfolg

Nach zähen, intensiven Verhandlungsrunden einigte sich der Fischereirat einstimmig in der Nacht zum 21. Dezember 2006 auf einen Kompromiss zur Festlegung der Fangmöglichkeiten und -bedingungen für das Jahr 2007 für Fischarten und Gewässer, die von Fangbeschränkungen betroffen sind. „Mit der Einigung haben wir ein ausgewogenes Paket zur Verbesserung der nachhaltigen Nutzung der Fischbestände erzielt. Dies ist ein wichtiger Erfolg für die Fischerei.“ erklärte Gert Lindemann, Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz nach der Sitzung in Brüssel.

Im Rahmen der Verhandlungen ist es Lindemann gelungen, wesentliche deutsche Forderungen im Gesamtpaket zu verankern:

  • Zur Entlastung der Kabeljaubestände in der Nordsee kann die Fischerei durch eine flexible Regelung auf andere Arten ausgerichtet werden. Insbesondere die für Deutschland wichtige Fischerei auf Seelachs, ein Bestand, der in guter biologischer Verfassung ist, erhält weiterhin eine unbegrenzte Anzahl von Seetagen, wenn alternativ in einer Referenzperiode oder durch den Einsatz von unabhängigen Beobachtern an Bord ein Beifang von weniger als 5% an Kabeljau, Scholle und Seezunge des Fangschiffes garantiert wird.
  • Die Kürzung der erlaubten Fangtage beim Kabeljau in der Nordsee beträgt nun je nach eingesetztem Fanggerät bis zu 10% und steht somit in angemessenem Verhältnis zu der vorgesehenen Quotensenkung in Höhe von 14%.
  • Der Kompromiss folgt einer deutschen Forderung, die von mehreren Mitgliedstaaten unterstützt wurde, und sieht nun zur Erhöhung der Selektivität im Sinne einer Verbesserung des Schutzes der Kabeljaubestände für großmaschige Fanggeräte eine geringere Kürzung der Seetage vor, als für kleinmaschige.
  • Um im Sinne einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Bestände den Fischern keine falsche Anreize zu geben, die Quoten voll auszuschöpfen, wurde die im ursprünglichen Vorschlag der EU-Kommission vorgesehene pauschale Quotenkürzung um 20% bei den Fischarten, bei denen Quoten in 2006 nicht voll ausgeschöpft wurden, zurückgenommen.

Zudem wurde im Rahmen einer gemeinsamen Erklärung von Rat und Kommission die Grundlage für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Scholle und der Seezunge in der Nordsee gelegt, die nun unter deutscher Präsidentschaft auszufüllen ist.

Die Pressemitteilung der Umweltschutz-Organisation WWF:

WWF übt scharfe Kritik an den aktuellen Entscheidungen der EU-Fischereiminister

Drei Viertel aller wirtschaftlich genutzten Fischbestände werden bereits jetzt so stark befischt, dass sie sich kaum noch oder gar nicht mehr erholen können. Dennoch wird es mit der gestrigen Entscheidung des EU-Fischereirats nach Ansicht des WWF für gefährdete Arten wie Kabeljau, Scholle und Seezunge keine Erholung geben. Die Fischerei-Experten des WWF werfen den Politikern vor, den bedrohlichen Zustand dieser Fischarten seit Jahren zu ignorieren. Die in der Nacht beschlossenen Höchstfangmengen für die Fischereiflotten der einzelnen EU-Staaten seien unverantwortlich. „Besonders der Kabeljau steht nun mit dem Rücken zur Wand“, sagt WWF-Fischereireferentin Karoline Schacht. „Die Höchstfangmengen für den bereits nahezu ausgebeuteten Nordseekabeljau nur um 15 Prozent runterzusetzen, ist einfach lächerlich – und das wissen auch die Politiker“, kritisiert Karoline Schacht. Seit fünf Jahren schon empfehlen Wissenschaftler eine Nullrunde beim Kabeljaufang. Doch auch 2007 dürfen allein in der Nordsee fast 20.000 Tonnen gefangen werden. Schacht warnt: „Durch das politische Geschacher in Brüssel wird der Kabeljau immer schneller an den Rand der kommerziellen Ausrottung gedrängt.“ Ferner kritisiert die WWF-Expertin, dass die Beifangproblematik auf der Sitzung des EU-Fischereirats überhaupt nicht angegangen wurde. Unter Beifang versteht man das Mitfischen von ungewünschten Arten. Dazu gehören neben den für die jeweilige Flotte „uninteressanten“ Fischen auch Schildkröten und Säugetiere wie zum Beispiel Schweinswale. Die ungewollt gefangenen Tiere werden anschließend in riesigen Mengen tot oder sterbend zurück ins Meer geworfen. Bis die europäische Fischereipolitik die entscheidenden Vorgaben dafür macht, dass sich die Fischbestände erholen können, setzt der WWF weiter auf die Macht des Marktes: Verbraucher sollten beim Einkauf auf die Herkunft und die Art des Fisches sowie auf das blaue Ökosiegel des Marine Stewardship Council (MSC) achten. Eine gute Wahl sind Hering, Alaska-Seelachs und europäische Zuchtforellen. Dagegen sollte man auf Rotbarsch, Kabeljau und Scholle lieber ganz verzichten.

Pressemitteilung der Fischerei-Expertin der FDP-Bundestagsfraktion

Illegaler Fischfang muss auch in EU-Gewässern massiv bekämpft werdenDas Ergebnis und die Verhandlungsführung der Bundesregierung beim Fischereirat der EU können nicht zufrieden stellen. Die Fangquoten für Kabeljau, Dorsch, Seezunge und Scholle wurden deutlich gesenkt. Gleichzeitig gibt es zusätzlich zum legalen Fischfang entsprechend der festgesetzten Quoten einen erheblichen illegalen Fischfang. In der Ostsee zum Beispiel stammen nach Angaben von ICES (International Council for the Exploration of the Sea) bis zu 30 Prozent des angelandeten Dorschs aus illegalem Fischfang. Im letzten Jahr wurden 15 000 Tonnen illegal gefischt. Vor diesem Hintergrund bedeutet die Festlegung von Fangquoten nur, dass die legal fischenden Fischer in ihren Fangmöglichkeiten eingeschränkt werden, der illegale Fischfang jedoch munter weitergeht. Die Ostsee ist inzwischen ein EU-Binnenmeer. Die EU ist gefordert, den insbesondere von Fischern aus den neuen Beitrittsländern praktizierten illegalen Fischfang zu unterbinden. Nur so wird eine Erholung der Fischbestände in der Ostsee ermöglicht und die EU erhält ein Stück Glaubwürdigkeit zurück. Durch das Fehlen des deutschen Verbraucherministers bei den Verhandlungen hat die Bundesregierung ihr Desinteresse an der Fischerei und dem Schutz der Meere auf offener Bühne zugegeben. Dieses mangelnde Engagement von Minister Seehofer ist ein Grund für das bescheidende Ergebnis, das aus deutscher Sicht nicht befriedigend ist. Die Vorstellungen von Wissenschaftlern und Umweltverbänden, die Fischerei völlig einzustellen, sind unrealistisch. Zu viele Existenzen sind von der Fischerei abhängig. Im Übrigen hat die deutsche Fischerei bereits in großem Umfang ihren fischereilichen Aufwand gemindert. Es muss zukünftig sichergestellt werden, dass die Laichgebiete geschützt werden und die Industriefischerei mittelfristig eingestellt wird, damit Jungfische bis zur Laichreife heranwachsen können. -pm-

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