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Riffe des Nordens

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Kalwasserkorallen
Auch der Lumb liebt Lophelia-Korallen. Kaltwasserkorallen bauen ausgedehnte Riffe im tiefen dunklen Wasser von des Nordatlantik. Sie reichen von den Lofoten bis Spanien. (Foto: JAGO-Team, IfM-GEOMAR, Kiel)
Korallen-Ausstellung
Auch der Lumb liebt Lophelia-Korallen. Kaltwasserkorallen bauen ausgedehnte Riffe im tiefen dunklen Wasser von des Nordatlantik. Sie reichen von den Lofoten bis Spanien. (Foto: JAGO-Team, IfM-GEOMAR, Kiel)

Das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund zeigt erstmalig eine Ausstellung über die bisher kaum bekannten Kaltwasser-Korallen.

29.06.2006

Jeder kennt die bunte Vielfalt tropischer Korallenriffe – sei es aus dem Fernsehen oder sogar von den eigenen Tauchgängen im Urlaub. Was bislang nur wenige wissen: Auch in den kalten Gewässern vor unserer Haustür findet sich in Tiefen von 30 bis 3.000 Metern eine ungeheuer bunte und lebendige Vielfalt von Riffen. Diese faszinierende Welt heimischer Kaltwasserkorallen stellen das Deutsche Meeresmuseum und der WWF jetzt erstmalig in einer Ausstellung vor. Die Schau ist vom 29. Juni 2006 bis zum Ende der Sommersaison in den „MeeresWelten“ des Deutschen Meeresmuseums am Stralsunder Hafen zu sehen.

„Wir laden die Museumsbesucher zu einer Reise in die unbekannte Welt der Tiefsee ein“, so Dr. Götz-Bodo Reinicke, leitender Meeresbiologe am Deutschen Meeresmuseum. Bei der Betrachtung überdimensionaler Polypen-Nachbildungen schrumpft der Betrachter zum Bewohner des unbekannten Lebensraumes. Die Ausstellung zeigt ein Modell des Ökosystems Kaltwasserkorallen und faszinierende Einblicke in die geheimnisvollen Unterwasserwelt. „Über 2.000 Arten konnten an den noch weitgehend unerforschten Riffen bereits bestimmt werden. Fast täglich kommen neue dazu. Diese Artenvielfalt der Tiefsee birgt noch viele Überraschungen“, so Dr. Reinicke. Die Riffe sind die „Apotheke der Meere“, denn sie bergen eine Vielzahl medizinisch wirksamer Substanzen. Zudem sind Kaltwasserkorallen die Kinderstube für ungezählte Fischarten.

Doch dieser Schatz droht zu verschwinden, bevor der Mensch ihn richtig entdeckt hat. „Die Fischindustrie zerstört die Korallenriffe mit ihren Grundschleppnetzen großflächig. Die Netze pflügen über den Meeresboden und hinterlassen binnen weniger Minuten eine Schneise der Verwüstung in den Jahrtausende alten Riffen“, so WWF-Experte Christian Neumann. So sind in einigen Meeresregionen bereits 30 bis 50 Prozent der Vorkommen verloren. Die Regeneration zerstörter Riffe dauert, wenn überhaupt möglich, Jahrhunderte. Der WWF engagiert sich deshalb für einen umfassenden Schutz der Korallen und umweltschonende Fischereimethoden.

Der WWF konnte bereits einige Regierungen zum Umdenken bewegen. So stellte Norwegen das größte bislang bekannte Kaltwasserkorallenriff vor den Lofoten unter Schutz. Erst vor wenigen Wochen kündigte die irische Regierung die Einrichtung entsprechender Schutzzonen an. Damit sind im Nordostatlantik 18 Gebiete vor der Zerstörung bewahrt. „Trotz dieser Erfolge liegt noch viel Arbeit vor uns. Denn bislang ist erst einen Bruchteil der bekannten Kaltwasserkorallenriffe gerettet“, betont Neumann. Die Ausstellung soll deshalb den Besuchern auch zeigen, welchen Beitrag sie zum Schutz der Korallen leisten können.

Die Korallen-Ausstellung geht im Anschluss an die Schau in Stralsund auf Wanderschaft. Sie kann von interessierten Einrichtungen gebucht werden. Info: www.meeresmuseum.de -pm-

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