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Erster Stör-Nachwuchs seit 2015 in die Elbe entlassen

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Störnachweis in der Elbe: Laichbereiter Europäischer Stör in der Elbmündung bei Cuxhaven aus dem Frühling 2021. Fischer Jann-Tjado Gosselaar konnte ihn lebend zurücksetzen. Bild: Jann-Tjado Gosselaar/IGB
Störnachweis in der Elbe: Laichbereiter Europäischer Stör in der Elbmündung bei Cuxhaven aus dem Frühling 2021. Fischer Jann-Tjado Gosselaar konnte ihn lebend zurücksetzen. Bild: Jann-Tjado Gosselaar/IGB

Es ist ein Meilenstein im europäischen Artenschutz: Am 13. September 2024 wurden im Rahmen des langjährigen Wiederansiedlungsprogramms im Beisein von Bundesumweltministerin Steffi Lemke hundert junge Europäische Störe (Acipenser sturio) in der Elbe bei Magdeburg ausgesetzt.

Es ist der erste Stör-Nachwuchs seit 2015 für den Fluss. Diese Maßnahme ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Wiederherstellung einer sich selbst erhaltenden Störpopulation in einem der größten Flusssysteme Deutschlands.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke: „Heute gibt es guten Grund zur Hoffnung, dass wir bald wieder eine stabile Stör-Population in der Elbe etablieren können. Das zeigt: wir sind in der Lage, bedrohte Arten zu retten, wenn wir gemeinsam und entschlossen handeln. Die Arbeit der Gesellschaft zur Rettung des Störs zeigt, dass wir für solche Erfolgsprojekte langfristige Strategien und die Zusammenarbeit verschiedener Institutionen brauchen, um Artenschutz erfolgreich umzusetzen. Allerdings brauchen wir ebenso ein stabiles Netz von Ökosystemen, gerade für wandernde Arten wie den Stör. Er braucht gesunde Meere und Küsten, durchgängige, lebendige Flüsse und Wanderkorridore, die diese verbinden. Das erfordert ehrgeizige Maßnahmen, die nicht nur Natur schützen, sondern auch wiederherstellen und reparieren, was kaputt gemacht wurde. Die jüngst verabschiedete EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur gibt uns dafür ein wirkungsvolles Instrument an die Hand.“

Dr. Jörn Geßner, Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin und Koordinator des Wiederansiedlungsprogramms: „Die heutige Freilassung der jungen Störe ist ein starkes Signal dafür, dass sich unser Engagement für den Schutz dieser faszinierenden Art auszahlt. Durch die beginnende Geschlechtsreife der zwischen 2007 und 2014 geschlüpften Elterntiere können wir endlich wieder Besatzmaßnahmen durchführen und hoffen, dass sich so langfristig eine stabile Population in der Elbe etablieren wird. Der Europäische Stör ist ein wichtiger ökologischer Anzeiger für den Zustand unserer Flusssysteme. Er macht deutlich, wo die Defizite im Management unserer Fließgewässer liegen und wie wichtig umfassende Schutzmaßnahmen für die gesamte Fischgemeinschaft sind.“

Dr. Jörn Geßner vor einem Becken mit Stören am IGB. Bild: David Ausserhofer/IGB
Dr. Jörn Geßner vor einem Becken mit Stören am IGB. Bild: David Ausserhofer/IGB

Projekt der deutschen Wiedervereinigung

Das Wiederansiedlungsprogramm wurde bereits in den 1990er Jahren initiiert und geht auf die deutsch-deutsche Wiedervereinigung zurück, die die Elbe wieder zu einem gemeinsam bewirtschafteten Fluss machte. Angespornt durch Wiederansiedlungsprojekte von Lachs und Meerforelle beschlossen damals Forschungseinrichtungen, Fischereiverwaltungen und Praxispartner, ein ehrgeiziges und wirksames Programm zum Schutz und zur Wiederherstellung der Störbestände in Deutschland zu starten. Um die bis dahin vereinzelten Bemühungen zu koordinieren, wurde 1994 die Gesellschaft zur Rettung des Störs e.V. gegründet, die am heutigen Tag ihr 30-jähriges Jubiläum feiert. Die Arbeiten wurden von Beginn an über mehrere Forschungs- und Entwicklungsprojekte des Bundesamts für Naturschutz (BfN), finanziert durch Mittel des Bundesumweltministeriums (BMUV), begleitet und teilweise unterstützt.

Langjährige Zusammenarbeit für den Stör-Nachwuchs

Die heute mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke in die Freiheit entlassenen jungen Europäischen Störe stammen aus Nachzuchten des französischen Laichfischbestandes, die am IGB in Berlin aufgezogen wurden. Seit 1996 arbeiten deutsche und französische Forschungsinstitute eng zusammen, um Elterntierbestände aufzubauen und damit die Grundlage für die Wiederansiedlung zu schaffen.

Zwischen 2007 und 2015 waren bereits 19.600 Jungstöre in der Elbe ausgesetzt worden, die ebenfalls aus französischen Nachzuchten stammten. Nach dem Zusammenbruch der französischen Nachzucht-Population im Jahr 2014 musste die Wiederansiedlung jedoch unterbrochen werden. Jetzt, mit den ersten laichreifen Nachkommen, können die Besatzmaßnahmen wieder aufgenommen werden.

Der Stör als Schirmart

Trotz der positiven Entwicklungen bleiben die Herausforderungen groß, denn Störe sind imposante Wanderfische, die den Großteil ihres Lebens im Meer verbringen, aber zum Laichen in ihren Heimatfluss zurückkehren. Die Durchgängigkeit der Flusssysteme und ihre naturnahe Dynamik ist dabei von ebenso großer Bedeutung wie der Schutz von Meeresgebieten, um den Fortbestand dieser Wanderfischart zu sichern. Von den 20 Rückkehrern, die seit 2020 im Elbesystem nachgewiesen wurden, starben mehr als zwei Drittel an Verletzungen oder erstickten während des sommerlichen Sauerstofflochs unterhalb des Hamburger Hafens – noch bevor sie sich hätten vermehren können. Ein weiteres Problem ist die unzureichende Durchwanderbarkeit des Elbesystems und seiner großen Nebenflüsse.

Die kürzlich verabschiedete EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur stellt hierbei die ein effektives Instrument bereit, um den Verlust und die Degradierung von Ökosystemen zu verhindern, zu stoppen und umzukehren, und die auch im Rahmen der Wiederansiedlung der Störe eine wichtige Rolle spielen kann.

-Pressemitteilung IGB-

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