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Meerforellen wandern in Huder Bach

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Meerforellen im Huder Bach
Gewässerwart Jan Claußen setzt einen 80 cm langen Meerforellen-Milchner zurück.
Abstreifen einer Meerforelle
Gewässerwart Jan Claußen (links) und Dr. Jens Salva streifen einen Meerforellenrogner ab.

11.01.2010

Landkreis Oldenburg: Die Sanierung der Fischtreppe an der Huder Klostermühle im März 2009 war ein voller Erfolg.

Dr. Jens Salva, Biologe des Landesfischereiverbands Weser-Ems, und der Fischereiverein Hude führten am 18. Dezember 2009 eine Elektro-Befischung im Huder Bach und in der Kimmer- und Brookbäke oberhalb des Klostermühlenstaus durch. Es sollte nachgewiesen werden, ob Meerforellen die erneuerte Fischaufstiegsanlage nutzen. Denn bei früheren Befischungen konnten keine Wandersalmoniden nachgewiesen werden. Erst im März und September 2009 hatten die 40 Mitglieder des Fischereivereins Hude mit 8.500 Euro Eigenmitteln die Fischtreppe saniert. Bei Schneetreiben gingen den Elektrofischern mehrere aus der Nordsee aufgestiegene Meerforellen und auch zahlreiche Bachforellen, Barsche, Haseln, Rotaugen, Gründlinge, Brachsen, Güstern und Aale in den Kescher. Die Meerforellen waren zwischen 56 und 78 cm lang, hatten dabei Gewichte zwischen 2,5 und 4,75 kg. Jens Salve entdeckte bei der Befischung zehn, etwa einen Meter große Laichgruben, die die Meerforellen ins Kiesbett der Bäche geschlagen hatten.

Bei allen Meerforellen wurden Rogen und Milch vor Ort abgestreift. Der Laich kam zur Erbrütung ins Bruthaus des Sportfischereivereins Bremen in Ritterhude. Es konnten circa 45.000 Meerforelleneier abgestreift werden. Zusätzlich injizierten die Fachleute allen Meerforellen einen Chip unter die Fischhaut, um bei Wiederfängen die Tiere identifizieren zu können. Anschließend wurden die Wandersalmoniden wieder schonend ins Gewässer zurückgesetzt. Die neu geschlüpfte Meerforellen-Generation wird dann wieder im Huder Bach und Kimmer- und Brookbäke ausgesetzt. Bei der künstlichen Vermehrung geht man von einem Bruterfolg von circa 75 bis 95 Prozent der aufgelegten Fischeier aus. Bei der natürlichen Fortpflanzung im Gewässer kann es durch Gewässerverschmutzungen, Niedrigwasser, Fressfeinde und Wettereinflüsse zum Totalverlust des Fischlaiches in einem Jahr kommen.

Zusätzlich setzt der Fischereiverein Hude seit 2000 jährlich 15.000 bis 30.000 Meerforellensetzlinge in einer Größe von 2 bis 4 cm in der Kimmer- und der Brookbäke aus. Diese Meerforellensetzlinge werden vom Fischereiverein Sittensen bezogen, der über eine große Meerforellen- und Lachspopulation im Flusssystem der Oste verfügt. In den Gewässern des Huder Fischereivereins darf übrigens nicht auf Meerforellen gefischt werden.

Kiesbetten oft verschlammt

Die Meerforelle benötigt für die Vermehrung Kiesgrund und sauberes, kaltes, sauerstoffreiches Bachwasser. In den Kies schlägt der Rogner eine Laichgrube mit der Schwanzflosse. Beim Laichakt stößt die weibliche Meerforelle ihren Rogen in die Laichgrube, die männliche Meerforelle gibt seine Milch (Sperma) dazu. Der befruchtete Fischlaich sinkt in die Kieszwischenräume und entwickelt sich über 3 bis 4 Monate zu Fischlarven. Durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung (Maisanbau für Biogasanlagen und Bullenmast) an den Ufern der Kimmer- und Brookbäke sind die dortigen Kiesbetten oft mit Feinsediment überdeckt. Die Meerforellenlarven bleiben ein bis zwei Jahre im Bach, um dann in der Größe von 15 bis 25 cm über die Flüsse Berne, Ollen, untere Hunte und Unterweser in die Nordsee abzuwandern. Nach etwa drei bis vier Jahren wandern diese Meerforellen mit einer Größe von 40 bis 50 cm aus der Nordsee zurück in ihre Geburtsbäche, um für neuen Nachwuchs zu sorgen. Nach dem Laichgeschäft wandern sie wieder zum Kraft tanken in die nahrungsreiche Nordsee zurück, bis sich dann im folgenden Winter die Laichwanderung wiederholt. In ähnlichen Gewässersystemen wie dem Huder Bach wurden bei der Laichwanderung schon Elterntiere von 110 cm und weit über 10 kg gesichtet. Bei dieser Größe kann das Meerforellenweibchen circa 15.000 bis 25.000 Fischeier (Rogen) zur Fortpflanzung liefern. Mit dem Aufstieg ins Süßwasser verfärben sich die Meerforellen schon im Brackwasser der Unterweser bräunlich, jetzt sind sie für den menschlichen Verzehr nicht mehr geeignet. -pm-

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