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Kinderbuch-Tipp: Hechtsommer

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Hechtsommer

Anna, Daniel und Lukas entdecken das Angeln. Die Kinder stellen im Burggraben mit ein paar Metern Angelschnur kleinen Rotfedern nach.

Doch sie müssen die Augen offen halten, um nicht vom Verwalter beim Schwarzangeln erwischt zu werden.

Eigentlich findet Anna die schleimigen Rotfedern eklig, Angeln ist für sie Tierquälerei. Doch das Jagdfieber der beiden Jungs steckt sie an: „…sogar mich hatte dieses seltsame Fieber gepackt. Ein Kribbeln im Bauch, wenn wir den brotumwickelten Haken im Wasser tanzen ließen und die blöden Rotfedern sich draufstürzten.“

Wer Wasseraugen hat

Im Burggraben lebt auch ein großer Hecht, am Grund lauert er auf Beute. Der 12-jährige Daniel fasst einen Entschluss: Er will den großen Fisch für seine Mutter Gisela fangen. Schwer krebskrank liegt sie im Sterben. „Ich glaub nicht mehr an Gott“, sagte Daniel. „Ich glaub nur an den Hecht. An den Hechtgott. Und dass ich es schaffen werde, ihn zu fangen. Ich ganz allein. Und wenn ich das geschafft hab, dann wird Mama wieder gesund.“

Die Nachbarstochter Anna kann daran nicht glauben. Sie will nicht, dass Daniel den Hecht für seine Mutter fängt. Sie spürt, dass etwas Bedrohliches naht: „Wenn er einen Kescher hatte, würde er ihn rausholen. Und wenn er ihn rausgeholt hatte, würde er ihn kaputtmachen. Einfach totschlagen.“ Doch Daniel ist von seinem Plan nicht abzubringen und natürlich hilft Anna ihrem Freund: „Ein Augenzwinkern lang war zu erkennen, wie der große Hecht das Maul mit der Doppelzahnreihe weit aufgerissen hatte, dann sahen wir nur noch die Wasserkreise und die straff gespannte Leine …

Hemingway für Kinder

Im mehrfach ausgezeichneten Kinderbuch „Hechtsommer“ von Jutta Richter geht es um ein bedrückendes Thema: Im schönsten Sommer begegnet drei Kindern das Sterben. Die Autorin verknüpft Tod und Leiden der Mutter von Daniel und Lukas mit dem Fressen und Gefressenwerden in der Natur. Die Kinder wollen ein Opfer bringen, damit es der Mutter besser geht. Sie überwinden den Ekel und die Angst, stecken eine lebendige Rotfeder auf einen Drilling und stellen sich dem Kampf mit dem Fisch. Alles erinnert an Hemingways „Der alte Mann und das Meer“ – der Sommer, der große Fisch, der Kampf um Leben und Tod.

Aber es geht vor allem auch um Freundschaft, darum, dass diese Kraft alle Angst überwinden kann. In poetischer, aber unsentimentaler Sprache beschreibt die Autorin die Faszination Angeln, die Freundschaft der Kinder und das Unaussprechliche. „Hechtsommer“ ist auch für Erwachsene wirklich lesenswert.

Info: Hechtsommer, Jutta Richter. Carl Hanser Verlag, München 2004. 127 Seiten, Illustrationen und Umschlag-Gestaltung von Quint Buchholz. Empfohlen ab 9 Jahre. ISBN 3-446-20518-7. 12,90 Euro.

Das Buch erscheint auch als Hörbuch: ISBN 3-89940-411-4, Hörverlag, 57 Minuten, 12,95 Euro.

-tk-

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