Im sonnigen Ferienmonat August haben sich deutschlandweit viele tödliche Badeunfälle ereignet. Insgesamt verzeichnete die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in diesem Jahr bis zum Ende der Sommerferien (Stand: 10.9.) 353 Todesfälle in den Gewässern.
Das sind 75 Opfer mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres und zu diesem Zeitpunkt so viele wie seit fünf Jahren nicht (2019: 365). „Diese traurige Entwicklung zeichnete sich zur Mitte des Sommers bereits ab. Im heißen August sind dann nochmals deutlich mehr Menschen ertrunken als im Jahr davor“, berichtete DLRG Präsidentin Ute Vogt und ergänzte: „Trotz aller Appelle und zahlreicher mahnender Beispiele waren Leute beim Baden und bei Wassersportaktivitäten immer wieder nicht vorsichtig genug.“
70 Prozent der tödlichen Unfälle (248) ereigneten sich seit Beginn der Badesaison Anfang Mai. Kamen im Wonnemonat noch etwas weniger Menschen im Wasser ums Leben (-4), ertranken im Juni (+3) und Juli (+10) mehr Personen. Im August fanden bundesweit 80 Menschen (+33) den nassen Tod. Mehr Opfer in einem Monat waren nach der DLRG Statistik zuletzt im August 2020 (117) zu verzeichnen.
Die meisten Todesfälle zählte die DLRG bisher in Seen und Teichen (132) sowie in Flüssen und Bächen (134). In den Fließgewässern im Binnenland zählten die Wasserretter letztmals 2018 (153) mehr Unglücke. Einen Höchststand in den vergangenen Jahren erreichte auch die Opferzahl in den Meeren: 28 Todesfälle in Nordsee (3) und Ostsee (25) gab es in den vergangenen zehn Jahren nicht. In Schwimmbädern ertranken zehn Menschen.
Anteil älterer Opfer gestiegen
Im Altersvergleich ist auffällig, dass insbesondere unter den Menschen in der zweiten Lebenshälfte die Zahl der Todesfälle stieg. Rund 60 Prozent der Opfer mit bekanntem Alter waren älter als 50 Jahre; in den fünf Jahren zuvor traf das durchschnittlich auf die Hälfte der Verunglückten (49,4%) zu. „Die immer neuen Temperatur-Rekorde sind für den Körper sehr herausfordernd. Plötzlich auftretende Herz-Kreislaufprobleme sind im Wasser noch viel häufiger lebensbedrohlich“, erklärte DLRG Präsidentin Ute Vogt. Umso wichtiger sei es, bewachte Badestellen aufzusuchen und keinerlei Risiken einzugehen. Über alle Altersklassen hinweg waren 77 Prozent der tödlich Verunglückten männlich.
Neben Badenden und Schwimmern kommen immer wieder auch andere Wassersportler ums Leben. So zählte die DLRG bisher 30 Personen, die mit Wassersportgeräten wie Kanus oder Stand-up-Paddle-Boards unterwegs waren und tödlich verunglückten. Das Tragen von aufblasbaren Schwimmwesten und andere Sicherheitsvorkehrungen hätten viele dieser Unfälle anders enden lassen können.
Hunderte Leben gerettet
Die Zahl der Ertrunkenen wäre vor allem in den Sommermonaten deutlich höher ausgefallen, wären nicht vielfach Rettungskräfte noch rechtzeitig zur Stelle gewesen. „Allein unsere Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer an Nord- und Ostsee befreiten bis Ende August in rund 230 Fällen in Not Geratene aus der Lebensgefahr im Wasser“, nennt Präsidentin Vogt ein Beispiel. Dem Verband sind etwa noch einmal so viele Rettungseinsätze aus dem Binnenland bekannt. Offizielle Zahlen dazu werden jedoch erst nach dem Jahreswechsel erhoben.
Die ehrenamtlichen Helfer an den Badestellen haben mindestens das Deutsche Rettungsschwimmabzeichen in Silber und einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert. Ihre Fertigkeiten und ihr Wissen weisen sie regelmäßig nach. An den Küsten verrichten zwischen Anfang Mai und Ende September etwa 6.000 Freiwillige einen Dienst am Strand. Dort sind an sieben Tagen in der Woche Rettungsschwimmer im Einsatz. Zudem sorgen rund 49.000 Ehrenamtliche der DLRG an heimischen Seen und in Schwimmbädern für Sicherheit – zumeist an den Wochenenden.
Engagement fürs Schwimmen lernen
Bis zum Ende der Sommerferien in Deutschland ertranken zwölf Kinder zwischen null und zehn Jahren (2023: 13). Damit sind Jungen und Mädchen zwar seltener vom Ertrinken betroffen, die DLRG sieht trotzdem Grund zur Sorge: Die Mehrheit der Kinder am Ende der Grundschulzeit kann nicht sicher schwimmen. „Wer das nicht mehr lernt, bleibt sein Leben lang am, auf und im Wasser gefährdet“, so Ute Vogt. Das zeigten viele Badeunfälle, die überdurchschnittlich häufig Nichtschwimmer und schlechte Schwimmer erlitten. Um das zu vermeiden, brauche es mehr Wasserflächen und qualifizierte Lehrkräfte sowie mehr politisches Engagement. „Nur die Schulen erreichen alle Kinder und müssen in die Lage versetzt werden, Schwimmunterricht im benötigten Umfang durchzuführen.“
Gleichwohl weiß die DLRG darum, dass viele Schulen sich stark engagagieren, um im besten Fall alle ihre Schüler zu sicheren Schwimmern auszubilden. Insgesamt 26 dieser Schulen zeichneten die Wasserretter jetzt mit dem Förderpreis „DLRG & Schule 2024“ aus. Dazu Ute Vogt: „Jede dieser Schulen leistet Besonderes und ist ein leuchtendes Beispiel, das hoffentlich möglichst viele andere zum Nachahmen motiviert. Denn schwimmen zu können gehört einfach zum Leben dazu wie das Lesen, Rechnen und Schreiben.“ So sieht es auch das Lehrpersonal der Fasanenhofschule in Stuttgart. Die Schülerinnen und Schüler der Grundschule genießen einen vierjährigen wöchentlichen Schwimmunterricht, beginnend mi der Wassergewöhnung in der ersten Klasse.